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Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern

Titel: Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Margaret Ball
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sich zu lassen«, meinte Rafik und legte den Schweber in eine sanfte Schrägkurve, die sie auf einen gepflasterten, von hohen, mit Bougainvillea bedeckten Mauern umgebenen Rechteckplatz herunterbrachte.
    Er half Acorna und Calum mit der Behutsamkeit aus dem Schweber, wie man sie von einem Neo-Hadithianer seinen zerbrechlichen und wertvollen Frauen gegenüber erwarten würde. »Denk daran«, flüsterte er Calum zu, »sprich nicht!
    Solange du diesen Schleier trägst, ist es Brauch, so zu tun, als ob du eigentlich gar nicht da wärst.«
    Die langen, viellagigen neo-hadithianischen Gewänder aus weißer Polyseide verhüllten Calum und Acorna auf fabelhafte Weise; im grellen Sonnenlicht wirkten sie wie zwei sich bewegende, schillernd weiße Wolken, formlos und ununterscheidbar, ausgenommen daß die eine etwas größer war als die andere.
    Als Gill aus dem Schweber herauskam, schwang ein Abschnitt der bougainvilleabedeckten Mauer wie eine Tür auf und enthüllte einen dunkelhäutigen Mann mittlerer Größe, bei dem Rafiks elegante Gesichtszüge zu einem Bild gefährlicher Wachsamkeit geschärft waren.
    »Du und deine Familie und Gäste sind willkommen in dieser bescheidenen Behausung«, begrüßte er Rafik, wobei er seine rechte Hand in einer raschen Geste von der Stirn über die Lippen zur Brust führte.
    Rafik wiederholte diese Geste, bevor er ihn umarmte. »Onkel Hafiz! Es ist wirklich gütig von dir, uns zu empfangen. Geht es dir gut?« erkundigte er sich, als ob sie sich nicht erst wenige Stunden zuvor schon einmal unterhalten hätten.
    »Tut es, den Drei Propheten sei’s gedankt. Und du, mein Neffe? Bist du gesund?«
    »Gesegnet seien der Hadith und die Offenbarungen von Moulay Suheil«, erwiderte Rafik, »das bin ich, und meine Frauen ebenso.«
    Ein leichter Schatten der Mißbilligung überzog das Antlitz von Onkel Hafiz bei der Erwähnung des Hadith. Aber er beherrschte sich und gab gebührend höfliche Antworten, als Rafik fortfuhr, sich nach der Gesundheit unzähliger Vettern, Neffen und entfernterer Verwandtschaft zu erkundigen.
    Schließlich endeten die Eröffnungsbegrüßungen, Onkel Hafiz trat zurück und lud sie mit einem Wink seiner Hand ein, ihm in den Garten voranzugehen, der sich ihnen jenseits der Mauern offenbarte, von denen die Schweberlandefläche umgeben war.
    Ein Pfad aus tiefblauen Trittsteinen mäanderte dort zwischen blühenden Büschen hindurch. Als Gill auf den ersten Stein trat, drang vom Boden ein klares, reines Mittel-C in die Höhe. Die nächsten zwei Schritte erzeugten ein E und ein G; die Klänge verweilten in der Luft und vereinigten sich zu einem perfekten Akkord.
    »Ihnen gefällt mein Gehweg?« fragte Hafiz mit einem zufriedenen Lächeln. »Womöglich ist das Ihre erste Begegnung mit den Singenden Steinen von Skarrness.«
    »Aber ich dachte, die wären – « Gill schluckte den Rest des Satzes hinunter. Die einstmals berühmten Singenden Steine von Skarrness gab es mittlerweile so gut wie gar nicht mehr, sie waren skrupellosen Sammlern zum Opfer gefallen, die so viele der Steine geraubt hatten, daß die verbliebenen ihren Bestand nicht mehr aufrechterhalten konnten. Aber Rafik hatte ja gesagt, daß Hafiz ein Raritätensammler wäre, und angedeutet, daß er von Skrupeln nicht übermäßig belastet war.

    Es wäre daher wahrscheinlich nicht taktvoll, seinen Gedanken zu Ende zu führen.
    »Ziemlich selten, richtig«, setzte Hafiz seinen Satz fort. »Ich hatte sehr großes Glück, einen perfekt abgestimmten Satz in C-Dur erwerben zu können sowie einen sogar noch selteneren Satz in lydianischer Tonart. Leider sind heutzutage nur noch sehr wenige vollständige Sätze erhältlich.«
    Dank Gaunern wie dir, dachte Gill, aber er brachte es fertig, seine Gedanken für sich zu behalten und ein unbewegtes Gesicht zu wahren.
    Der Gehweg führte sie musikalisch zu einer hohen Mauer aus dunklem Stein, den Hafiz beiläufig als farinesischen Marmor identifizierte. Ein Doppeltor aus verschnörkelter, handgeschmiedeter Metallarbeit öffnete sich auf einen zweiten Garten, dieser auf drei Seiten von einer überdachten Galerie mit Säulen aus dem gleichen farinesischen Marmor umgeben.
    Durch die Säulen hindurch erhaschte Gill einen Blick auf Durchlässe in das schattige Innere einer Residenz mit polierten Böden, geschnitzten Holzvertäfelungen und Seidenvorhängen.
    Hafiz klatschte in die Hände, und mehrere in Roben gewandete Diener tauchten auf, zwei trugen Sitzkissen aus juwelenfarbener Seide, ein

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