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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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pflanzt sich eine Seerose auf den Rücken und schleppt sie mit sich herum. Die Seerose bewahrt ihn durch ihre giftigen Fangarme vor einem Angriff, dafür profitiert sie von denen, was er zu fressen übrig läßt. Sie sind beide aufeinander angewiesen. Wendlandt ist einer der wenigen Polizeimenschen, der erkannt hat, daß die Zusammenarbeit zwischen Presse und Polizei auf einem ähnlichen Verhältnis beruhen muß, wenn sie fruchtbar sein soll. Ich profitiere von seinen großen Fängen für meine Zeitung, er wiederum weiß, daß ich Verbindungen habe und Wege gehen kann, die ihm seine Vorschriften versagen. Ich glaube nicht, daß Ihre Mutter eine Mörderin ist.«
    Ganz leise fragte sie: »Und wenn doch? Würden Sie sie dann der Polizei ausliefern?«
    »Ja, Anna. Sobald ich die Beweise habe, kann ich nicht mehr anders handeln. Aber ich kann Ihre Mutter davor bewahren, ein Opfer unvollkommener oder falscher Indizien zu werden.«
    Zehn Minuten später hielt ich vor der kleinen Pension. Wir stiegen aus, ich schloß meinen Wagen ab und klingelte.
    Die Inhaberin, eine adelige Jungfer älteren Jahrgangs, öffnete, blinzelte mich kurzsichtig an, und als sie mich erkannte, sagte sie:
    »Die Dame ist vorhin fortgefahren. Mit einem Taxi. Sie hat ihr Zimmer und die Übernachtung bezahlt und hat gesagt, Sie sollten sich nicht mehr um sie kümmern. Sie hat gesagt, sie würde allein wissen, welchen Weg sie zu gehen habe. Das hat sie gesagt. Ich wollte sie...«
    »Wann ist sie fortgefahren?«
    »Etwa vor einer Viertelstunde.«
    Ich starrte Anna an.
    »Da haben wir die Bescherung! Verdammt noch mal, warum glaubt mir niemand, daß ich helfen will! Anna — Sie bleiben hier! Warten Sie hier, bis ich Sie abhole. Auch wenn es erst morgen ist.«
    »Ich möchte aber doch lieber... vielleicht ist meine Mutter zu mir gefahren.«
    »Desto schlimmer für sie. Auf keinen Fall dürfen Sie in Ihre Wohnung zurück. Ihr Leben ist in Gefahr, wie das Ihrer Mutter.« Ich wandte mich an das alte Fräulein. »Diese Dame bekommt das bezahlte Zimmer. Ich werde sie persönlich hier abholen. Und falls im Laufe der Nacht irgend jemand kommt und sie sprechen will, dann rufen Sie die Polizei.«
    Ich sah in zwei ängstliche Mäuseaugen.
    »Die Polizei?« hauchte sie. »Ich möchte aber nichts...«
    Ich schob das Mädchen an ihr vorbei ins Haus, schloß die Tür hinter beiden und setzte mich in meinen Wagen. Ich glaubte zu wissen, wo ich Antonia Paola van Straaten finden konnte.
    Ich brauchte nur um ein paar Ecken zu fahren, dann parkte ich meinen Wagen halb auf dem Gehsteig vor Arnold Schwenks Haus, direkt gegenüber dem Haus von Max Buchinger, wo im Erdgeschoß Licht brannte. Es war kurz vor elf.
    Diesmal wollte ich ganz sichergehen, weshalb ich an Schwenks Gartentür klingelte. Beim drittenmal ging das Licht vor der Haustür an, die jämmerliche Gestalt des kleinen Männchens erschien im Lichtkegel.
    »Hallo!« rief er. »Ist jemand da?«
    Um lange Debatten zu vermeiden, rief ich zurück: »Polizei, ich habe einige Fragen. Öffnen Sie sofort!«
    Der Türöffner surrte, und Arnold Schwenk kam mir mit wehendem, rotweiß gestreiften Bademantel entgegengerannt. Als er mich erkannte, blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Sie? Das ist ein übler Scherz, Herr Brenthuisen. Ich möchte...«
    Ich unterbrach ihn.
    »Wieso leben Sie eigentlich noch?«
    Wir gingen zum Haus, er trippelte neben mir her und schien bemüht, mich aufzuhalten.
    »Ich? Warum sollte ich nicht leben?«
    »Weil Sie damals sagten, Sie wollten tot vom Stuhl fallen, wenn Sie lügen. Ihre ganze Geschichte mit dem phantastischen Brief ist erstunken und erlogen.« Und plötzlich fiel mir ein, was Cornelia seinerzeit von ihm gesagt hatte: er ist der Typ des kleinen Mörders aus Angst. Er hat Möhnert erpreßt, und als Möhnert mit Anzeige drohte, hat er ihn vergiftet. Das war eine plausible Story, wenigstens für den Augenblick und für meine Zwecke. Ich blieb vor der Haustür stehen und sagte leise:
    »Mann, was ist es Ihnen wert, einen guten Tip zu bekommen? Wenn Sie sofort abhauen, hätten Sie ein paar Stunden Vorsprung vor der Polizei. Man wird erst morgen früh kommen, um Sie zu verhaften.«
    Er sah aus wie ein zu Tode erschrockenes Kaninchen.
    »Sch... schon wieder?« stammelte er. »Ich habe doch erst...«
    »Die wissen alles. Auch daß Sie gelogen haben. Sie haben Möhnert erpreßt, er hat mit Anzeige gedroht, und da haben Sie ihm Gift gegeben. Wendlandt hat alles herausgebracht.«
    »Aber...aber das

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