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Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
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ließ den Lada neben ihrem Polo ausrollen und wartete, ohne den Motor auszuschalten. Da war noch was – aber er wusste nicht, wie er anfangen sollte.
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Bei uns geht’s nicht«, sagte sie plötzlich. »Mama hat etwas altmodische Vorstellungen von einem ordentlichen Haushalt.«
    »Meine auch«, grinste Saale. »Aber die ist in Hamburg. Und bis Dortmund kann sie noch nicht gucken.«
    »Worauf wartest du Esel dann noch?«
    »Dass du deinen eigenen Wagen nimmst. Mager braucht den Lada morgens immer selbst.«
    Sie küsste ihn und stieg um, auf eine Revanche für die Hetzjagd auf dem Hinweg gefasst. Aber Saale fuhr so sanft wie schon lange nicht mehr. Er hatte mit einem Male eine Riesenangst, sie abzuhängen.

27
     
     
    Hattingens Polizeichef blickte die beiden Kripoleute empört an: »Mogelei? In meinem Schutzbereich? Hoffentlich ist Ihnen klar, was Sie da behaupten!«
    »Ich habe gar nichts behauptet«, erwiderte Lohkamp geduldig. »Wir wollen in einem Mordfall ein Alibi überprüfen. Ich muss Sie bitten, mir Einsicht in die Einsatzunterlagen zu gewähren. Es geht um Freitag, den …«
    »Bültermann!«, brüllte der Polizeikommissar.
    Sein Stellvertreter kam so schnell hereingeschossen, als hätte er hinter der Tür gelauscht. Er war kaum älter als vierzig und hätte mit seiner Figur einen idealen Mittelgewichtler abgegeben: bullig, aber ohne jedes überflüssige Fett.
    »Die Dienstpläne und Streifenberichte …«
    Der Hauptmeister verschwand und kehrte bald mit zwei dicken Leitz-Ordnern zurück. Mit versteinertem Gesicht ließ er es zu, dass Lohkamp sie ihm aus der Hand fischte und auf dem kleinen runden Tisch in der Konferenzecke ablegte. Während er Brennecke die Streifenberichte hinüberschob, blätterte Lohkamp bereits in den Dienstplänen.
    Der Vordruck mit dem Plan für den ersten Freitag im September war schnell gefunden. Wie üblich waren die drei Schichten in der ersten Spalte mit Großbuchstaben gekennzeichnet und durch dicke Querstriche voneinander abgegrenzt.
    In der zweiten Spalte war die Diensttätigkeit der eingesetzten Beamten mit dem bundesweit einheitlichen Zahlencode gekennzeichnet: Die Zehnerziffern für den Chef und den Innendienst, die Zwanziger bis Dreißiger für die »bunten« Funkwagen, die Vierziger für die Kräder, die Achtziger für die Zivilstreifen.
    Lusebrink und Haggeney gehörten zur C-Schicht, die am fraglichen Wochenende den Nachtdienst versehen hatte. Beide waren ab 22.00 Uhr für den Streifenwagen Ennepe 14/24 eingeteilt. Aber jemand hatte Lusebrinks mit Maschine eingetippten Namen mit der Hand durchgestrichen und »POM Michalski« darüber notiert. »Können Sie mir das erklären?«
    Mit verdrehtem Kopf warf der Schutzbereichsleiter einen Blick auf den Plan und nickte seinem Vize zu: »Wie war das, Jochen?«
    Der Hauptmeister zuckte die Achseln: »Das war wohl die Nacht, in der es Gustav schlecht geworden ist. In den Streifenberichten muss Genaueres stehen …«
    Lohkamp guckte Brennecke an. Das Gesicht des Kriminalmeisters war kreidebleich, und seine Augen flehten um Gnade. Er hatte seinen Chef auf den falschen Dampfer gejagt.
    Ein Blick in den Streifenbericht bestätigte die Angaben des Hauptmeisters: Lusebrink hatte sich um 22.25 Uhr krank gemeldet, Michalski zum selben Zeitpunkt übernommen.
    Idiot, verdammter, dachte Lohkamp und hätte seinen Hilfssheriff am liebsten in den Hintern getreten. Wolltest den ganz Schlauen spielen, der seinen Boss in die Tasche steckt. Fahrkarte, mein Sohn! Und die Sache mit dem Händehoch am Katzenstein – die hast du uns ja auch eingebrockt. Zu faul, mal eben auszusteigen – und dafür hätte uns Fettsack beinahe umgelegt. Von wegen Beförderung – die kannst du dir sonst wohin stecken, Freundchen. Da musst du dir erst noch ein paar Jahre den Arsch aufreißen …
    Seufzend kramte Lohkamp nach seinen Zigaretten und rauchte an. Schon nach den ersten Zügen sank sein Adrenalinspiegel so weit, dass ihm sein eigenes Verhalten bewusst wurde. Er hatte sich mindestens genauso idiotisch benommen: Mit einem einzigen Anruf hätte er sich diese Pleite ersparen können …
    Noch immer war es merkwürdig still im Raum. Ganz plötzlich sah er von den Akten auf. In Bültermanns Augen schimmerte ein kleines, triumphierendes Lächeln. Es verschwand im selben Moment, als er den Blick des Kriminalbeamten spürte.
    Seine Reflexe hatte Lohkamp noch unter Kontrolle. Er sah den Bullen so ausdruckslos an, als ob er mit den Gedanken

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