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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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sagte er. »Was sollte ich sonst tun? Sie hat doch genug in der Weltgeschichte herumgemordet, finden Sie nicht? Warum sollte sie mich auch noch ans Messer liefern?«
    Ich schlürfte bedächtig den Rest Whisky aus meinem Glas und fragte:
    »Und wie soll die Geschichte nun weitergehen?«
    Er antwortete mir mit einer Gegenfrage:
    »Hat die Polizei die... die Bilanzen gefunden, die Freddy aus dem Safe genommen hat?«
    »Ja.«
    »Dann ist alles gut, Brenthuisen. Sie wird sich ein Bild machen können, weshalb Antonia den ehemaligen Teilhaber ihres Mannes ermordet hat. Die Hilbinger zählt nicht, die ist aus Versehen gestorben. Dann hat sie noch den Mordversuch an Ihnen — Wendlandt weiß doch davon, oder?«
    »Ja, davon weiß er.«
    »Und schließlich wird man feststellen, daß Vera Möhnert mit Antonias Pistole erschossen worden ist. Wendlandt wird sich die Hände reiben, daß sich alles so wundervoll aufgeklärt hat. Man wird feststellen, daß es bei der Polizei auch fähige Beamte gibt, es wird allgemeines Wohlgefallen herrschen. Wieviel verlangen Sie?«
    »Sie sind viel zu klug, um zu zahlen, Buchinger. Sie würden jetzt zu jeder Summe ja sagen und mich bei der nächsten Gelegenheit umlegen. Die Fähigkeit dazu haben Sie mir eben nachgewiesen. Was schlagen Sie mir vor? Wie kann ich mich dagegen absichern?«
    Er dachte mit der ungerührt eiskalten Miene eines Geschäftsmannes darüber nach, dann sagte er:
    »Erpresser sind nur gefährlich, wenn sie Dummköpfe sind und nicht wissen, wann Schluß ist. Sie sind kein Dummkopf, Brenthuisen. Wenn Sie wollen, können Sie das als Kompliment auffassen. Ich schlage Ihnen vor, wir treffen uns übermorgen am Zug nach Paris. Ich gebe Ihnen zehntausend Dollar in bar, und Sie verschwinden aus Deutschland. Das ist ein faires Angebot, wenn Sie bedenken, daß diese Unterhaltung unter vier Augen stattgefunden hat, daß es also keine Zeugen gibt, und daß ich in der Lage bin, Zeugen und Alibis zu kaufen, soviel ich will.«
    »Die Sie viel billiger hätten haben können.«
    Er biß sich auf die Lippe. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Daß alles gelogen ist, was Sie mir erzählt haben. Ich habe die lückenlosen Beweise, daß Sie allein der Mörder sind. Es war Ihr Fehler, mir so viel zu bieten. So was tut ein Geschäftsmann nicht, wenn er etwas billiger haben kann. Sie hätten nur einmal mit einer Ihrer Sekretärinnen ins Bett zu gehen brauchen, und die hätte jeden Meineid für Sie geschworen.« Ich hob die Hand. »Nein, lassen Sie Ihre Pistole ruhig unter dem Kissen, es hätte keinen Sinn, mich auch noch zu erschießen. Mein Bericht ist fix und fertig. Ein Kollege hat ihn in einem verschlossenen Umschlag mit der Weisung, ihn morgen früh dem Inspektor zu übergeben, falls ich ihn bis dahin nicht zurückfordere.«
    Er legte die schwere, automatische Pistole behutsam vor sich auf den Tisch, was die Situation für mich nicht viel freundlicher machte. Und nun zitterten seine Hände doch...
    »Also«, sagte er verdrießlich. »Was also wollen Sie wirklich?«
    »Daß der Mörder bestraft wird. Sonst nichts.«
    »Sie Idiot. Ich erhöhe mein Angebot auf das Doppelte.«
    »Zwanzigtausend Dollar? Für einen Personalchef einer mittleren Farbenfabrik ein ganz schöner Batzen. Und wenn ich mich nun von Ihnen verabschiede, jagen Sie mir eine Kugel ins Kreuz. Dann haben Sie bis morgen früh Zeit, zu türmen.«
    »Gar keine so schlechte Idee. Ich werde...«
    Ein leises Summen aus dem Nebenzimmer, das nur durch einen Wandvorsprung vom Wohnzimmer getrennt war, unterbrach ihn. Er schaute mich fragend an.
    »Gehen Sie doch ans Telefon«, sagte ich. »Ich denke nicht daran, Ihnen inzwischen fortzulaufen.«
    Er griff nach seiner Pistole, richtete sie auf mich und ging rückwärts zu dem schweren Renaissance-Schreibtisch im Nebenraum. Ich sah, wie er den Hörer abnahm und hörte, wie er sich meldete.
    Und dann sah ich das Erschrecken in seinem Gesicht, und seine Stimme hatte die verblüffende Sicherheit verloren.
    »Wer?« keuchte er. »Du? Ich dachte... nein, natürlich nicht. Dieser gottverdammte Pinscher hat... aber Liebling, das ist doch alles... wann? Um zwölf?« Er schaute auf seine goldene Armbanduhr. »Ja, Liebling, das kann ich schaffen. Natürlich komme ich.«
    Er hängte unendlich langsam ein, dann kam er unendlich langsam auf mich zu. Sein Gesicht war wutentstellt.
    »Du mieses Stück von einem Zeitungsschmierer! Weißt du, mit wem ich gerade gesprochen habe?«
    Ich nahm mich zusammen, um so

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