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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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ziemlich traurige, bisweilen sogar lächerliche Gestalt offenbarte. Andererseits hat gerade er einen recht aufschlussreichen Erfahrungswert preisgegeben, indem er treffsicher formulierte: „Viele Politiker sind zu berauscht von der eigenen Bedeutung.“
     
    Ob solch bedeutsame Posten irgendwann ausschließlich durch Fachleute besetzt sein könnten, darf angesichts der bundesweiten Situation ernsthaft infrage gestellt werden, denn es ist nicht zu leugnen, dass ein Großteil der üppigen Ministerriege aus puren Laien zusammengefügt bleibt. Deshalb sollte sich auch niemand darüber wundern, wenn uns gelegentlich von jener Ebene der reinste Dilettantismus herüberschwappt. Zugestanden, einige mühen sich redlich, und ohne eine gewisse Portion von Skrupellosigkeit ist erfolgreiche Politik nicht zu haben. Doch je umfassender die persönliche Sachkompetenz, desto geringer die Wahrscheinlichkeit eines mitunter verhängnisvollen Abweichens von den eigentlichen Pflichten. Und selbstverständlich gibt es in allen Bereichen hervorragende Experten! Indessen fühlen sich vermutlich nur die wenigsten von ihnen zum Politiker berufen, oder sie sind von diesen wegen bestimmter Ängste, möglicherweise lieb gewordene Vorteile einzubüßen, regelrecht unerwünscht. Darüber hinaus fürchten sicherlich einige, die in den Schaltzentralen der Macht sitzen, um die allenthalben vorhandene Monopolherrschaft ihrer Parteien bei der Auswahl von Volksvertretern. Wo kämen wir denn hin, wenn die Bürger auch noch bei der Bestimmung ihrer Abgeordneten allmählich einen größeren Einfluss erhielten? Das ist ja nicht auszudenken! Es bleibt ebenso verwerflich wie etwa die tollkühne Forderung, das deutsche Beamtentum schrittweise abzuschaffen. Von welch verrückten Ideen doch manche Leute gelegentlich so befallen werden!
     
    Nun aber Klartext:
    Es entspricht meiner festen Überzeugung, dass es dem Gemeinwohl überaus guttun würde, ihm geradezu wie eine Erfrischungskur diente, wenn die uneingeschränkten Machtgelüste verschiedener Parteien wenigstens graduell zurückgedrängt werden könnten. Freilich bin ich mir dessen voll bewusst, dass es sich hierbei vorerst lediglich um einen Wunschtraum handelt.
    Außerdem ginge die Republik mit Sicherheit nicht zugrunde, sofern es in absehbarer Zeit gelänge, das Berufsbeamtentum stufenweise aufzuheben. Seinem Wesen nach ist es ohnehin längst anachronistisch. Doch gemach, verehrte Angestellte auf Lebenszeit, bitte keine unnötige Aufregung! Demnächst passiert sowieso nichts dergleichen!
    Trotzdem erlaube ich mir, thematisch abschließend noch ein paar Sätze hinzuzufügen:
    Wer von den unmittelbar Betroffenen einigermaßen ehrlich ist, müsste streng genommen mindestens sich selbst gegenüber zaghaft beschämt eingestehen, dass unser ausgeprägtes Beamtentum dem ureigenen Anliegen eines demokratischen Gemeinwesens in beträchtlichem Maße widerspricht (man muss es ja als edler Staatsdiener nun wirklich nicht gleich lautstark hinausposaunen). Ob das allerdings von vielen anderen auch so oder ähnlich gesehen wird, hängt ganz von den Umständen ab, denen sie persönlich ausgesetzt sind, denn am Politik- und Demokratieverständnis scheiden sich seit eh und je die Geister und Machtinteressen.
     
    Als verheißungsvolle Beruhigungspille für eventuell schon leicht Besorgte könnte folgender Tatbestand wirken: Unbestreitbar ist, dass die offenkundige Machtverknüpfung von Politik und Bürokratie bisher sämtliche einschlägigen Reformversuche geschickt aussteuern konnte. Daran wird sich in naher Zukunft auch nichts Erwähnenswertes ändern, es sei denn, einige mit uns direkt verbundene Völker im abendländischen Raum drängen energischer darauf, als wir es bislang vermochten. Also bleibt uns hierzulande die oftmals hemmungslose Allmacht von Parteien und Beamten höchstwahrscheinlich noch eine ganze Weile erhalten. Das ist meines Erachtens natürlich äußerst schade, weil mit einem deutlich spürbaren Verlust an sinnträchtiger Perspektive für Deutschland und Europa einhergehend. Doch tief verwurzelte Gepflogenheiten sind nun einmal ungemein zählebig und daher äußerst schwer zu überwinden.
     
    Im Übrigen bietet es sich hierbei regelrecht an, ergänzend unmissverständlich darauf zu verweisen, dass ich mit einer Deutschtümelei, wie sie bereits vor Jahren mehrfach offiziell heraufbeschworen wurde und teils immer noch aktuell ist, absolut nicht im Sinne habe. Vielmehr befremdete es mich schon damals

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