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Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Titel: Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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nachhaltige Anpassung des eigenen Lebensstils zum Wohl der Gesundheit. Díaita schloss neben Essen und Trinken auch das Verhältnis von Ruhe und Bewegung ein und von Wachen und Schlafen, den Arbeitsumfang und die Erholung. Rund 2500 Jahre später wurde der Begriff zum Synonym für schnelllebige Strategien zur Gewichtsreduktion und zu einem Milliardengeschäft. Mit dem Heilversprechen, den Körper zu verschlanken, werden nicht nur Zeitschriften verkauft, sondern auch Bücher, Nahrungsergänzungsmittel, kalorienreduzierte Lebensmittel, kostspielige Abnehmkuren. Als Belege für den möglichen Erfolg derartiger Maßnahmen werden häufig »Vorher-Nachher-Fälle« präsentiert. Menschen erzählen, wie sie mit dem Diätprogramm XYZ schlank wurden. Mit Fotos wird der vermeintliche Sieg gegen das Übergewicht eindrücklich dokumentiert.
    Obwohl also der Wunsch bei den meisten Menschen groß ist, schlank zu bleiben oder wieder zu werden, obwohl Diätvorschläge und Abnehmprogramme überall verfügbar sind, obwohl wir Millionen Euro für kalorienreduzierte Nahrung ausgeben, werden wir trotzdem immer dicker. Wer sabotiert eigentlich diese ganzen Abnehmbemühungen?
    Neben der Frage nach der Sinnhaftigkeit einer Abnehmtortur, die in der Regel kaum von Erfolg gekrönt ist, gibt es noch einen sehr beunruhigenden Aspekt, der sowohl in der Wissenschaft als auch in der Öffentlichkeit bisher kaum thematisiert wurde: Sind kalorienreduzierte Diäten gefährlich? Welche – vielleicht sogar irreparablen – Folgen haben sie für unsere inneren Organe, unseren Bewegungsapparat und unser Gehirn? Wo diese Gefahren lauern und wie sie sich auswirken können, wird deutlich, wenn wir uns klarmachen, was im Körper während einer Diät passiert.
    Am Anfang einer Diät steht der Entschluss: Ich will endlich schlanker werden. Fünf Kilo sollen es sein. Genug, den Bauchumfang um eine Kleidergröße zu reduzieren, und trotzdem ein Ziel, das realistisch erscheint. Der wahrscheinlich schon länger gehegte Wunsch, Gewicht abzubauen, manifestiert sich in einem Akt des Willens, dem Körper die Kalorienzufuhr zu drosseln. Diese Entscheidung wird in den Großhirnhälften getroffen. Vom Präfrontalen Cortex und der Amygdala werden entsprechende Befehle an den Hypothalamus gesendet. Dort bringen sie den Brain-Pull auf Touren und unterdrücken den Body-Pull. Doch das Stresssystem, das stets in seine Ruhelage zurückstrebt, rebelliert gegen die Folgen dieser Entscheidung – und das Gehirn wird fortan zum Schauplatz einer schwelenden Auseinandersetzung.
    Krisensituationen sind für unser Gehirn immer eine Art Weckruf. Solange alles läuft wie immer, agiert das Gehirn konservativ und wendet bewährte Lösungen für vertraute Probleme an. Erfinderisch wird das Gehirn vor allem in Krisen: Erst wenn die übliche Vorgehensweise nicht mehr zum Ziel führt, sucht es verstärkt nach neuen Strategien. Eine Diät ist aus Sicht der Hirnregionen, die für die Energieversorgung zuständig sind, zweifelsohne eine Krise, und zwar eine sehr ernstzunehmende. Nehmen wir an, es gäbe einen Krisenstab in unserem Gehirn, der diesen Versorgungsengpass beseitigen soll. Den Brain-Pull als Erstes mobil zu machen, erweist sich als fundamental – denn sonst würde die Energieversorgung des Gehirns nicht ausreichen. Das bedeutet aber auch, dass das sympathische Nervensystem und die Adrenalinausschüttung hochgefahren bleiben und so der Energiebedarf verstärkt aus den Körperdepots gedeckt wird. Der gewünschte Abnehmeffekt stellt sich auf diese Weise zunächst auch ein, aber die Belastung des Brain-Pulls, der sich jetzt wie ein Motor im roten Drehzahlbereich quält, ist hoch. Nur wenn er bis an seine Leistungsgrenze geht, kann es ihm gelingen, durch Mehreinnahmen aus den Speichern das Gehirn zu versorgen. Das heißt, die Krise ist damit keineswegs abgewendet. Daher geht das Gehirn auf die Suche nach neuen Strategien, um sich möglichst mit geringerem Aufwand zu versorgen. Während das Stresshormon Adrenalin permanent eine angespannte Versorgungslage des Gehirns signalisiert, schärft sich die Wahrnehmung für Reize von außen: Gibt es vielleicht eine andere, weniger anstrengende Methode, abzunehmen? In diesem Zustand ist das Gehirn zwar für alternative Diätthemen oder zusätzliche Abnehmtipps besonders empfänglich, doch schnell stellt es fest, dass diese anderen Abnehmstrategien das interne Problem der Energieverknappung nicht lösen. Währenddessen versucht der Krisenstab des

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