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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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bis an den oberen Rand meines wundervollen Daumenabdrucks.«
    Wendlandt schüttelte versonnen den Kopf und murmelte: »Und jetzt steht der Spiegel fast einen Zentimeter drüber. Also hat jemand was dazugeschüttet.« Seine Augen richteten sich auf Cornelia. »Sie vielleicht?«
    »Ich? Ich habe noch nie...«
    »Doch!« unterbrach ich sie triumphierend. »Du bist so ein Aufräumteufel. Du hast schon einmal einen Rest Wodka in eine Ginflasche gekippt, nur um die Wodkaflasche wegwerfen zu können!«
    Sie fauchte verächtlich.
    »Das war vor einem Jahr, Herr Inspektor. Die feinen Unterschiede zwischen klaren Schnäpsen hat mir erst Hans beigebracht.« Sie hob drei Finger. »Ich schwöre, daß ich heute abend...«
    Wendlandt winkte ab.
    »Schon gut.« Er wandte sich an mich. »Sie waren also am Monopteros?«
    »Ja.«
    »Wann sind Sie weggefahren, und wann kamen Sie zurück?«
    »Ich bin gegen dreiviertel zehn fortgefahren und — vor etwa einer Dreiviertelstunde zurückgekommen.«
    »Dann haben Sie morgen einen Schnupfen. So lange hält es kein Mensch am Monopteros aus. Oder waren Sie noch woanders?«
    »Ich... ich war noch in Solln. Ich wollte sehen, ob Sie Arnold Schwenk tatsächlich erwischen.«
    »Wir haben ihn vor zwei Stunden draußen geschnappt. Teufel noch mal, lassen Sie sich doch nicht jeden Wurm einzeln aus der Nase ziehen.« Er deutete auf die Flasche. »Schließlich sieht es doch tatsächlich so aus, als hätte man Sie auch vergiften wollen.«
    Ich wollte mir wirklich nicht alle Würmer aus der Nase ziehen lassen und überlegte, wie ich noch ein paar behalten konnte, als mir Cornelia unbeabsichtigt zu Hilfe kam.
    »Ist doch klar, Herr Inspektor. Er hat sich mit dieser kleinen van Straaten amüsiert. Ist mir lieber, er tut’s jetzt noch, als wenn wir erst verheiratet sind.«
    Ich senkte meinen Kopf, womit man im Fernsehen allgemein Schuldbewußtsein vortäuscht, und Wendlandt schien zufrieden. Er wandte sich an Cornelia.
    »Und wie war das mit diesem verrückten Anruf?«
    Sie deutete mit spitzem Zeigefinger auf mich.
    »Er war noch keine Viertelstunde weg, als das Telefon klingelte. Sie waren am Apparat und...«
    Wendlandt hob die Hand.
    »Ich habe Ihnen unten schon gesagt, daß ich Sie nicht angerufen habe.«
    »Es klang aber genauso«, sagte Cornelia bockig. »Jedenfalls dachte ich, Sie wären es. Der Mann sagte auch, daß Sie es sind, und ich hab’s eben geglaubt.«
    »Gut«, nickte Wendlandt sanft. »Was hat der Mann gesagt?«
    »Sie sagten, ich solle doch bitte sofort zu dem einsamen Haus hinausfahren, es hätten sich völlig neue Gesichtspunkte ergeben, er wolle sich nicht auf deine —«, sie deutete wieder auf mich, »— deine Aussage verlassen, sondern lieber noch mein Urteil hören. Ich solle gleich losfahren, es könne aber sein, daß ihr —«, sie deutete auf Wendlandt und mich, »— ihr aufgehalten werdet, ich solle dann eben eine halbe Stunde warten. Ich habe da draußen fast eine Stunde in meinem Wagen gehockt, gewartet und mich schrecklich gegrault.«
    Wendlandt stand schweigend auf, untersuchte eingehend das Schloß an meiner Wohnungstür, schüttelte den Kopf, ließ sich meine Lupe geben, untersuchte nochmals und schüttelte wieder den Kopf.
    »Keinerlei Spuren von Gewalt«, sagte er. »Wer außer euch beiden hat noch einen Wohnungsschlüssel?«
    »Niemand«, sagten wir gleichzeitig.
    »Irrtum«, sagte er. »Jemand muß noch einen haben. Sonst wäre er nicht ohne jede Spur hereingekommen. Vielleicht läßt sich das morgen feststellen.«
    Er kehrte in mein Wohnzimmer zurück.
    »Haben Sie eine alte Zeitung, Brenthuisen?«
    Ich gab ihm eine, und er wickelte die Flasche ein.
    »Bis morgen vormittag wissen wir Bescheid«, sagte er. »Wer hat übrigens die Abendzeitung verständigt?«
    »Eine Frau, sie rief anonym an, und ein Reporter hat sich die Meldung von einer Ihrer Dienststellen bestätigen lassen.«
    »Eine Frau? Der Teufel soll’s holen, das paßt mir wieder gar nicht ins Konzept.«
    »Haben Sie denn schon eins?« wollte Cornelia wissen.
    »Einige. Aber überall fehlt noch etwas. Gute Nacht, ihr zwei.«
    Er ging hinaus, und als ich mich umdrehte, bekam ich von Cornelia ein nasses Handtuch mitten ins Gesicht. Dazu sagte sie:
    »Ich küsse nicht gern einen Kerl, der womöglich wirklich mit der kleinen van Straaten geknutscht hat.«
    Und nachdem sie mein Gesicht sterilisiert hatte, küßte sie mich doch und flüsterte mir ins Ohr: »Wetten, daß die Kleine die Mörderin ist, und ihr

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