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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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sie hat mir etwas gebracht.«
    Er atmete sichtlich auf.
    »Ah, also a Gaudi, ha?«
    »Ja — ja, so könnte man es auch nennen. Wie hat sie denn ausgesehen?«
    »Fesch. Sehr fesch.«
    »Wie alt?«
    »No, im Schätzen bin i schlecht, Herr, und wenn’s so ang’malt san, dann weiß man nie nix Gewisses. Aber so ganz jung war’s halt nimmer.«
    »Blond?«
    Er überlegte scharf.
    »I glaub net, vielleicht eher braun.«
    »Oder rot?«
    »Ja, rot kann’s auch g’wesen sein.«
    »Himmel noch mal, braun oder rot?«
    »Braun oder rot?« antwortete er sinnierend. »Ja mei, so genau hab’ i da net Obacht gegeben. Aber blond war’s net, dös könnt ich beschwören, weil i nämlich auf blond steh.«
    »Also gut. Sie ist zu Ihnen gekommen und hat gesagt, sie hätte den Wohnungsschlüssel vergessen, und ihr Mann sei auch nicht zu Hause, und Sie sollten ihr die Tür aufschließen?«
    »Genauso war’s, Herr. Und dann, wie mir das Schloß offen g’habt haben, hat’s mir zehn Markln gegeben.«
    »In der Diele?«
    »Ja, und dabei muß mir mein Hut... und weil ich heute früh grad vorbeigekommen bin, hab’ i mir denkt, holst ihn dir gleich wieder ab.« Er wandte sich befriedigt wieder zur Tür und winkte mir leutselig zu. »Also dann, grüß Gott, wenn nix g’stohln worden ist, dann is ja net schlimm.«
    Ich zog mich an, hinterließ eine Nachricht für Cornelia und setzte mich in meinen Wagen. Vermutlich kannte ich meine Frau Gemahlin bereits.

    Ich hielt unmittelbar vor dem breiten, geschmiedeten Gartentor in Obermenzing, stellte mich vor die Sprechanlage und klingelte. Es meldete sich niemand.
    Ich spähte in den Garten, ob ich vielleicht das Kind oder Frau Möhnert entdecken konnte, aber ich sah nichts. Ich hörte auch nichts. Folglich zündete ich mir eine an und überlegte. An ihrer Stelle, so dachte ich, und mit ihrem Geld würde ich auch nach einem Mordversuch in Urlaub fahren, um dort das Ergebnis abzuwarten. Und das Kind würde ich natürlich mitnehmen, mein Anwalt regelte ja hier inzwischen meine Erbschaft.
    Also, kalkulierte ich, stand das Haus jetzt leer.
    Ein leeres Haus, das von einer Frau bewohnt worden war, die mich absolut umbringen wollte, ein solches Haus muß man sich näher anschauen.
    Merkwürdigerweise war das Gartentor diesmal nicht verschlossen, was mir mein Vorhaben, zumindestens juristisch gesehen, erleichterte.
    Ich ging durch den Garten um das Haus herum, sah den weißen Gummischwan melancholisch und verlassen im Swimming-pool schaukeln, und dann entdeckte ich in der Garage den großen, chromblitzenden Amerikaner. Also, dachte ich, ist sie mit einem kleineren, weniger auffälligen Auto getürmt, womöglich sogar mit der Bahn.
    Auch die Haustür war nicht verschlossen. Sie mußte es verdammt eilig gehabt haben.
    Und während ich durch die unteren Räume ging — sehr teuer eingerichtete Räume mit viel angelegtem Kapital auf den Böden —, dachte es in mir hin und her. Sie mußte irgendeinen Kerl in der COLORAG haben, der ihr half. Der ihr das Gift braute, der mich angerufen hatte, der ihr vielleicht auch den schweren Walther Möhnert draußen in dem einsamen Haus abgenommen hatte. Ich mußte mich anschließend in der COLORAG umsehen, ob dort auch jemand plötzlich in Urlaub gefahren ist...
    Im oberen Stockwerk lag fast genauso viel Kapital auf den Fußböden, das Badezimmer war schwarz gekachelt, und auf dem Frisiertisch im Ankleidezimmer entdeckte ich einen Lippenstift am Boden. Wenn mich nicht alles täuschte, hatte ich schon einen solchen Lippenstift gesehen: er hatte in dem Wagen des toten Herrn Möhnert gelegen. Sonderbar, daß Mörderinnen immer ihre Lippenstifte irgendwo liegenlassen...
    Ich wickelte ihn in ein Stück Papier, steckte ihn ein, um ihn später Inspektor Wendlandt zu geben, und dann ging ich ins Schlafzimmer...
    Sie lag auf dem Boden, ein wenig zur Seite gedreht, und auf dem dicken grünen Teppich war ein großer brauner Fleck.
    Ein Sonnenstrahl spielte mit ihrem roten Haar. Sie sah so friedlich aus, als ob sie schliefe.
    Neben ihrem Bett stand ein Ölbild, und über ihrem Bett war ein kleiner Tresor in die Wand eingelassen, dessen Tür offen stand. Er war so leer wie eine Kirche am Rosenmontag.
    Ich ging ins Wohnzimmer hinunter und rief Inspektor Wendlandt an. Kaum hatte ich mich gemeldet, sagte er: »Na, Sie haben vielleicht Schwein gehabt! Ein Gläschen hätte genügt, um einen Ochsen umzuschmeißen.«
    »Nikotin?«
    »Ja. Dieses Frauenzimmer muß eine Großproduktion in

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