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Das Ei und ich

Das Ei und ich

Titel: Das Ei und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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sah, machte er seinem Herzen mit einem bedrückten Seufzer Luft. »Fast hätt’s mich erwischt! Fast hätt’s mich erwischt«, stammelte er verstört. »Ja, um Keeeeristi willen, was is denn passiert?« erkundigte sich Maw. Paw blickte wütend auf das Loch im Dach des Melkraums und den umgestürzten Tank und sagte: »Ich wollt ja bloß ’n kleines Stückchen haben, bloß ’n kleines Stückchen, ich könnt ja nicht ahnen, daß der Misttank gerad zusammenbrechen würd!« »Was hast du angestellt, Paw?« wollte Maw jetzt in energischem Ton wissen, und Paw erwiderte grimmig: »’n kleines Stückchen Holz wollt ich haben für die Apfelhürde, und da dacht ich, ich könnt’s aus dem Pfosten beim Melkraum nehmen, die anderen Pfosten würden schon noch halten.«
    »Verdammt, Paw, was für ’ne Schnapsidee, unterm Wasserturm die Stützen wegzuziehen! Was soll ihn denn dann noch halten, he? Die Luft vielleicht?« Wütend ließ sie Paw stehen, und er murmelte weiter vor sich hin: »Nur ’n kleines Stückchen, nur ’n kleines Stückchen.« Elwin war unter seinem Vehikel vorgekrochen, hielt sich die Seiten vor Lachen und grölte: »Ich hab’s kommen sehen, wie der Alte anfing, den Pfosten anzusägen, ha-ha-ha-ha!«
    Am nächsten Morgen stand Mr. Kettle schon vor sieben Uhr an unserer Hintertür. »Ich hab gehört, Sie richten sich ’ne Wasserleitung ein«, sagte er zu Bob, der sich gerade durch den Obstgarten aus dem Staube machen wollte. »Und ich dacht, vielleicht hätten Sie ’n paar hundert Meter Rohre übrig, die Sie nich brauchen können, Oder vielleicht ’n paar Pfosten (am besten welche von vierzig Zentimetern Durchmesser und schon fertig zurechtgehauen für den Wasserturm vermutlich), und dann dacht ich, ob sie mir wohl ’n paar Tage beim Heuen helfen könnten, wir sind schrecklich spät das Jahr, und die Jungen wollen doch nich helfen, und Maw und ich können’s nich allein schaffen.« Bob erwiderte nicht gerade freundlich: »Ich habe keine Rohre übrig, es ist mich hart genug angekommen, das Geld für die vielen hundert Meter Rohre zusammenzukratzen. Und wie ich Ihnen beim Heuen helfen soll, wo ich noch eine Viertelmeile Rohre legen muß, ist mir nicht klar.«
    Paw fühlte sich durch Bobs Antwort keineswegs peinlich berührt, er überlegte nur einen Moment und sagte dann: »Na, ich dachte nur, ’s is nämlich so, daß wir diesen Monat gar nich viel für den Rahm bekommen haben, und da dacht ich, vielleicht haben Sie ’n bißchen zuviel Rohre bestellt und ’s wär doch schade gewesen, die rumliegen zu lassen, wenn ich sie hätt gebrauchen können, nich?«
    Bob drehte sich schweigend um und ging seiner Wege, doch Mr. Kettle ließ sich’s nicht verdrießen, kletterte auf seinen Wagen und winkte mir freundlich zu, als er aus dem Hof fuhr.
    Das Legen der Rohre ging so langsam voran, daß Bob sich entschloß, einen Arbeiter zu Hilfe zu nehmen. Jeff, der Alkoholschmuggler, schickte uns einen guten Kunden von sich, der gerade keine Arbeit hatte. Es war ein fleißiger Bursche, der eine bewundernswerte Vorliebe für vieles und gutes Essen an den Tag legte, aber leider die Gewohnheit hatte, sich nach dem Mittagessen eine Zeitung über den Schoß zu legen, die Hose aufzuknöpfen und dann mit gefalteten Händen und offenem Mund sein Nickerchen zu machen. Selbstverständlich war es sein gutes Recht, nach Tisch auszuruhen, und daß er sich’s bequem machte, war ihm auch nicht zu verübeln, doch ich empfand die aufgeknöpfte Hose als eine Beleidigung meiner fraulichen Würde. Ich nahm mir Bob vor, aber mit dem war natürlich nichts anzufangen. Er grinste nur und meinte, wir könnten von Glück sagen, daß wir so einen guten Arbeiter gefunden hatten, und ob er die Hose zugeknöpft oder aufgeknöpft trug, täte seiner Arbeit keinen Abbruch. Es ging nicht lange, und ich schloß mich Bobs Meinung an, denn mein teurer Gatte wurde krank. Abgesehen von kleineren Unfällen wie zerschundenen Händen oder gequetschten Fingern war dies unser erster Krankheitsfall auf der Farm.
    Eines Morgens, als der Wecker schrillte, erklärte Bob kläglich: »Ich kann nicht aufstehen, ich bin – krank.« Und es stimmte. Bei jedem anderen gewöhnlichen Sterblichen hätte man die Erkrankung als hundsgewöhnliche Erkältung bezeichnet, doch bei Bob handelte es sich um ein geheimnisvolles, noch gänzlich unerforschtes, aber auf alle Fälle schweres Leiden, das aufopfernder Pflege bedurfte. Er stopfte sich soviel Kissen unter den Nacken, daß

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