Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
Ihnen das wert?«
    Er holte ein zweites Glas, goß es voll und schob es mir hin. Dann setzte er sich und schlug die Beine übereinander. Er trug hauchdünne schwarze Seidensocken und schwarze Lackschuhe zur schwarzen Smokinghose.
    Er hob sein Glas.
    »Ihr Wohl, Herr Brenthuisen!«
    Ich schaute ihn über den Rand meines Glases an.
    »Auf eine gute Verständigung, Herr Buchinger.«
    Wir tranken, dann fragte er, als spreche er über das Wetter:
    »Und was hat sie Ihnen gesagt?«
    »Alles. Sie sagte, daß Walther Möhnert ihren Mann ruiniert habe, wozu er gefälschte Bilanzen verwendete. Sie sagte, daß Sie der einzige Mensch wären, der ihr damals half, weil Sie sie liebten. Sie sagte, Sie hätten ihr geholfen, nach Paris zu gehen und dort zu leben. Bis sie zurückkam, um sich an Walther Möhnert zu rächen. Das paßte in Ihre Pläne, denn Ihr Vertrag war beinahe abgelaufen, und Möhnert hätte ihn nicht mehr erneuert, weil Sie inzwischen ein Verhältnis mit seiner zweiten Frau angefangen hatten. Frau van Straaten kam Ihnen gerade recht. Sie arrangierten eine Zusammenkunft zwischen ihr und Walther Möhnert in dem einsamen Haus draußen, und Sie sorgten dafür, daß der Gin mit Nikotin vergiftet war. Sie liebten Antonia Paola nicht mehr, aber als Werkzeug war sie Ihnen recht. Nachdem das Unglück passiert war, verlor die Frau den Kopf, was Sie wiederum ausnützten. Sie luden sie ein, hier bei Ihnen zu wohnen und nahmen ihre Pistole, um Vera Möhnert zu erschießen, die sofort Lunte gerochen hatte. Zugleich wollten Sie die Dokumente beseitigen, wurden aber durch Freddy Möhnert daran gehindert. Schließlich bekamen Sie es mit der Angst zu tun und schossen auf Antonia. Drei Morde und eine fahrlässige Tötung — ich meine die alte Hilbinger —, das ist viel, nicht wahr?«
    Er hatte mir schweigend zugehört, dann überlegte er eine Weile. Endlich sagte er: »Und Sie glauben diesen Unsinn wirklich? Ich habe alles nur Erdenkliche versucht, ihr die verrückte Idee auszureden, aber sie wollte sich unbedingt an Möhnert rächen. Sie schlug ihm eine Aussöhnung vor, und bei der Gelegenheit hat sie ihn vergiftet. Sie...«
    »Woher hatte sie das Nikotin?«
    »Das wird Ihnen die kleine Anna verraten können. Anna war ja ursprünglich im Labor beschäftigt, sie hatte jederzeit Zutritt.«
    »Schön. Und wie ging es dann weiter?«
    »Sehr einfach. Ich wollte erstens in diese ganze Geschichte nicht verwickelt werden, zweitens liebte ich Antonia wirklich.«
    »So? Deshalb haben Sie alles unternommen, um den Fall so undurchsichtig wie möglich zu machen. Sie haben mich angerufen und zum Monopteros bestellt?«
    »Genau. Antonia fühlte, daß Sie allein ihr gefährlich werden würden. Und damit natürlich auch mir. Wir beschlossen gemeinsam, Sie aus dem Wege zu räumen.«
    »Ausgezeichnet. Ein Fehlschlag, wie Sie sehen. Und weiter, warum mußte Vera Möhnert sterben?«
    »Weil sie die Vorgeschichte und die Bilanzen kannte. So, wie der Karren nun mal lief, mußten wir damit rechnen, daß sie es uns verübeln würde, daß wir ihren Mann umgebracht haben. Außerdem war sie krankhaft eifersüchtig auf Antonia Paola. Sie hätte keine Ruhe gegeben, bis Antonia verhaftet worden wäre. Das konnten wir nicht riskieren. Antonia Paola hat sie erschossen.«
    »Mit ihrer kleinen Pistole?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe sie nie gefragt, womit.«
    »Weiter. Was passierte dann? Es lief doch alles in Butter, oder?«
    Er machte die Andeutung einer Verbeugung zu mir hin.
    »Wenn Sie nicht gewesen wären, Brenthuisen. Schade, daß es mit dem Nikotin nicht klappte. Sie gaben einfach keine Ruhe.«
    »Also sind Sie zu mir gekommen nach dem Motto: Haltet den Dieb! Sie wollten damit von sich ablenken?«
    »Das wollte ich. Aber plötzlich spielte Antonia verrückt, als sie erfuhr, daß man ihre Tochter und Freddy verhaftet hatte und ihnen alles in die Schuhe schob. Du lieber Himmel, ich habe mit Engelszungen auf sie eingeredet, aber sie blieb so stur, wie nur eine Frau stur sein kann. Sie wollte zur Polizei und sich stellen. Damit wäre ich natürlich auch dran gewesen, und Sie werden verstehen, daß ich damit nicht einverstanden war. Ich fuhr ihr nach zum einsamen Haus. Natürlich sah ich Ihren roten Sportwagen draußen stehen. Das machte mich nervös, weil ich nicht wußte, was sie Ihnen schon alles vorgelogen hatte.«
    »Und da haben Sie sie erschossen?«
    Er goß sein Glas wieder voll. Seine schmale, gepflegte Hand zitterte nicht.
    »Natürlich«,

Weitere Kostenlose Bücher