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Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern

Titel: Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Margaret Ball
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haßte die Schleier ohnehin; sie scheuerten an ihrer Stirn, wo das wachsende Horn immer noch empfindlich war. Es wäre wahrscheinlich ein noch größeres »Nein«, Calum und Rafik aufzuwecken und sie zu bitten, sie anzukleiden, nicht wahr?
    Der Druck in ihrer Blase klärte die Frage. Auf Zehenspitzen schleichend, um die Schürfer nicht aufzuwecken, schob Acorna die beschnitzte Holztür lautlos gerade weit genug auf, um sich hindurchquetschen zu können. Sie erinnerte sich an den Waschraum, den man ihnen letzte Nacht gezeigt hatte, ein Wunderland aus blauen Fliesen und Strahlen heißen und kalten Wassers und einem nach Minze duftenden, durch Holzleisten aufsteigenden Dampf. Aber an diesem Morgen war keiner da, um das heiße Wasser für sie herauskommen zu lassen, und nachdem sie sich erleichtert hatte, verließ sie daher den Waschraum und ging auf Zehenspitzen zwei Treppenfluchten abwärts bis dorthin, wo sie durch einen offenen Bogengang den Garten sehen konnte.
    Die blauen Steine sangen, als sie auf sie trat, genau wie sie es letzte Nacht getan hatten. Von den süßen klaren Klängen verzückt, ließ Acorna ihre auf der Haut klebende Wickelkleidung fallen und tanzte vor und zurück, improvisierte eine Melodie, indem sie von einem Stein zu einem anderen sprang, und begleitete die Musik der Steine mit ihrem eigenen Gesang. Ihr wurde nicht bewußt, wie laut sie geworden war, bis eine dissonante Note ihre Melodie unterbrach. Sie wirbelte herum und sah Onkel Hafiz am Anfang des blauen Steinpfads stehen.
    Acornas Lied brach ab, und die plötzliche Stille des Gartens ließ sie erschreckt begreifen, wie ungestüm sie gewesen war.
    »Zu laut?« fragte sie zerknirscht. »Wenn ich zu viel Lärm mache, ist das ein großes Nein?«
    »Nicht im mindesten, mein liebes Kind«, besänftigte Onkel Hafiz sie. »Dein Gesang war eine herrliche Unterbrechung einer langweiligen Aufgabe. Nein, nein – « er kam ihr zuvor, als sie verspätet versuchte, das Gewand wieder um sich herumzuwickeln, »es ist nicht nötig, daß du dich mit diesen Dingern abmühst, nicht innerhalb der Familie.«
    »Ich muß bedeckt sein. Hat Rafik gesagt.«
    »Auf den Straßen vielleicht«, stimmte Onkel Hafiz zu, »aber inmitten deiner eigenen Verwandtschaft ist es anders.«
    Acorna dachte darüber nach. »Du bist Ver-wan-schaft?«
    »Und ich hoffe, bald eine wahrhaftig sehr enge Verbindung mit dir zu haben.«
    »Du bist mit mir ver-want?«
    »Ja.«
    »Und ich bin ver-want mit Rafik und Gill und Calum. Also bist du ver-want mit Gill?«

    Onkel Hafiz war so entsetzt über den Gedanken, ein Verwandtschaftsverhältnis mit dem rotbärtigen Ungläubigen unterstellt zu bekommen, daß er nicht einmal daran dachte zu fragen, wer denn Calum wäre. »Äh – ganz so funktioniert es nicht«, wehrte er hastig ab.
    »Wieviel Prozent ver-want mit Gill bist du?«
    »Null Prozent«, antwortete Hafiz heftig und blinzelte dann.
    »Bist du nicht ein wenig jung, um schon Brüche und Prozentwerte zu lernen?«
    »Ich kenne Bruch, Prozent, Dezimal-, Oktal-, Hexadezimalzahlen und modulo«, verkündete Acorna fröhlich.
    »Ich mag Zahlen. Magst du Zahlen?«
    »Nur«, meinte Hafiz, »wenn das Zahlenverhältnis fünf gegen drei oder besser zu meinen Gunsten steht.«
    Acorna runzelte die Stirn. »Fünf geteilt durch drei sind fünf Drittel, sind Eins und zwei Drittel. Ist fünf gegen drei das gleiche wie Einzweidrittel?«
    »Nein, nein, Schätzchen«, widersprach Hafiz. »Die Jungs haben offenbar einen wichtigen Teil deiner Erziehung vernachlässigt. Komm mit nach drinnen. Ich kann es nicht erklären, ohne Bilder zu zeichnen.«
    Als Rafik eine Stunde später die Treppe heruntergestampft kam, überzeugt davon, daß Acorna entführt worden war, während er und Calum geschlafen hatten, war das erste, was er aus dem Arbeitszimmer von Hafiz hörte, eine vertraute Fistelstimme, die eine Frage stellte.
    »Das ist richtig!« Onkel Hafiz klang entspannter, als Rafik ihn jemals gehört hatte, beinahe vergnügt. »Jetzt nimm mal an, daß du Wetten auf ein Rennen entgegennimmst, bei dem der Favorit mit drei gegen zwei läuft. Und du bietest dann ein bißchen bessere Chancen an – wie, sagen wir, sechs gegen fünf
    – «

    »Sechs zu fünf ist viel besser«, hörte Rafik Acorna widersprechen. »Sollte nicht mehr als sieben gegen vier geben.«
    »Schau, es ist nur ein Beispiel, in Ordnung? Angenommen also, du bietest sieben gegen vier. Was passiert?«
    »Viele Leute setzen Wetten bei mir.«
    »Und was

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