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Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Titel: Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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über den Wert einer Therapie bei Typ-2-Diabetes, welche in erster Linie auf eine Senkung des Blutzuckers abzielt, wird vor dem Hintergrund der ACCORD -Studie nicht mehr zu verhindern sein. Sie auf breiter Front zu führen ist längst überfällig. Sollte sich dabei herausstellen, dass die Risiken wesentlich größer sind als der Nutzen für den Patienten, wird man sich eingestehen müssen, dass es an Hinweisen nicht gemangelt hat – und das nicht erst seit der Veröffentlichung dieser Studie. Vielleicht wird dann auch deutlich, warum die im Science Magazine geäußerten Warnungen, dass die etablierte Theorie zur Entstehung des Typ-2-Diabetes grundsätzlich falsch sein könnte, ungehört verhallten und warum man den Ungereimtheiten bei der Insulinbehandlung des Typ-2-Diabetes ausgewichen ist – weil sie von Anfang an nicht ins Konzept passten.
    Erst in den 1970er Jahren wiesen zwei amerikanische Forscher, der Mediziner Daniel Porte jr. sowie der Psychologe und Physiologe Stephen Woods, experimentell nach, wie das Gehirn und seine Nerven die Freisetzung des Insulins kontrollieren. Gut sechzig Jahre nach Eduard Pflügers Tod bestätigten sie seine Theorie vom Gehirn als Kontrollorgan des Zuckerstoffwechsels. Man sollte meinen, dass diese in der neueren Neurophysiologie gewonnenen Erkenntnisse Einlass in die Konzepte zum Typ-2-Diabetes gefunden oder zumindest die Interpretation von Studienergebnissen, wie die der ACCORD -Studie, beeinflusst hätten. Doch das war nicht der Fall. Was Pflügers Rivalen betrifft, so wird bis in die heutige Zeit alljährlich der hochdotierte »Minkowski-Preis« gestiftet, mit dem die European Association for the Study of Diabetes exzellente junge Wissenschaftler im Bereich der Diabetologie auszeichnet. So begünstigt das Schicksal Minkowski, dessen Nachruhm den seines großen Gegenspielers von damals um mehr als hundert Jahre überlebt hat.

Warum Diäten sinnlos sind

    Wenn der Brain-Pull seine Kraft verliert, sieht sich das egoistische Gehirn gezwungen, neue Lösungsstrategien zu suchen. Als Erstes fordert es zusätzlich Nahrung an, um sein Energieproblem zu lösen. Ist das bereits Ausdruck einer Erkrankung oder vielmehr das Bestreben, ein neues tragfähiges Gleichgewicht herzustellen? Soll man dieses Konzept unterstützen oder wie eine Krankheit behandeln? Was passiert, wenn das Übergewicht kosmetisch oder medizinisch auffällig wird? In vielen Fällen droht dem selbstsüchtigen Gehirn dann eine neue Gefahr: Kalorienreduzierung durch eine Diät.
    »Die 5 besten 1-Tag-Diäten«, »Aroma-Blitz-Diät«, »Apfel-Fit-Diät«, »Weihnachtsmarkt-Diät«, »Die besten Schlank-Suppen« – betrachtet man die Titelseite eines großen deutschen Frauenmagazins, wird man keine Ausgabe ohne ein Diätthema finden. Die Zeitschrift erscheint wöchentlich, das bedeutet, die Leser erhalten bis zu 52 verschiedene Diätvorschläge pro Jahr. Offenbar erfüllt die Chefredaktion mit den Variationen zum Thema Abnehmen ein elementares Bedürfnis. Die Erfahrung zeigt: Kein anderes Titelthema verkauft in diesem Zeitschriften-Segment so gut wie eine Diät. Ein Heft ohne Abnehmversprechen auf der Titelseite würde an Auflage verlieren. Warum aber brauchen die Leser so viele Diätanregungen? Sind sie süchtig nach Diäten? Man kann die Frage auch anders formulieren: Warum interessieren sich so viele Menschen überhaupt noch für Diätprogramme, obwohl sie eigentlich wissen sollten, dass sie enttäuscht werden? Denn die Tatsache, dass eine Zeitschrift bis zu 52 verschiedene Diäten pro Jahr propagiert und damit Erfolg hat, ist ein Ausdruck von Ratlosigkeit auf Seiten der Käufer: Wer Woche für Woche eine neue Strategie braucht, um ein und dasselbe Problem zu lösen, tappt im Dunkeln.
    Überhaupt: Was ist eigentlich eine Diät? Was soll sie leisten, und wie funktioniert sie? Allein schon der Begriff birgt Stoff für Missverständnisse. Der antike griechische Arzt Hippokrates gilt nicht nur als Begründer der Medizin. Er verwendete auch als Erster den Begriff Diät. Im Altgriechischen verstand man unter dem Wort Díaita eine Art, sein Leben zu führen. Dabei hatte auch Hippokrates durchaus eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten im Sinn, etwa Mahlzeiten zu strukturieren, anstatt wahllos zu essen, oder darauf zu achten, nur so viel Nahrung zu sich zu nehmen, bis der menschliche Organismus Sättigung signalisiert. Eine Diät bedeutete viel mehr als kalorienbewusst zu leben – nämlich eine umfassende und

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