Das egoistische Gen
überhaupt niemals hätten existieren sollen. Soweit die Viruserzeuger irgendein identifizierbares Motiv haben, fühlen sie sich vermutlich vage anarchistisch.
An sie richte ich meinen Appell: Wollen Sie wirklich einem neuen hochbezahlten Beruf den Weg bereiten? Wenn nicht, hören Sie auf, mit dummen Memen zu spielen, und stellen Sie Ihre bescheidenen Programmiertalente in den Dienst einer besseren Sache.
7 Ich habe, wie vorauszusehen war, eine Flut von Briefen von Opfern des Glaubens erhalten, die gegen meine Kritik am Glauben protestieren. Der Glaube ist ein derart erfolgreicher Gehirnwäscher in eigener Sache, daß es schwer ist, seinen Griff zu lockern. Bei Kindern wirkt die Gehirnwäsche besonders gut. Doch was ist Glaube eigentlich? Er ist ein Gemütszustand, der Menschen dazu bringt, etwas zu glauben – es kommt nicht darauf an, was –, das durch keinerlei Beweise gestützt wird.
Gäbe es gute Beweise dafür, so wäre der Glaube überflüssig, denn auf Grund dieser Beweise müßten wir es ohnehin glauben. Deshalb ist die so oft nachgeplapperte Behauptung, daß „die Evolution selbst eine Frage des Glaubens ist“, so töricht. Menschen glauben nicht an die Evolution, weil sie aus einer Laune heraus daran glauben wollen, sondern wegen der überwältigenden und jedermann zugänglichen Beweise.
Ich sagte, „es kommt nicht darauf an, was“ die Glaubenden glauben, was den Gedanken nahelegt, daß die Leute total unsinnige, willkürliche Dinge glauben, wie der elektrische Mönch in Douglas Adams’ ergötzlichem Buch Dirk Gently’s Holistische Detektei. Dieser war einzig und allein zu dem Zweck gebaut, das Glauben für uns zu erledigen, und er war sehr erfolgreich darin. An dem Tag, an dem wir ihm begegnen, glaubt er unerschütterlich und allen Gegenbeweisen zum Trotz, daß alles auf der Welt rosa ist. Ich habe nicht vor, jemandem zu beweisen, daß die Dinge, an die er glaubt, Unsinn sein müssen. Sie können es sein oder auch nicht. Entscheidend ist, daß es keine Möglichkeit gibt festzustellen, ob sie es sind, und ebensowenig eine Methode, mit deren Hilfe man einen Glaubensartikel einem anderen vorziehen könnte, denn Beweise werden ausdrücklich gemieden. Vielmehr wird die Tatsache, daß wahrer Glaube keiner Beweise bedarf, als dessen größter Vorzug aufgezeigt; darum ging es mir, als ich die Geschichte vom ungläubigen Thomas erzählte, dem einzigen der zwölf Apostel, der wirklich bewundernswert war.
Glaube kann keine Berge versetzen (auch wenn Generationen von Kindern feierlich das Gegenteil erzählt wird und sie es glauben). Aber er ist in der Lage, Menschen zu derart gefährlichem Wahnsinn zu treiben, daß er sich in meinen Augen als eine Art Geisteskrankheit qualifiziert. Es gibt Leute, die so stark an etwas – was auch immer es sein mag – glauben, daß sie in extremen Fällen bereit sind, dafür zu töten oder zu sterben, ohne die Notwendigkeit einer weiteren Rechtfertigung. Keith Henson hat den Namen „Memoid“ geprägt für „Opfer, die so sehr von einem Mem besessen sind, daß ihr eigenes Überleben unwichtig wird. Man sieht eine Menge solcher Leute in den Abendnachrichten aus Orten wie Belfast oder Beirut.“ Glaube ist mächtig genug, um Menschen gegen alle Bitten um Gnade oder Vergebung, gegen alle Appelle an ihre Menschlichkeit immun zu machen. Er macht sie sogar immun gegen Angst, wenn sie ehrlich daran glauben, daß ein Märtyrertod sie direkt in den Himmel schickt. Was für eine Waffe! Religiöser Glaube verdient ein eigenes Kapitel in den Annalen der Kriegstechnologie, auf gleicher Stufe mit dem Langbogen, dem Schlachtroß, dem Panzer und der Wasserstoffbombe.
8 Der optimistische Ton meines Schlußsatzes hat bei Kritikern, die meinen, er stehe im Gegensatz zum Rest des Buches, Skepsis geweckt. In einigen Fällen kommt die Kritik von doktrinären Soziobiologen, die eifersüchtig die Bedeutung des genetischen Einflusses schützen. In anderen Fällen kommt sie aus einer geradezu paradox entgegengesetzten Ecke, von Hohepriestern der Linken, die eifersüchtig eine ihnen liebe dämonische Ikone schützen! Rose, Kamin und Lewontin frönen in Die Gene sind es nicht einem privaten Popanz namens „Reduktionismus“, und sie nehmen außerdem an, daß alle wirklich guten Reduktionisten „Deterministen“ sind, vorzugsweise „genetische Deterministen“:
Das Gehirn ist für Reduktionisten ein umschriebenesbiologisches Objekt, dessen Eigenschaften die beobachtbaren
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