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Das Ei und ich

Das Ei und ich

Titel: Das Ei und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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vierzig Morgen, das Auflauern, das Treiben des Pumas, das Fast-erwischt-Haben und Dann-doch-nicht-erwischt-Haben und zu guter Letzt Wirklich-erwischt-Haben, das Einkreisen einer Erle, auf die das Tier sich geflüchtet hatte, das Zielen, abermals Zielen, dann Zögern und endlich doch Schießen.
    An die hundert Mal lehnte ich dankend Crowbars und Geoducks Aufforderung ab, auch einen Schluck zu nehmen. Sie schienen sich sämtliche Taschen mit Flaschen gespickt zu haben, denn kaum war eine leer, wurde eine neue hervorgezogen. Sie tranken nach jedem Satz und wischten dann sehr gut erzogen den Flaschenhals an ihren schmutzigen Ärmeln ab, bevor sie mir die Flasche reichten. Bob wollte nicht zurückstehen, und der erlegte Puma nahm an Stärke und Gefährlichkeit immer mehr zu. Als sie den Punkt erreicht hatten, wo es ihnen gleichgültig war, wer den letzten Schuß abgegeben hatte, und einstimmig erklärten, der Puma sei ein ebenbürtiger Partner gewesen, nahm das gesellige Zusammensein ein Ende, und die beiden Swensons verabschiedeten sich, die Jagdbeute, den Hund und ihre Gewehre im Lastwagen mit sich nehmend. Ich ging mit einem sehr netten Liebesroman, der in der Stadt unter vielen, vielen Menschen spielte, ins Bett und atmete tief die wundervolle, weiche Nachtluft ein, die durch die weit geöffneten Fenster ins Zimmer strömte.
    Kurz nach der Pumageschichte brach Bob eines Morgens mit dem Lastwagen auf, um einem Farmer weiter westlich beim Heuen zu helfen. Ich stand noch vor dem Haus und sah dem verschwindenden Gefährt nach, als sich ein Stinktier in die Küche schlich und sich bei Herd häuslich niederließ. Zum Glück befanden sich Sport und der Welpe draußen. Ich sperrte sie in einen leeren Hühnerauslauf und versuchte dann, das Stinktier aus seinem Schlupfwinkel hervorzulocken, indem ich ihm Milch, Fleisch, und als das nicht zog, auch Gemüse und Haferflocken auf die Schwelle legte. Das Biest blinzelte mich höhnisch an und kuschelte sich noch näher an Herd.
    Es war übrigens eine Zibetkatze und kein Skunk, aber die Zibetkatzen sind nur etwas kleiner, an Gestank können sie es mit jedem Stinktier aufnehmen. Das Tier hatte nichts dagegen, wenn ich mich in der Vorratskammer bewegte, aber sobald ich Herd in die Nähe kam, machte es einen Buckel und funkelte mich drohend an.
    Als Bob endlich müde und hungrig heimkehrte, kauerte ich auf der Terrasse und versuchte, Klein-Annes Schoppen über dem schwelenden Feuer brennenden Reisigs zu wärmen. Die stinkende Zibetkatze machte es sich noch immer bei Herd gemütlich. Bob hörte sich meinen Bericht an und ging dann mit lauten Schritten und überlegener Miene durch die Vordertür in die Küche. Die Zibetkatze trollte sich mit eingezogenem Schwanz durch die Hintertür und verduftete im wahrsten Sinne des Wortes im Wald.
    In der Nacht beglückte sie uns abermals mit ihrem Besuch. Wir hörten Sport im Keller, gerade unter unserem Schlafzimmer, anschlagen, und dann drang ein widerlich zäher, penetranter Gestank ins Zimmer – Skunkgeruch! Für eine Woche hielten wir uns nachts die Nasen mit Wäscheklammern zu, und Sport stank noch tagelang, obwohl ich ihn mit scharf riechender Seifenlauge abbürstete.
    Meine Erlebnisse beweisen wohl zur Genüge, daß die Behauptung, wilde Tiere täten einem nichts, solange man sie nicht reize, auf schwachen Füßen steht. Zum Glück endeten unsere Abenteuer alle gut, weil Bob nie die Beherrschung verlor und als Schütze verdient, in die Meisterklasse eingereiht zu werden.

Der Sterilisierapparat, diese Höllenmaschine
    Ende Juni, als das Puma-Abenteuer schon etwas in Vergessenheit geraten war, unternahmen Bob und ich mehrere morgendliche Ausflüge zu der verlassenen Farm und pflückten Unmengen wilder Brombeeren. Damit setzte für mich die Einmachzeit ein, vor der mir angst und bange war. Gelees, Marmeladen, eingemachte Himbeeren, Äpfel, Tomaten, Pfirsiche, Birnen, Pflaumen, Hühner, Wildbret, Rindfleisch, Muscheln, Lachs, Rhabarber, Kirschen, Mais, Gurken und Zwetschgen, alles wurde eingemacht. Im Herbst ächzten die beladenen Vorratsregale unter dem Überfluß von Mutter Natur, und das Schlimme dabei war, daß wir nicht den zehnten Teil von all dem Eingemachten aßen. Einmachen ist ein Zeichen geistiger Verwirrung wie Hamstern. Erst pflanzt man von allem zuviel an, verbringt dann unzählige Stunden in praller Sonne beim Bearbeiten des zuviel Angepflanzten, kauft zu guter Letzt einen Sterilisierapparat und macht – um nichts zu vergeuden

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