Das einsame Haus
zusammengebraut hat.«
»Sie braucht nur das Gift gemacht zu haben, aber sie braucht nicht gewußt zu haben, wo und wie es verwendet wird.«
»Schmeckt mir nicht, Inspektor.«
»Mir auch nicht.« Er warf mir einen langen Blick zu. »Haben Sie nicht ausgeschlafen?«
»Nicht direkt. Außerdem war ich heute schon in Milbertshofen.«
»Bei der COLORAG?«
»Ja.«
»Wissen die etwas?«
»Nur, daß ihr Chef, Herr Walther Möhnert, auf Urlaub in Spanien ist. Aber der Nachtportier hat behauptet, der Junior würde sich den Wagen oft heimlich ausleihen.«
»Der Junior? Haben Sie etwa mit dem auch schon gesprochen?«
»Nein, noch nicht.« Ich grinste ihn herausfordernd an. »Aber ich sehe jetzt ein, daß dies ein grober Fehler von mir war.«
»Wirklich, Brenthuisen, die Welt könnte ohne Reporter so schön sein. Ihr habt bestimmt auch schon bei der Austreibung aus dem Paradies irgendwo im Gebüsch gehockt, dumme Fragen gestellt und Aufnahmen gemacht. Ich habe immer noch keine Ahnung, wer der Tote ist.«
»Da gibt es eine Vorzimmerdame, eine Chefsekretärin, die hat eine herrlich bunte Ansichtskarte aus Barcelona bekommen, von ihrem Chef Walther Möhnert.«
»Hat uns ja schon der Nachtportier gesagt, daß Möhnert in Urlaub ist. Aber die Sache mit dem Junior interessiert mich. Hat der sich wirklich den Wagen ab und zu unter den Nagel gerissen?«
»Man erzählt sich bei der COLORAG so was.«
»Wie alt ist Möhnert?«
»Senior? Soviel ich ‘rauskriegen konnte, etwa fünfundfünfzig.«
»Und der Junior?«
»Keine Ahnung. An Ihrer Stelle würde ich ihm mal auf den Zahn fühlen. Frauen haben einen feinen Sinn für Bettgeschichten. Cornelia meint, der Junior war mit einem Mädel draußen in dem Haus, und da ist der Mann, der das Mietgeld unter dem Namen Arnold Schwenk geschickt hat, dazugekommen, und da haben sie ihn umgebracht. Vielleicht hat er sie erpreßt?«
Wendlandt sah aus, als habe er eine Gräte im Zahnfleisch stecken.
»Frauen!« Er nahm den Telefonhörer auf und sagte: »Eine Liste über alle Möhnerts, die es in München und Umgebung gibt, bitte.« Dann wandte er sich wieder zu mir: »Könnte eine Lösung sein, nicht? Gift hat man nicht zufällig bei sich. Aber man kann es sich organisieren, wenn man schon lange erpreßt wird und keinen anderen Ausweg mehr sieht. COLORAG — Farbenfabrik — Labor —, könnte alles stimmen, was meinen Sie?«
»Es könnte.«
Er schüttelte den Kopf, nahm die Brille wieder ab und rieb sich die kurzsichtigen Augen.
»Es könnte auch...«
Das Telefon unterbrach ihn. Er nahm den Hörer ab, meldete sich und hörte eine Weile schweigend zu, wobei er sich etwas aufschrieb. Dann sagte er: »Vielen Dank, das ist sehr interessant für uns. Danke, Ende.«
Er legte auf.
»Das Haus hat gar nicht von jeher der Hilbinger gehört. Ich habe einen Beamten zum Grundbuchamt geschickt. Es gehörte früher einem Baron van Straaten.«
»Ich weiß«, nickte ich. »Heute morgen habe ich mit seiner Witwe gesprochen.«
»Mensch, wie machen Sie das nur? Woher wußten Sie das?«
Ich nahm mir sein Zigarettenpäckchen und zündete mir eine an.
»Ich gehe in Wirtshäuser und unterhalte mich mit Leuten, die gern ein Glas Bier trinken. Einer aus dem Dorf hat das gewußt.«
»Komisch«, sagte Wendlandt tiefsinnig. »Und wenn die Polizei fragt, wissen sie immer gar nichts.«
»Vielleicht hat sich der Werbeslogan vom Freund und Helfer noch nicht überall herumgesprochen. Die alte van Straaten ist unergiebig. Sie weiß, daß ihr Mann das Haus gebaut hat, und sie weiß auch, daß er es eines Tages verschenkt hat. Aber sie behauptet, von einer Frau Anna Hilbinger nichts zu wissen. Sie lügt sehr vornehm, aber sie ist der Typ, der früher auch mit glühenden Zangen und Daumenschrauben nicht zum Sprechen zu bringen war. Ihr könnt die alte van Straaten auslassen.«
»Danke«, sagte er säuerlich. »Sie, Brenthuisen, wären nicht dieser Typ. Leider sind mir Daumenschrauben während des Dienstes verboten. Aber Sie wissen noch etwas.«
»Allerdings. Ich kombiniere wenigstens.«
»Darf man daran teilhaben?«
Ich stand auf.
»Gewiß. Die COLORAG ist ein großer Laden. Man kommt nur mit einer schriftlichen Anmeldung hinein und wieder heraus. Es werden dort fast dreihundert Leute beschäftigt. Und da schreibt der Chef Ansichtskarten, leutselige Ansichtskarten aus seinem Urlaub? So einen Chef möchte ich mal kennenlernen. Wenn Sie mich fragen, Inspektor: vergleichen Sie doch mal den Toten mit den Fotos
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