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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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weiß ich...«
    »Kein Wort ist wahr! Dieser Herr...«
    Weiter kam er nicht. Die Resolute sprang hoch, pflanzte sich vor ihm auf und sagte: »Dieser Herr hat gar keine Veranlassung, uns was vorzulügen.« Sie wandte sich an mich. »Ich werde das mit dem Haus klären, und wenn ein Mietvertrag besteht, können Sie an Stelle meines Mannes eintreten. Sofort! Rufen Sie wieder an.«
    »Gern«, sagte ich, trank meinen dünnen Kaffee aus und schlenderte durch den Garten. Als ich in meinen Auto saß, sah ich einen anderen Wagen die Straße heraufkommen.
    Es war eine schwarze Limousine, nur an der Nummer als Polizeiwagen kenntlich. Ich sah den Mann, der im Fond hinter dem Fahrer saß. Inspektor Wendlandt war auf den gleichen Gedanken gekommen. Er hatte die Zahlkartenabschnitte in der Küche der alten Hilbinger gefunden. Der Mann, das Männlein Arnold Schwenk, tat mir jetzt richtig leid.
    Ich mir aber auch. Wer war unser Toter in dem einsamen Haus?
    Während ich in die Stadt zurückfuhr, wurde mir klar, daß ich dem Inspektor immer noch um eine Nasenlänge voraus war.
    Das wollte ich auch bleiben. Und wenn er auf Arnold Schwenk gestoßen war, so konnte er von der >kleinen van Straaten<, die nachts Farbeneimer auf die Dörfer fuhr, noch keine Ahnung haben.
    Der Tagportier der Firma COLORAG war ein noch junger Mann.
    »Sie wünschen, bitte?«
    »Ich muß den Chef sprechen, Herrn Möhnert.«
    »Herr Möhnert ist in Urlaub. Wollen Sie vielleicht mit Herrn...«
    »Lieber mit seiner Sekretärin.«
    »Bitte«, sagte er, wählte eine Nummer und sagte: »Da ist ein Herr...«, er schaute auf das Anmeldeformular, das ich ausgefüllt hatte, »ein Herr Brenthuisen. Er möchte den Chef sprechen. Wie?« Er schaute mich an. »Privat?«
    »Halb und halb«, sagte ich.
    »Ja«, sagte er ins Telefon. »Privat. Er will zu Ihnen, hat er gesagt. Gut.«
    Er hängte ein. »Durch die Glastür, eine Treppe hoch, dort steht Anmeldung.«
    »Danke«, sagte ich und machte mich auf den Weg.
    An der Tür mit den Goldbuchstaben Anmeldung klopfte ich und trat ein.
    Ein junges Mädchen mit lackschwarzem Haar saß hinter einem quergestellten Schreibtisch, der wie eine Barriere wirkte. Graue, sehr schöne Augen schauten mich weder neugierig noch ablehnend an. Das Mädchen fragte: »Sie wollen Herrn Möhnert in einer Privatangelegenheit sprechen? Ich bin seine Sekretärin. Worum handelt es sich?«
    »Darf ich mich setzen? Im Stehen plaudert es sich so schlecht.«
    »Ich weiß nicht, ob ich Zeit habe, um mit Ihnen zu plaudern«, ein Blick auf meinen Anmeldezettel, »Herr Brenthuisen.«
    »Bestimmt. Besonders, wenn der Chef in Urlaub ist. Ich komme nämlich von der Versicherung.«
    »Von welcher Versicherung.«
    »Wegen des gestohlenen Wagens mit der Nummer M — CH 347-«
    »Das ist nicht meine Sache.« Sie griff zum Telefon. »Ich werde Sie...«
    Ich legte rasch meine Hand auf ihre.
    »Nichts werden Sie, Kindchen. Wir wollen doch keinen Wirbel machen. Wir haben den Wagen gefunden.«
    Sie zog ihre Hand weg. Ihre grauen Augen wurden um eine Schattierung dunkler.
    »Dann melden Sie das bitte unserem Herrn...«
    »Eben nicht. So begreifen Sie doch: der Wagen war gar nicht gestohlen. Der Junior hat ihn sich — ausgeborgt. Zu einer kleinen Vergnügungsfahrt. «
    »Nein!«
    Eine Sekunde schien sie die Fassung verloren zu haben, dann war sie wieder so kühl wie ein unbenutztes Bügeleisen.
    »Der Junior«, sagte ich eindringlich, »der junge Herr Möhnert ist mit seiner Freundin zu einem hübschen, kleinen Haus am Hofoldinger Forst gefahren. Oder — wissen Sie ganz genau, daß Ihr Chef in Spanien ist?«
    Sie starrte mich an. Eine ganze Weile starrte sie mich wortlos an. Und je dunkler ihre grauen Augen wurden, desto blasser wurde ihr sonnenbraunes Gesicht. Endlich sagte sie: »Was wollen Sie eigentlich?«
    »Ich will nur wissen, ob Herr Möhnert senior wirklich in Spanien ist.«
    Sie griff nach einer Postmappe, schlug sie auf und hielt sie mir hin.
    Eine bunte Ansichtskarte aus Barcelona. Eine klare, männliche Handschrift auf der Rückseite:

    Ihnen und der ganzen Geschäftsleitung herzliche Urlaubsgrüße!
    Ihr W. Möhnert

    Ich schob die Mappe mit der Ansichtskarte zurück.
    »Ein sehr liebenswerter Chef, nicht wahr?«
    »Ja. Sagen Sie mal, was wollen Sie eigentlich?«
    »Eigentlich? Eigentlich wollte ich Sie etwas fragen.«
    »Mich? Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an.«
    »Ich möchte wissen, ob Sie einen Ausfahrer in der Firma haben.«
    »Natürlich«, sagte sie.

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