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Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Titel: Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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die Messstation unseres Gehirns, die feststellt, ob wir in diesem Augenblick Nahrung brauchen, und, wenn ja, gegebenenfalls Alarm schlägt. Und dieser Alarm springt in seltenen Fällen sogar nachts an.
    Bevor wir uns zu unserem nächtlichen Ausflug zum Kühlschrank aufgemacht haben, ist womöglich eine Messung im Hypothalamus vorausgegangen, bei der festgestellt wurde, dass dem Gehirn zu wenig Energienachschub zur Verfügung stand. Tatsächlich arbeitet der LH wie eine Art Energiefühler, der misst, wie viel Glukose im Körper zirkuliert. Die Glukose wird in Gehirnkapillaren in die Nähe des LH transportiert. Um von den LH -Neuronen erkannt und gemessen werden zu können, müssen Glukosemoleküle zuerst die Blut-Hirn-Schranke überwinden, die aus den Innenwänden der Kapillaren gebildet wird. Ihre Aufgabe besteht darin, bestimmte chemische Substanzen, Viren, Bakterien oder fehlgeleitete Botenstoffe von den Neuronen fernzuhalten. Sie schützt so das Gehirn vor biochemischen Fehlinformationen, Infektionen oder Vergiftungen. Die Kapillarwände haben aber Glukoseporen, die Blutzuckermoleküle erkennen und sie in das extrazelluläre Gewebewasser gelangen lassen. Dieses Wasser füllt die Räume zwischen den Neuronen des Hirngewebes. Bildlich gesprochen sind die Hypothalamus-Neuronen Zell-Archipele in einem Meer aus Gewebewasser. Der Zuckergehalt dieses Ozeans in unserem Kopf (also die extrazelluläre Glukosekonzentration) entspricht ziemlich genau der aktuellen Zuckerkonzentration im Blut. Hiermit lässt sich im LH ein sehr präzises Bild der Glukoseversorgungslage im Blut berechnen. Dazu nutzen die Orexin bildenden Neuronen des LH Andockstellen (Rezeptoren), welche die extrazellulären Glukosemoleküle binden können. Wenn diese Andockstellen mit Glukose besetzt sind, geben die Orexin bildenden Neuronen Ruhe. Sind aber die Glukoserezeptoren unbesetzt, fangen diese LH -Neuronen an zu feuern, was zu einer verstärkten Freisetzung von Orexin im Gehirn führt: das Signal, den Body-Pull zu aktivieren. Jetzt gilt es, Energie von außen zuzuführen. Mit anderen Worten: aufwachen, aufstehen, essen.
    Wie sich ein solches Orexin-Signal des Body-Pulls anfühlt, erleben die meisten Menschen – allerdings nicht nachts: Orexin macht auch tagsüber wach, unruhig und schickt uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Dieses Suchprogramm ist faszinierend. Es bewirkt in der Regel, dass wir uns unweigerlich auf den Weg dorthin machen, wo wir nach unseren Erfahrungen schon bei früherer Gelegenheit auf der Nahrungssuche erfolgreich waren: etwa zum heimischen Kühlschrank, zum Snackautomaten im Büro oder zum Bäcker um die Ecke. Je häufiger und ausgeprägter wir diesen Verhaltensmustern nachgehen, desto mehr stellt sich die Frage, ob hinter diesem Impuls etwas Krankhaftes stecken könnte. Der permanente Drang zu essen könnte darauf hindeuten, dass die Gewaltenteilung zwischen den Pulls aus dem Gleichgewicht geraten ist. Mit anderen Worten: Muss der übermäßige Body-Pull einen zu schwach arbeitenden Brain-Pull ausgleichen? Oder immer wieder einem überlasteten Brain-Pull zu Hilfe eilen?
    Tatsächlich deutet ausgeprägtes Body-Pull-Verhalten auf eine Brain-Pull-Inkompetenz des Gehirns hin. Nächtliches Aufwachen und der anschließende Gang zum Kühlschrank sind ein deutlicher Hinweis auf ein Problem mit dem Glukosenachschub für das Gehirn. Es gibt aber noch weitere Symptome, die auf einen geschwächten Brain-Pull hindeuten: zum Beispiel das In-den-Mund-Stecken von Gegenständen, das Kauen am Stift oder das Ziehen an einer Zigarette. Denn Hungergefühle, die aus körperlichen Bedürfnissen entspringen, sind nicht auf ein bestimmtes Lebensmittel ausgerichtet, sie regen uns lediglich dazu an, etwas in den Mund zu stecken. Solche oralen Ersatzhandlungen sind ebenfalls sichtbare Anzeichen einer Energiekrise des Gehirns. Und da zum Beispiel das Nikotin beim Rauchen das Stresshormon Kortisol in die Höhe schnellen lässt, wundert es nicht, dass dieses Ersatzverhalten eine Brain-Pull-Inkompetenz kompensieren kann. Für jemanden, der mit dem Rauchen aufhören will, heißt das: mehr essen, um die Brain-Pull-Inkompetenz auszugleichen – mit der leidigen Folge, dass man mehrere Kilo zunimmt.
    Interessanterweise gibt es einen entscheidenden Unterschied, ob der Brain-Pull von innen (vom Hirn selbst unter Stressbedingungen) oder von außen (zum Beispiel durch das Nikotin der Zigarette) aktiviert wird: Von innen entsteht das Gefühl der Anspannung, von

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