Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
Mark.«
    »Von wem?«
    »Von einem gewissen Herrn Arnold Schwenk aus München.«
    »Und woher wissen Sie das so genau?«
    »Weil ich es ihr gebracht habe. Ich bin der Briefträger.«
    Auf der Heimfahrt saß der weiße Spitz Giacomo auf dem Nebensitz und schaute mir interessiert zu. Wenn ich ihn ansprach, wedelte er mit dem Schwanz und leckte sich die lackschwarze Nase. Ich hatte das Gefühl, daß wir ganz gute Freunde werden würden. In meiner Wohnung brannte Licht, und Cornelia lag auf der Couch und schlief. Ich schob ihr vorsichtig den Hund unter den Arm, sie erschrak, Giacomo erschrak auch, Nelly schrie auf, der Hund bellte, und dann polterte Frau Kneißl von nebenan gegen die Wand.
    Als wir uns alle ein wenig beruhigt hatten und ich mit Cornelia zuschaute, wie Giacomo gierig seine Mahlzeit verschlang, erzählte ich ihr, was sich inzwischen ereignet hatte.
    Nelly gähnte und sagte:
    »Dann weißt du ja, wie der Tote heißt: Arnold Schwenk. Er hat dreihundert Mark Miete bezahlt. Meinst du, daß wir es auch noch zu dem Preis bekommen werden?« Und während sie Kaffeewasser aufsetzte, zeigte sie mir ein Blatt Papier. »Da habe ich schon mal aufgezeichnet, wie wir uns einrichten können. Hier, in der Diele...«
    Ich fand meine Ansicht, daß Frauen sehr merkwürdige und sehr unberechenbare Geschöpfe sind, wieder einmal bestätigt. Ein Mord oder zwei bedeuten für sie gar nichts, wenn sie ans Heiraten denken können.
    Es war längst nach Mitternacht, als ich sie heimbegleitete. Ich gab ihr einen Kuß.
    »Nelly — könntest du wirklich in diesem Haus wohnen?«
    »Warum denn nicht, Liebling? Wo gibt’s denn so was noch für dreihundert Mark?«
    »Aber der Tote! Ich würde ihn jedesmal sehen, wenn ich in die Diele käme.«
    »Und ich würde dort, wo der Lehnstuhl stand, immer Blumen in einer Bodenvase haben. Vielleicht verdanken wir ihm überhaupt unser Haus.«
    »Nelly, du bist ein Untier. Ein süßes. Gute Nacht...«

    Ich ging nach Hause, und schon auf der Treppe hörte ich Giacomo bellen. Ich hatte ihn nicht mitgenommen, weil ich weder Leine noch Halsband besaß und fürchtete, er könne mir davonlaufen oder unter ein Auto geraten.
    Statt dessen geriet ich unter die Mieter, die schimpfend vor meiner Wohnungstür standen und sich erst beruhigten, als ich ihnen zusicherte, den Hund künftig nicht mehr allein zu lassen.
    Mein Gott, wie kann sich so ein Hund freuen! Er sprang an mir hoch, wedelte mit allem, was irgendwie beweglich war, und als ich mich an meinen Schreibtisch setzte, um mir ein paar Notizen zu machen und Ordnung in das Geschehen von heute zu bringen, sprang er mir auf den Schoß, rollte sich zusammen und fiepte vor Wohlbehagen leise vor sich hin.
    Eine halbe Stunde später fiepte er dann vor meiner Tür. Ich nahm ihn mit hinunter, und da ich ohnedies nicht müde war, setzten wir ans ins Auto und fuhren zum Polizeipräsidium in der Ettstraße, wo ich bei der Funkstreife ein paar Spezis hatte.
    »Ich brauche den Inhaber eines Autos«, sagte ich. »Es hat die Nummer M — U 77. Der Fahrer hat mich in einer unübersichtlichen Kurve so geschnitten, daß ich beinahe in den Graben gefahren wäre. Ich möchte ihn anzeigen.«
    »Bei einer Anzeige brauchen Sie gar nicht zu wissen, wie der Besitzer heißt. War sie hübsch?«
    Ich nickte, und er verschwand. Nach fünf Minuten kam er mit einem Zettel wieder.
    »Weidmannsheil, Herr Brenthuisen.«
    Ich steckte den Zettel ein und studierte ihn erst draußen im Korridor, vor den roten Plakaten an der schwarzen Tafel.
    »Anna van Straaten, geb. 1946, wohnhaft Ottobrunn, Rotkehlchenweg 19.«
    Anna van Straaten?
    Mir war der Name merkwürdig geläufig. Woher kannte ich ihn? Ich beschloß, mir die Antwort morgen früh bei der Firma COLORAG zu holen.
    In der Telefonkabine gleich neben dem Eingang suchte ich noch im Telefonbuch den Namen Schwenk — Arnold Schwenk, der so pünktlich jeden Monat dreihundert Mark Miete an die Hilbinger geschickt hatte.
    Und ich fand ihn tatsächlich. Er wohnte in Obermenzing. Auch ihn würde ich gleich morgen früh aufsuchen. Und dann konnte ich Inspektor Wendlandt mit netten Neuigkeiten aufwarten.

    Inzwischen war es ein Uhr geworden, aber ich hatte immer noch keine Lust, schlafen zu gehen. Also fuhr ich hinaus zu der Firma COLORAG.
    Es war ein flacher Neubau in Milbertshofen, von einem hohen Drahtzaun umgeben, mit einem asphaltierten Parkplatz, und in der Pförtnerloge brannte Licht. Ich stieg aus, schaute in den kleinen Pförtnerraum, sah

Weitere Kostenlose Bücher