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Das Ei und ich

Das Ei und ich

Titel: Das Ei und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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und sich zum gemütlichen Nickerchen in ihre Zimmer begaben. Daß Bob und ich die Hühner besorgten, die Schweine fütterten, aufräumten, kochten und Geschirr abwuschen, während sie die reine, rauch- und staubfreie, klare, appetitanregende Bergluft genossen, scherte sie weiter nicht.
    »Ach, ich finde es entzückend, an so einem altmodischen Waschtrog zu waschen!« flöteten sie. Der altmodische Waschtrog stört mich auch nicht weiter, wenn jemand anders vorher aufsteht und ein altmodisches Feuer anzündet und altmodisches Wasser erhitzt und ich mich dann mit dem tröstlichen Hintergedanken an den Zuber stellen kann, daß ich ja morgen oder spätestens übermorgen wieder in der Stadt bin und in einer hochmodernen Badewanne den ländlichen Duft abspülen kann.
    Als meine Familie uns das erste Mal besuchte, waren sie viel begieriger, die Kettles kennenzulernen, als unsere Farm zu besichtigen. Doch die arme Mrs. Kettle war so eingeschüchtert, daß sie uns in ihre gute Stube geleitete, wo wir alle auf steifen Stühlen saßen und vergebens auf Maws urwüchsige Sprachausdrücke warteten. In ihrem Bemühen, recht vornehm zu sein, begann sie nur zwei Sätze mit »Jeeesus Keerist«. Doch als eine meiner Schwestern mit unschuldigem Augenaufschlag den Christbaumschmuck auf dem Kaminsims bewunderte, entschlüpfte ihr die Bemerkung: »Ach, ich mach mir nichts aus dem verdammten Plunder, aber die Mädchen haben ihn gern«, worauf sie in tödliche Verlegenheit versank und den Mund nicht mehr aufmachte, bis ich sie fragte, wo sie denn den schönen Linoleumbelag gekauft hätte, ich sei gerade auf der Suche nach Linoleum für meine Küche. »Vor zehn Jahren oder so, da kam mal ’n Kerl hier vorbei, und der hatte ’ne Menge Muster und ganz hübsche drunter, und da suchte ich mir aus, was mir gefiel, aber wie das Zeug dann kam, da waren’s nicht die Muster, die ich ausgesucht hatte, und als dann der Kerl ’n Jahr oder so nachher wieder hier vorbeikam, da hab ich ihm gesagt, er soll sich seinen Wanst … er soll sich … er soll sich … « Mrs. Kettle lief feuerrot an und ließ den Satz flattern wie das altersschwache Fliegenpapier an der Decke.
    Elwin kniff die Augen zu, als er den Gästen vorgestellt wurde, und machte sie erst wieder auf, als wir uns verabschiedeten. Nur Paw glänzte mit weltmännischen Allüren. Er kam aus dem Garten hereingestampft, strahlte Stalluft und viel guten Willen aus und putzte seine Schuhe hingebungsvoll ab, um keinen Mist in die gute Stube zu tragen, bevor er sich hereinwälzte, allen herzlich die Hände schüttelte und sich dann auf das glänzende Ledersofa fallen ließ. »Freut mich aber wirklich«, erklärte er nachträglich. Mutter fragte Mrs. Kettle: »Stört es Sie, wenn ich rauche?« und Mrs. Kettle konnte gar nichts erwidern, weil Paw gleich dröhnend einfiel: »Aber nein doch, paffen Sie man ruhig, wenn’s Ihnen Spaß macht, ’ne ganze Kiste von uns aus , he-he-he. Möcht vielleicht jemand ’ne Zigarre?« Und er streckte uns wiehernd seinen zerkauten Zigarrenstummel hin.
    Als unser Haus bereit war, Gäste beherbergen zu können, befand sich Gammy gerade bei ihren Geschwistern in Colorado, weshalb wir darauf verzichten mußten, ihre Meinung von unserer Farm zu vernehmen. Ich bezweifle zwar, daß sie nach dem Abenteuer mit dem Puma überhaupt zum Betreten einer so gefährlichen Gegend zu überreden gewesen wäre.
    Bobs Schwester, die Modezeichnerin ist, kam während dieses zweiten Sommers mit ihrem Künstlergatten auf eine Woche zu Besuch, und sie waren reizende Gäste. Ich heftete mich an sie wie Bratengeruch an den Braten, um mich im Fluidum ihres Intellektualismus zu baden.
    Geoduck Swenson, dieser Engel, lieferte uns kurz vor ihrem Eintreffen einen Sack Dungeneß-Krebse und zwei Eimer Muscheln. Ich stellte auf den Tisch, was Erde und Wasser zu bieten hatten, und das war nicht wenig in diesem gesegneten Land. Außerdem hatte Bob sich von Maxwell Ford Jefferson, dem größten Alkoholschmuggler weit und breit, erstklassigen Whisky besorgt, also waren wir für den Empfang unserer Gäste gut versehen. Jeff konnte auf eine Anzahl berühmter Alkoholschmuggler in seiner Ahnengalerie zurückblicken, doch trank er sonderbarerweise niemals selbst. Er prüfte die Ware, die er verkaufte, indem er die Flaschen anfühlte. Die Flaschen, die er Bob zuletzt verkauft hatte, röchen nicht gar so schlimm und fühlten sich recht anständig an, meinte er.
    Bobs Schwager delektierte sich an den guten

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