Das echte Log des Phileas Fogg
Ruf des Radschahs, ein hervorragender Schütze zu sein, seine Berechtigung hatte. Nach einem gewissen Captain Moran der indischen Armee galt er als der beste Jäger Indiens.
Gerade hatte Fogg sich entschlossen, den Versuch zu wagen, sich seitwärts zu werfen, weil der Tod auf jeden Fall eine angenehmere Aussicht war als Gefangenschaft, als ein Schatten über ihn fiel. Etwas, das halb dunkel war und halb blitzte, sauste an ihm vorbei und hinab in den Schacht. Als sei es dem Hut eines Zauberkünstlers entsprungen, ragte plötzlich der Griff eines Messers aus der Kehle des Radschahs. Er hatte sich zurücklehnen müssen, um die Waffe auf Fogg zu richten, und dabei seine Kehle entblößt.
Dakkars Blick wurde glasig, dann brach er zusammen. Als der Colt auf den Boden prallte, entlud sich ein Schuß. Ein Soldat stürzte vornüber in Foggs Blickfeld. Der Querschläger mußte ihn getroffen haben.
Unbeeindruckt von der Wendung der Dinge, zog Fogg das Gerät endgültig aus dem Schacht, schaltete den Magneten aus, indem er die Krone der Uhr eindrückte, in deren Gehäuse er sich verbarg, schob den Distorter in eine Tasche, schaltete den Magneten wieder ein und ließ ihn nochmals in den Schacht hinunter, um sich des Colts zu bemächtigen.
»Woher hatten Sie das Wurfmesser?« erkundigte er sich.
»Von einem Mann, den ich vor den Krokodilen gerettet habe«, sagte Passepartout. »Allerdings hätte er nicht die Krokodile, sondern einen gewissen Dickhäuter fürchten sollen.«
Er deutete auf ein grauenhaftes Etwas, das einmal ein Mensch gewesen war, bevor es unter Kiunis Säulenbeine geriet. Das Tier hatte nun von seiner Raserei abgelassen, aber es trompetete noch, und sein Blick war äußerst bösartig. Die Füße, der Rüssel und die Stoßzähne waren mit Blut bespritzt.
»Glänzend«, sagte Fogg, und Passepartout lächelte erfreut.
»Ich habe mehr im Zirkus gelernt als nur Seiltanzen und Purzelbäume, Sir.«
»Offensichtlich.«
»Was nun, Sir, wenn ich mir die Frage erlauben darf?«
»An diesem Ort hält sich ein sehr gefährlicher Mann auf«, sagte Fogg. »Er wäre auch in London der gefährlichste Mann.Überall. Wir müßten ihn töten, aber das ist gegenwärtig unmöglich. Im Gegenteil, wenn wir uns nicht schleunigst zurückziehen, dürften wohl wir es sein, die der Tod ereilt. Obwohl…«
»Ja, Sir?«
»Nichts. Man soll sich nicht in übertriebenem Maße auf Wahrscheinlichkeiten verlassen. Ah, ich sehe die Soldaten durch die Bogengänge kommen. Steigen Sie schnell auf den Elefanten.«
»Ohne Strickleiter, Sir? Nebenbei gesagt, ob mit oder ohne Strickleiter, er sieht nicht so aus, als würde er jemanden aufsteigen lassen.«
»Wenn nicht, bleibt er hier.«
Fogg holte eine andere Uhr aus seinen Taschen. Er nahm daran eine Schaltung vor und steckte den Magneten zwischen sie und den Distorter. Der Magnet hielt die drei Uhren zusammen. Fogg ließ sie ein paar Zentimeter weit in den Schacht hinab; um die Schnur zu befestigen, stand ihm nichts anderes als der Leichnam des Zertrampelten zur Verfügung, aber er hatte nicht mehr die Zeit, um die Leiche neben die Schachtöffnung zu zerren und die Schnur daranzubinden. Die ersten Schüsse aus den Gewehren der Soldaten hallten durch den Dom. Zum Glück befanden die Bundelkunder sich im Zustand der Bestürzung und waren außerdem, wie die Mehrzahl der schlecht ausgebildeten Eingeborenen jener Zeit,miserable Schützen. Überdies besaßen nur fünf davon moderne Gewehre, die anderen lediglich Steinschloßvorderlader mit glatten Läufen, die keine große Zielgenauigkeit erbrachten. Doch sobald genug Männer zur Stelle waren, würde ihre bloße Feuerkraft ausreichen, um die Ziele zu treffen. Der Elefant, da er so groß war, mußte sogar getroffen werden, wenn niemand auf ihn zielte; erst einmal verwundet, würde er sich vielleicht gegen die beiden Männer wenden, die ihm nicht ausweichen konnten, außer ins Becken zu den Krokodilen.
So ruhig, als befände er sich auf dem Schießstand, gab Fogg drei Schüsse aus dem vom Radschah erbeuteten Colt ab. Drei Soldaten fielen. Die anderen wichen zurück in den kärglichen Schutz der Bogengänge. Fogg zog seine letzte Uhr heraus und schleuderte sie auf die Balustrade, wo sie aufschlug, in einen Bogengang schlitterte und dort liegenblieb. Gleich darauf begann sie dicke Rauchwolken auszustoßen. Sie verbreiteten sich rasch über diesen Teil der Balustrade und über das Wasser. Der Luftzug zwischen den Bogengängen und der Falltür im Zenit
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