Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern
triumphierender Schimmer leuchtete in Eva Glatts Augen auf. »In der Tat«, sagte sie süßlich, »habe ich sehr wohl bereits Vorkehrungen getroffen, um einige der Probleme des Kindes zu lösen. Eine chirurgische Korrekturmöglichkeit für das Handproblem ist zwar nicht bekannt, aber dieser entstellende Auswuchs in der Mitte ihrer Stirn kann mühelos entfernt werden.«
»Dieser – Sie meinen, Sie wollen ihr Horn abschneiden?«
explodierte Gill. »Weib, haben Sie Ihren Verstand verloren?
Das ist keine Mißbildung; es ist ein integraler Bestandteil ihres Körpers.«
»Amalgamateds auf dieser Basis stationiertes Ärzteteam ist durchaus befähigt, eine örtliche Betäubung vorzunehmen und jegliche Blutgefäße abzubinden, die in die Mißbildung hineingewachsen sind«, gab Eva steif zurück.
»Ich glaube, Sie verstehen nicht.« Rafik beugte sich über Evas Schreibtisch und funkelte sie mit seinen dunklen Augen eindringlich an. »Acorna ist… nicht… menschlich.
Unterschiede sind keine Mißbildungen. Und ihre Rasse gebraucht dieses Horn. Wir haben bereits festgestellt, daß sie es benutzen kann, um Luft und Wasser zu reinigen, und wir vermuten, daß es entscheidend für ihren Metall-Fernspürsinn ist.«
Eva seufzte. »Ich glaube, daß Sie drei zu lange in Isolation gelebt haben. Sie beginnen schon zu halluzinieren. Was Sie behaupten, ist wissenschaftlich keinesfalls möglich.«
»Wir sprechen aus handfester eigener Erfahrung«, entgegnete Calum.
Eva klopfte auf ihre Schreibtischkonsole. »In meiner Eigenschaft als Leiterin der TT&A werde ich Ihnen allen drei einen längeren Urlaub und einen psychologischen Anpassungskursus verschreiben, bevor man Ihnen wieder erlaubt, mit Firmeneigentum wie der Khedive loszuziehen.
Meine Beurteilung zeigt, daß Sie nicht nur sozial unangepaßt sind, sondern auch an besorgniserregenden Wahnvorstellungen leiden.«
Gill begann erneut durch seine zusammengebissenen Zähne zu zischen, aber Rafik bedeutete ihm, aufzuhören.
»Vergiß die albernen Beleidigungen, Gill. Höchste Dringlichkeit hat vielmehr, diesem Unsinn einer Operation an Acorna Einhalt zu gebieten. Das Horn ist ein integraler Teil von ihr. Ohne es wäre sie verkrüppelt… oder schlimmeres.
Wir werden keinesfalls, unter keinerlei Umständen, unsere Zustimmung für eine Operation geben.«
»Ich glaube, Sie verstehen nicht. Acorna ist nicht mehr länger Ihr Problem. Nach der Operation und dem Förderunterricht wird sie so lange in einem Waisenhaus untergebracht werden, bis man die Eltern identifiziert, die sie im Stich gelassen haben.«
»Den Teufel wird sie!« brüllte Gill. »Wir nehmen sie wieder mit. Auf der Stelle. Werden Sie sie herbringen lassen oder sollen wir losgehen und sie selbst holen?«
»Der Beginn ihrer Operation war für 13.30 Uhr vorgesehen«, sagte Eva Glatt. Sie warf einen Blick auf ihre Armbandeinheit.
»Es ist für Sie zu spät, jetzt noch einen Aufstand zu veranstalten.«
»Beruhige dich, Gill«, meinte Calum, nachdem er auf seine eigene Einheit gesehen hatte. »Es ist jetzt erst 13.45 Uhr. Sie werden immer noch mit der Anästhesie herumprobieren.« Er hockte sich auf eine Ecke von Eva Glatts Schreibtisch, einen Arm lässig über ihre Konsole drapiert. »Aber ich denke, daß Sie uns besser schleunigst erzählen, wie wir zum Operationssaal kommen. Sofort!«
Eine junge Frau mit einem armdicken, über einer Schulter hängenden dunklen Haarzopf trat in das Büro. »Ich glaube, damit kann ich den Herren behilflich sein«, verkündete sie.
Ihre Brust hob und senkte sich, als ob sie gerade gerannt wäre, aber ihr Auftreten war völlig ruhig. »Wie es der Zufall will, habe ich denselben Weg.«
»Das«, erwiderte Gill, »wäre sehr hilfreich. Wir sind allerdings ziemlich in Eile…« Er steuerte das Mädchen in den Gang hinaus, wobei er ihr den Blick auf Eva Glatts Schreibtisch versperrte, während Calum hinter den Schreibtisch schlüpfte und Eva davon abhielt, nach einem der in die Schreibtischkonsole eingelassenen Knöpfe zu greifen.
»Rafik, geh schon mal vor. Ich werde diese – sie im Auge behalten, damit sie nicht etwa auf die Idee kommt, den Stationsschutz zu rufen.« Er stellte Eva Glatt auf ihre Füße und legte seine freie Hand wie eine Klammer über ihren Mund.
»Calum«, warf Rafik ein, »wir haben keine Zeit, eine Gefangene mit uns mitzuschleppen. Aber wir wollen auch nicht, daß sie jemanden alarmiert.« Eva Glatt verdrehte die Augen nach oben, als er sich ihr drohend näherte,
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