Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
nicht«, sagte sie wie im Traum. »Man wird sie nicht finden, weil sie in Paris lebt.«
    »Man fahndet auch in Paris nach ihr. Aber in Wirklichkeit wird etwas ganz anderes passieren.«
    »So? Was denn?«
    »Irgendeine Frau wird sich melden, oder irgendwelche Leute werden sich melden und sagen, daß sie diese Frau kennen. Und dann spätestens wird Inspektor Wendlandt dahinterkommen, daß Sie ihm einen Bären aufgebunden haben. Sie und Ihre Mutter.«
    »Ich verstehe nicht, was das bedeuten soll. Meine Mutter...«
    »Ich habe heute nachmittag mit ihr gesprochen. Sie war draußen in dem einsamen Haus. Es war ein ganz guter Trick mit diesem Foto: Sie rechneten damit, daß man bei Ihnen eine Haussuchung veranstalten würde, und Sie rechneten damit, daß die Polizei dieses Foto finden und nach dieser Frau fahnden würde, statt nach Ihrer Mutter. Dadurch sollte Ihre Mutter Zeit gewinnen, um nach Paris zurückzukehren. Anna — wann hört ihr endlich auf, immer mehr Unheil zu stiften?«
    »Und wann, Herr Brenthuisen, hören Sie endlich auf, sich in unsere Angelegenheiten zu mischen? Sie allein sind schuld! Es wäre alles glatt und ohne Komplikationen verlaufen, wenn Sie nicht dazwischengekommen wären.«
    »Das war ein Zufall, nicht meine Absicht.«
    »Sie hätten die Möglichkeit gehabt, sich herauszuhalten.«
    »Anna! Überlegen Sie, was Sie da sagen! Sind Sie wirklich bereit, einen Mord zu decken, ihn gutzuheißen und dem Mörder zu helfen?«
    »Der Mord geht mich nichts an. Ich helfe nur meiner Mutter.«
    »Sie wissen, daß es Ihre Mutter war, die Walther Möhnert vergiftet hat?«
    »Ja, das weiß ich. Und ich bin nicht der einzige Mensch auf der Welt, der versteht, warum sie es getan hat.«
    »Ich weiß, Freddy Möhnert versteht es auch. Mir ist der Gedanke beinahe unerträglich, daß Ihre Mutter eine Mörderin sein soll. Ich glaube es einfach nicht.«
    »Das ist Ihre Sache. Die Polizei scheint anderer Ansicht zu sein. Wird man mich schwer bestrafen, wenn ich meine Mutter nicht freiwillig ans Messer liefere?«
    »Kaum. Man wird sich in Ihrem Falle mit einer formalen Bestrafung begnügen. Vermutlich wegen bewußter Irreführung der Polizei. Übrigens habe ich Ihre Mutter in Sicherheit gebracht.«
    »Sie wollen... Wirklich... Wo ist sie?«
    »In Sicherheit vor Buchinger. Er hat auf sie geschossen. Er hat Angst vor ihr, das heißt, vor ihrer Aussage. Er will ihr auch noch den Mord an Vera Möhnert in die Schuhe schieben.«
    »Sie wissen gar nichts«, sagte sie. »Buchinger liebt meine Mutter. Er hat sie schon geliebt, als mein Vater noch lebte, er hat sich um sie gekümmert, hat ihr den Aufenthalt in Paris ermöglicht, und jetzt sollte er... Himmel, sind sie blind.«
    »Möglich, Anna. Aber denken Sie an das berühmte blinde Huhn, das auch einmal ein Körnchen findet. Wer sollte denn Vera erschossen haben?«
    »Das weiß ich nicht. Das sind zwei völlig getrennte Sachen. Ich weiß nur, daß es weder Buchinger noch —«
    »Noch?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber Buchinger hat vor meinen Augen auf Ihre Mutter geschossen. Das schwöre ich Ihnen. Und wenn Sie wollen, fahre ich jetzt sofort mit Ihnen zu Ihrer Mutter, sie wird es Ihnen bestätigen. Ich möchte euch beide dazu bringen, endlich reinen Tisch zu machen. Was immer die Gründe Ihrer Mutter zu diesem verzweifelten und schrecklichen Schritt gewesen sein mögen — man wird ihr mildernde Umstände anrechnen. Davon bin ich überzeugt. Der wahre Mörder heißt Buchinger.«
    »Würden Sie mich wirklich zu meiner Mutter bringen?«
    »Selbstverständlich. Sie ist in einer kleinen Pension, ich kenne die Besitzer, sie ist dort gut aufgehoben — wenigstens eine Zeitlang.«
    »Bitte bringen Sie mich zu ihr. So schnell wie möglich.«
    »Und Sie versprechen mir, vernünftig zu sein? Wir beide können Geschehenes nicht mehr ungeschehen machen. Wir können aber ein noch viel größeres Unglück verhüten. Werden Sie endlich auf mich hören?«
    »Ja, ja«, sagte sie drängend. »Bitte — fahren wir.«

    Ich fuhr mit ihr zur Stadt, bog linkes in den äußeren südlichen Ring, ließ meinen Wagen am Stadion vorbei den Hang hinunterrollen und hielt mich rechts der Isar- bis zum Tierpark. Erst auf der buckeligen alten Isarbrücke fing Anna zu sprechen an.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie das tun? Sie werden doch bestimmt Schwierigkeiten mit Wendlandt haben, wenn er herausfindet, daß Sie wissen, wo sich meine Mutter aufhält.«
    »Sie wissen doch, Anna, was Symbiose ist? Ein Krebs

Weitere Kostenlose Bücher