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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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ruhig wie möglich zu erscheinen. »Ich denke mit Antonia Paola.«
    »Du wolltest mich ‘reinlegen, was?«
    »Genau das. Leider konnte ich mich mit Antonia nicht mehr absprechen. Soll ich nun die Polizei anrufen, oder wollen Sie es selber tun? Das würde für Sie vielleicht einmal lebenslänglich weniger bedeuten.«
    Ich dachte fieberhaft darüber nach, wie ich Antonia vor einem Zusammentreffen mit Buchinger warnen konnte. Aber es fiel mir nichts ein.
    Ich hatte auch gar nicht mehr länger Zeit, darüber nachzudenken, denn Buchinger war blitzschnell an meiner Seite, und ich spürte den Schlag auf meinen Kopf nur noch im Unterbewußtsein.
    Merkwürdig — ich empfand keinen Schmerz...

10

    Den Seinen gibt es der Herr angeblich im Schlaf. Ich gehöre offensichtlich nicht zu den Seinen, denn mir hat noch niemand was im Schlaf gegeben, und wenn ich schon mal träume, dann von unbezahlten Rechnungen.
    In dieser Nacht von Montag auf Dienstag erfreuten mich nicht einmal unbezahlte Rechnungen. Ich schlief traumlos und schwer, irgend etwas tat mir schrecklich weh, aber dieser Schmerz ließ sich nicht lokalisieren.
    Und als ich aufwachte, war es heller Morgen, ich lag auf einem wundervollen, echten Täbris, und allmählich wurde mir auch klar, wo dieser Täbris lag: in Buchingers Wohnzimmer.
    Ich hatte Kopfschmerzen und eine Zunge aus Plüsch, hinter meinem linken Ohr war eine schmerzhafte Beule gewachsen, und meine Knochen waren steif.
    Ich setzte mich mühsam auf, dachte mühsam nach, und ganz allmählich fiel mir ein, was sich ereignet hatte.
    Diese Erinnerung steigerte mein Mißbehagen noch mehr. Ich konnte nun Wendlandt anrufen und ihm sagen, daß uns der Mörder Buchinger durch die Lappen gegangen war, weil ich mich für einen klugen Kopf gehalten hatte. Und dann konnte ich anschließend meine Schreibmaschine ins Leihamt bringen, in mein Manuskriptpapier Butterbrot einwickeln und versuchen, einem geordneten Beruf nachzugehen. Vielleicht brauchten sie in München bei der Trambahn noch Schaffner.
    Buchinger war getürmt!
    Langsam kam ich auf die Beine, stolzierte steif durchs Zimmer, öffnete eine Tür, sah ein Schlafzimmer mit einem unbenutzten Doppelbett, fand das Badezimmer und schöpfte mit beiden Händen kaltes Wasser an mein Gesicht. Ich spürte die Bartstoppeln, griff nach Buchingers bereitliegendem Elektrorasierer, steckte den Stecker in die Dose und...
    Wie viele Männer besitzen zwei Rasierapparate?
    Wenn ein Mann, ein Mörder, ein Mörder mit ziemlich viel Geld — wenn er also stiften geht, wahrscheinlich ins Ausland, dann wird er doch einen kleinen Koffer mitnehmen. Vielleicht auch einen großen. Und was tut er da hinein, auch wenn er ein reicher Mörder ist? Ein paar Hemden, eine Zahnbürste, einen Reserveanzug, Taschentücher und natürlich seinen Rasierapparat.
    Buchingers Rasierapparat war noch da.
    Auch seine Zahnbürste.
    Das kalte Wasser tat allmählich seine Wirkung, ich bekam Sehnsucht nach Cornelia und einem heißen Kaffee.
    In der Küche fand ich alles, was ich zu einer Tasse Kaffee brauchte, und während ich Wasser heiß machte, rief ich Nelly an. Es war halb acht. Sie konnte gerade noch zu Hause sein.
    Sie war es aber nicht. Ich ließ es lange klingeln, aber sie meldete sich nicht. Um ganz sicherzugehen, rief ich meine eigene Nummer an, aber auch dort meldete sich Cornelia nicht.
    Schließlich versuchte ich es in ihrem Laden. Die Inhaberin war schon da, aber Cornelia noch nicht.
    Folglich blieb mir nur der heiße Kaffee.
    Und was würde ich tun, wenn plötzlich die Tür auf ging und Buchinger in seine Wohnung zurückkam?
    Endlich tat ich das, was allein mir noch zu tun übrig blieb: ich rief Wendlandt im Präsidium an, erfuhr aber, daß er schon fortgefahren sei. Wohin? Zur Großhesseloher Brücke? Ein Selbstmörder? Na schön, ich rufe später noch mal an.
    Erleichtert atmete ich auf. Es war mir noch eine kurze Gnadenfrist vergönnt, ehe meine Blamage aktenkundig wurde.
    Mehr und mehr lichtete sich der Nebel in meinem Kopf, so daß ich plötzlich wieder wußte, mit wem Buchinger sich um Mitternacht verabredet hatte: mit Antonia Paola van Straaten. Mir war, als sehe ich jetzt noch sein satanisches Gesicht, als er auf mich zukam, kurz bevor er mich niederschlug. Er hatte inzwischen Antonia Paola umgebracht! Ich mußte sofort in die Pension hinüberfahren und mit Anna sprechen.
    Ich verließ Buchingers Haus, mein Wagen stand noch dort, wo ich ihn gestern abend geparkt hatte. Und wieder einmal

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