Das einsame Haus
Und woher weißt du das?«
»Nur eine Frau bringt es fertig, einfach >heute abend< zu schreiben. Wann ist das denn? Jetzt? In einer Stunde? Oder später? Jeder Mann hätte, weil er vernünftig denken kann, eine Uhrzeit angegeben.«
Cornelia zog eine Grimasse.
»Dieser Waschmittelwurm — er ist ein Wirrkopf. Ihm würde ich das glatt zutrauen. Deshalb ist er auch gekommen. Er hat dir auf der Straße aufgelauert und wollte sich vergewissern, ob du...«
Ich hielt mir die Ohren zu.
»Nelly, klemm dich hinter die Makkaroni und laß mich bis dahin allein nachdenken!«
»Wie du willst«, sagte sie spöttisch. »Aber die Folgen hast du dir dann auch allein zuzuschreiben.«
Ich hatte zum Nachdenken nicht lange Zeit. Mein Telefon klingelte. Ich hob ab und hörte eine Männerstimme.
»Herr Brenthuisen?«
»Ja, am Apparat.«
»Wir treffen uns heute abend am Monopteros. Ich habe vergessen, eine Zeit zu vereinbaren. Wann würde es Ihnen passen?«
Er stieß leicht mit der Zunge an, und ich überlegte mir krampfhaft, ob ich diese Stimme schon einmal gehört hatte. Ich sagte: »Ich kann mich ganz nach Ihnen richten. Worum handelt es sich überhaupt?«
»Um den Fall Möhnert natürlich. Sagen wir zehn Uhr?«
»Zweiundzwanzig Uhr, einverstanden. Und wie erkenne ich Sie?«
»Nicht nötig, ich kenne Sie. Es wird Sie bestimmt interessieren.«
»Vermutlich.«
Er hängte ein. Und alles, was ich über ihn wußte, war nur, daß er sonst bestimmt nicht mit der Zunge anstieß.
Ich sauste in die Küche, wo Cornelia gerade einen riesigen Topf Wasser aufgesetzt hatte und die langen, italienischen Makkaroni hineintat.
»Nelly, es ist doch keine Frau. Ich habe mich gerade mit einem Mann verabredet. Er hat gesagt, er hätte die Uhrzeit auf dem Zettel vergessen.«
Cornelia zuckte mit den Schultern und gab Salz ins Wasser.
»Geht mich alles nichts an, Hans. Ich verstehe ja nichts davon.«
Ich nahm sie am Arm.
»Komm, trinken wir einen zur Versöhnung.«
Wir gingen ins Wohnzimmer, ich holte meinen Schwarzwälder Kirschwasser aus dem Schrank, zwei Gläser dazu und — ließ eins davon fallen. Noch in der Luft wollte ich es auffangen, es zerbrach mir in der Hand und ich schnitt mich in den Finger.
»Scherben bringen Glück«, sagte Cornelia und klebte mir was auf die kleine Wunde.
Dann tranken wir jeder ein Gläschen, und hinterher noch eins. Cornelia deutete auf das Etikett der Flasche.
»Ein blutiger Fingerabdruck, so schön, wie ihn die Polizei kaum in ihrem Album hat. Natürlich hat Arnold Schwenk selber angerufen.«
»Ich glaube nicht. Es war trotz des leichten Zungenschlags nicht seine Stimme.«
»Na schön, ich werde dir beweisen...«
Telefon!
Inspektor Wendlandt. Er war böse.
»Wer hat Ihnen erlaubt, Brenthuisen, Ihre Weisheit an die Abendzeitung zu verkaufen? Ich wollte über den Mord an Möhnert noch nichts bekanntgeben.«
»Ich hab’s nicht getan«, sagte ich. »Ich bin genauso überrascht gewesen. Aber ich kann feststellen, woher sie diese Information haben.«
»Würde mich interessieren. Sonst was Positives?«
»N — ein, eigentlich nicht.«
»Wir haben inzwischen festgestellt, daß dieser Arnold Schwenk gelogen hat. Er war tatsächlich im Haus, jedenfalls haben wir ein paar Fingerabdrücke als seine identifizieren können.«
Ich tat überrascht.
»Ach nein? Na, dann haben Sie vermutlich schon den Mörder.«
»Ich weiß nicht, Brenthuisen. Wir waren vorhin bei ihm, aber er war nicht da. Seine Frau wußte angeblich nicht, wohin er gegangen war.«
Natürlich, er war ja bei mir gewesen. Ich sagte: »So’n Pech. Fahndung?«
»Ein Beamter in Zivil steht vor seiner Tür, ich warte noch eine Stunde, dann lasse ich nach ihm fahnden.«
»Viel Glück, Inspektor. Dann hat Cornelia womöglich doch recht.«
»Womit?«
»Sie behauptet, Schwenk sei der Mörder.«
Eine Sekunde Schweigen, dann seine Stimme: »Und woher kennt sie ihn? Sie kann doch — Moment mal —«
Es dauerte eine Weile, ich hörte Papier knistern und halblaute Stimmen, dann sagte Wendlandt: »Der Schriftgelehrte sagt, die Zahlkartenabschnitte seien tatsächlich von Arnold Schwenk geschrieben. Damit hätten wir den Beweis, daß er das Haus nicht nur kennt, sondern sogar die Miete dafür bezahlt hat. Na Prost, jetzt brauche ich nur noch die Verbindung zum Motiv. Warum hat er Möhnert vergiftet?«
»Das möchte ich auch gern wissen. Haben Sie Frau Möhnert schon gesprochen?«
Er seufzte.
»Das steht mir anschließend bevor. Ich habe einen
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