Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern
größeres Stück vom Kuchen zu sichern suchten, als ihre Arbeit wert war. Es war deshalb besser, wenn das auftragvergebende Büro sich offiziell auf einem Raumschiff befand, so daß man das Hafen-Sicherheitspersonal schmieren konnte, dafür Sorge zu tragen, daß wenigstens der schlimmste Abschaum keinen Zutritt erhielt.
Das bedeutete zugleich, daß Rafik und Gill eine vertrauliche und abhörsichere Modemverbindung zu Herrn Li würden einrichten müssen, damit er alle Angelegenheiten überwachen konnte.
»Rafik hat genau die Energie, die dieses Projekt hat gebraucht«, sagte Herr Li, wobei er Judit mitfühlend anlächelte und ihre Hand tätschelte, »während ich kann weiterhin beitragen die Weisheit der Erfahrung, die sein junger Kopf noch keine Zeit anzusammeln hatte.«
Judit hatte gerade den Datenträgerstapel entdeckt, der Dehoneys Sendung beigefügt gewesen war, und lud sie mit einem leisen Ausruf der Begeisterung in den Computer.
Beinahe augenblicklich wurden die Skizzen zu dreidimensionalen Zeichnungen, die sich bewegten, während die angestrengte Stimme von Martin Dehoney Erklärungen nachreichte, seine Vision einer Mondstation erläuterte, die neben ihrer Hauptaufgabe als Erzförderzentrum auch als Erholungsort für Urlauber in Frage käme, so umfassend war sie mit Annehmlichkeiten ausgestattet.
»Und schaut euch das an!« rief Gill aus, als Dehoney auf seine Erweiterungspläne zur Sprache kam. »Um die Brandgefahr einzudämmen, schlägt er vor, daß wir kleine, kohlige Asteroiden einfangen und mit ihrem Stickstoff die Stationsluft anreichern.«
»Ganz zu schweigen davon, daß wir, sofern Bedarf besteht, aus derselben Quelle Sulfate und Phosphate gewinnen können, um die Mondmineralien zu ergänzen«, merkte Calum an.
»Wenn du nicht immer so engstirnig darauf versessen gewesen wärst, unser Schiff ausschließlich mit wertvollen Metallen zu beladen, hättest du selbst auf diesen Gedanken kommen können. Wir haben zwischen den E-Typen immer jede Menge kohliger Chondriten links liegen lassen.«
»Ich kann mich andererseits aber auch nicht erinnern, daß du je einen derartigen Vorschlag gemacht hättest.«
»War nicht nötig, um eine Vierermannschaft zu versorgen«, meinte Calum selbstgefällig. »Wenn wir hätten versuchen müssen, Lebenserhaltungs- und Atmosphärensysteme für eine ganze Kolonie zu stabilisieren, hätte ich es selbstverständlich erwähnt.«
»Aber selbstverständlich«, wiederholte Gill mit vor Ironie triefender, gedehnter Stimme.
Sie waren immer noch dabei, die umfangreichen Datenträgerinhalte zu sichten, als Pal hereinkam und verkündete, das Abendessen sei fertig. Als er jedoch ihre hingerissenen Gesichter bemerkte, rief er sehr schnell in der Küche an, um den Haushofmeister zu bitten, noch mindestens eine halbe Stunde mit dem Mahl zu warten.
Taphas Zunge ragte zwischen seinen zusammengekniffenen Lippen vor, als er sich durch das in seinen persönlichen Kom eingebaute Verschlüsselungsprogramm durcharbeitete. Sein Vater war so idiotisch altmodisch, von allen seinen Agenten den Gebrauch einer Chiffrierungsmethode zu verlangen, für die man große Abschnitte der Bücher der Drei Propheten aus dem Gedächtnis zitieren können mußte. Er würde wahrscheinlich einen Anfall bekommen, wenn er wüßte, daß Tapha seinen persönlichen Kom statt dessen so umprogrammiert hatte, daß er alle ausgehenden Botschaften automatisch verschlüsselte, stets unter Verwendung des Ersten Verses des Ersten Buchs als Schlüssel… und trotzdem war damit immer noch mehr Handarbeit verbunden, als es Tapha lieb war. Sobald er die Organisation übernahm, würde eine seiner ersten Veränderungen darin bestehen, das Kommunikationssystem zu modernisieren und ein automatisches Verschlüsselungsgerät einzuführen, anstelle des gegenwärtigen, umständlichen Systems. Hafiz machte sich ohnehin übertrieben viele Sorgen um die Sicherheit. Alles überflüssig, Tapha hatte ja auch bisher für jede Mitteilung, die er von Kezdet aus verschickt hatte, jedesmal den gleichen Codierungsschlüssel benutzt, und es gab keinerlei Anzeichen, daß irgendeine dieser Nachrichten geknackt worden wäre.
Es gab zwar genausowenig irgendein Anzeichen, daß eine davon ihren Empfänger erreicht hatte, aber er wußte einfach, daß sie angekommen sein mußten. Hafiz benahm sich lediglich schäbig und kleinlich, weigerte sich, Tapha die Credits vorzustrecken, die er brauchte, um den Lebensstil führen zu können, der sich für den
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