Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern
und sackte in Calums Armen schlaff zusammen.
»Nun, das wäre geklärt«, bemerkte Calum erleichtert. »Sie ist in Ohnmacht gefallen.«
»Nein«, widersprach Rafik, »nur aus Furcht schwach auf den Beinen. Ich entschuldige mich hierfür«, sagte er zu Eva, die sich nun wieder kraftlos wehrte, »aber wir haben keinen Zugang zu Ihren wissenschaftlicheren Methoden, um Leute ruhigzustellen.« Seine Faust traf ihre Stirn so schnell, daß sie den Schlag wohl kaum hatte kommen sehen, und dieses Mal fiel sie mit der völligen Entspannung echter Bewußtlosigkeit hintüber.
Gill und das Mädchen, das sich ihnen als Führer angeboten hatte, waren schon ein Stück voraus, als sie aus dem Büro kamen, marschierten in einem nur knapp unter einem Trab liegenden Tempo durch den langen gekrümmten Korridor zur Linken. Rafik und Calum rannten und holten sie an einer Kreuzung ein, wo sie einen Augenblick haltmachten.
»Gerenne«, empfing sie das Mädchen streng, »droht Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Gehen Sie einfach, und zwar so zügig Sie können. Ich schätze, Sie drei sind die Männer, die das außerirdische Findelkind hergebracht haben, ist das richtig?«
»Wenigstens einer hier versteht, daß sie nicht von unserer Art ist«, meinte Rafik, als sie schnellen Schritts die Halle hinunter weitereilten. »Ja. Acorna gehört zu uns. Oder wir gehören zu ihr. Hängt davon ab, aus welcher Warte man es betrachtet. Und es kommt nicht in Frage, daß sie dieser Operation unterzogen wird.«
»Ja. Mein Chef – Dr. Forelle – will ebenfalls, daß das abgebrochen wird. Er müßte bereits angerufen haben, um dafür zu sorgen, daß man so lange wartet, bis ich dort persönlich eintreffe und den Befehl überbringe, sie an unsere Abteilung zu übergeben.«
»Eine Minute mal!« Gill packte das Mädchen am Oberarm.
»Sie wird an uns übergeben, nicht an irgendeine andere Abteilung dieser verdammten Firma.«
»Sie«, sagte das Mädchen, ohne ihr Marschtempo zu verlangsamen, »können Eva Glatts Anordnung einer sofortigen Operation nicht widerrufen. Ich schon.«
»Und wer sind Sie?« fragte Rafik.
»Judit Kendoro, Psycholinguistin. Ich arbeite für Dr. Anton Forelle.«
»Mögen uns die Heiligen beistehen«, rief Gill aus, »arbeitet für Amalgamated eigentlich noch irgend jemand anderer außer Gehirnklempnern?«
»Amalgamated hat beschlossen, die alte MME-Basis als Hauptquartier für die Forschungs- und Personalabteilungen zu nutzen«, erklärte Judit. »Die hier vormals mit unabhängigen Schürfern betriebene Bergbauaktivität wird abgewickelt; Ihre Gruppe ist eine der letzten Kontraktmannschaften, die hier noch eintrudeln. Weiterhin noch eintreffende Drohnenladungen werden von jetzt an zu anderen Stationen umgeleitet.« Trotz des Tempos, das sie alle vorlegten, atmete sie nicht einmal schwer.
»Forelle?« erkundigte sich Rafik. »Der Mann, der unsere Logdateien der ersten Interaktion haben wollte?«
»Ja. Er glaubt – oder hofft –, daß sie eine intelligente Außerirdische ist.«
»Dann ist er auf unserer Seite?«
»Das würde ich nicht unbedingt sagen.« Judit kam schlitternd kurz vor einer Dreiwegegabelung mit in verschiedenen Mustern gelber und grüner Streifen bemalter Korridore zum Stehen. »Er will nicht, daß sie operiert wird, bevor er Gelegenheit hatte, sie zu studieren. Was wollen Sie mit ihr?«
»Uns um sie kümmern«, antwortete Gill.
Judit musterte ihn einen langen Augenblick von oben bis unten und wandte sich dann Rafik zu: »Ich glaube, Sie meinen das sogar ernst.«
»Das tun wir«, bestätigte Rafik.
»Dann – « Sie warf einen Blick in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Calum lag etwas zurück. Judit senkte ihre Stimme. »Lassen Sie nicht zu, daß Dr. Forelle sie bekommt. Er wird in ihrem Gehirn nach Spracherinnerungen herumstochern, ohne sich einen Deut darum zu scheren, was er dem Rest von ihr antut. Es könnte schlimmer sein als die Operation.«
»Was können wir dann tun?«
»Ist Ihr Schiff abflugbereit?«
»Wir haben gerade erst angelegt, wir hätten noch Treibstoff-und Luftreserven, Reparaturen stehen keine an…«
»Dann«, sagte Judit, »tun wir als nächstes folgendes.« Sie umriß ihre Idee.
»Sie vertrauen uns recht bereitwillig«, kommentierte Rafik, als sie fertig war.
»Irgend jemandem muß man ja vertrauen«, erwiderte Judit,
»und… ich hatte ein paar Minuten lang draußen vor der Tür gelauscht, bevor ich Sie in Dr. Glatts Büro unterbrochen habe.
Übrigens, darf
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