Das einsame Haus
von Walther Möhnert in der Führerschein- oder Paßkartei.«
Wendlandt sprang auf.
»Sie meinen...«
Ich öffnete die Tür.
»Es hat schon Fälle gegeben, wo ein Sohn den Vater umgebracht hat. Oder haben Sie das nicht gewußt, Inspektor?«
Als ich unten zu meinem Wagen kam, steckte ein Zettel hinter dem Scheibenwischer.
Kommen Sie heute abend zum Monopteros im Englischen Garten.
4
Ich starrte den Zettel an. Vor ein paar Stunden hatte ich auf ähnliche Art eine andere Nachricht bekommen.
Machen Sie nicht noch mehr Menschen unglücklich
Lassen Sie Fräulein van Straaten in Ruhe
Der Hund ist in guten Händen
Papier und die Druckbuchstaben stammten zweifellos von derselben Person. Von einer Person, die über jeden meiner Schritte bestens unterrichtet zu sein schien, die immer wußte, wo sie mich finden konnte. Vielleicht verfolgte sie mich?
Ich nahm mir vor, von jetzt an öfters in meinen Rückspiegel zu schauen.
Ich wurde meinen Wagen nach längerer Parkplatzsuche endlich am Lenbachplatz los, setzte mich vor das Espresso, bestellte mir einen Capucino, rauchte und versuchte, Ordnung in all das zu bringen, was ich bisher herausgefunden hatte.
Merkwürdigerweise kam ich immer wieder auf Cornelias Theorie zurück. Der junge Möhnert und Anna van Straaten...
Ich zahlte und fuhr nach Obermenzing hinaus, wobei ich fürchtete, Inspektor Wendlandt könne mir diesmal zuvorgekommen sein.
Als ich aber vor dem Gartentor parkte, konnte ich weit und breit kein Auto entdecken, das Wendlandts Wagen ähnlich sah.
Neben dem schmiedeeisernen Gartentor standen zwei aus Klinker gemauerte Säulen, eine davon mit einem Messingschild: Möhnert.
Darunter das kleine Gitter einer Sprechanlage. Das Tor war verschlossen, ich klingelte. Ein kurzes Knacken, dann eine Frauenstimme: »Wer ist da?«
»Hans Brenthuisen.«
»Ja, und?«
»Ich möchte Frau Möhnert sprechen.«
»In welcher Angelegenheit?«
»Ich wollte mich nur mal mit Frau Möhnert über ihren Mann unterhalten. Besonders interessiere ich mich dafür, mit wem er sie betrügt, und ob er...«
»Kommen Sie ‘rein!« rief die Frauenstimme, und im gleichen Augenblick surrte der Türöffner.
Der Garten war groß und gepflegt, der Fahrweg zur Garage mit feinem Kies bestreut, der Rasen kultiviert, und die Blumen in den Beeten blühten üppig. Sie stand in der Haustür und erwartete mich. Ich hatte eine Frau in reiferen Jahren erwartet, aber was da vor mir stand, konnte nicht viel älter als fünfundzwanzig sein.
»Frau Möhnert?«
»Ja.«
Sie trug ihr rotes Haar hoch aufgetürmt, war schmal wie ein Teenager, und ihre dunklen Augen waren hart wie Kohle. Nur ihr Mund war weich und fraulich. Wir mochten uns vom ersten Augenblick an nicht leiden.
»Was für einen Blödsinn haben Sie da geredet?« fragte sie. »Wer sind Sie überhaupt, und was wollen Sie von mir?«
»Ich bin Reporter. Würden Sie mir ein paar Fragen beantworten? Aber vielleicht nicht hier, sondern lieber drinnen.«
»Betrifft es meinen Mann?«
»Wenn Sie die Frau von Walther Möhnert — ich meine den Senior — sind, dann betrifft es tatsächlich Ihren Mann.«
Sie zog die Augenbrauen, fein rasierte Striche, ein wenig hoch. Ein dünnes, böses Lächeln spielte um ihren vollen Mund.
»Hat er Ihre Frau verführt? Oder Ihre Freundin? Das würde mich nicht im geringsten interessieren.«
Ich grinste sie an.
»Sie haben eine nette Art, sich mit Fremden zu unterhalten. Können wir uns nicht irgendwo hinsetzen und vielleicht dabei einen kleinen Drink nehmen?«
Jetzt lächelte sie wirklich, gar nicht mehr böse.
»Kommen Sie schon ‘rein.«
Sie ging mir voraus durch eine mittelgroße Diele, die von unten bis oben mit Teakholz getäfelt war, und öffnete mir die Tür zum Wohnzimmer, von dem aus man einen wundervollen Blick auf den Garten, die Blumen und natürlich auch auf den Swimmingpool hatte.
»Bitte«, sagte sie. »Setzen Sie sich. Whisky? Gin? Cognac?«
Ich starrte auf das Bild. Es stand auf einer alten Bauernkommode an der linken Wand. Ein Foto. Ein Foto des toten Mannes im einsamen Haus!
»Gin, bitte«, sagte ich. »Wenn er nicht vergiftet ist.«
»Wie?«
»Nichts. Das ist also Ihr Mann?«
»Ja, wenn Sie nichts dagegen haben.« Sie stellte die Flasche und zwei Gläser auf den Tisch. Ich schenkte ein, wir tranken einen Schluck, und dann sagte ich:
»Ihr Mann ist tot, Frau Möhnert.«
Sie stellte das Glas auf den Tisch, öffnete eine Silberdose und nahm sich eine Zigarette heraus. Aus den
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