Das Elbmonster (German Edition)
außerordentlich, als namhafte Politiker wie etwa Friedrich Merz mit seiner fragwürdigen „deutschen Leitkultur“ oder Roland Koch durch die schwammige Formulierung „nationale Identität“ auf sich aufmerksam machen wollten (beide sind ja inzwischen weg vom Fadenkreuz der Öffentlichkeit).
Von bemerkenswerten Gedankenflügen mit positiven Ansätzen zeugen derlei Äußerungen wahrlich nicht. Sie gleichen eher dem leicht durchschaubaren Wühlen in einer alten Mottenkiste, denn solcherart schillernde Begriffe gehören ins 19. Jahrhundert, wo sie auf der Suche nach dem ersehnten Weg zum einigenden Vaterland zweifellos bedeutsam waren. Heute aber stiften sie mehr Verwirrung als weltanschauliche Hilfen für humanitäres Handeln, erst recht, solange sie nicht eindeutig mit neuen, tragfähigen Inhalten gefüllt sind. Sicher ist dagegen nur eines, nämlich das aufschlussreiche Ereignis, dass Neonazis willkommene Schützenhilfe erhalten, indem sie für ihre Wahnsinnsideen sorglos mit frischer Munition beliefert werden (was man freilich den beiden erwähnten Persönlichkeiten nicht als Absicht unterstellen darf).
Wer zur Rechtfertigung seines ideologischen Standpunktes geeignete Argumente sucht, der findet auch welche oder konstruiert sie. Mittlerweile wird jenen Kräften selbst das erspart, weil wir ständig absonderliche Eingebungen verkünden.
Um nun wieder den Grundgedanken der Einleitung dieses Kapitels kurz ins Bewusstsein zu rücken, sei hier rückblickend auf ein weiteres Bespiel unersättlicher Profitgier verwiesen, welches vor allem die Fußballfreunde dermaßen auf die Palme brachte, dass sie den Medienzar Leo Kirch und sein Imperium geradewegs in die Hölle wünschten. Der heftig umstrittene Milliardär verstarb am 13. Juli 2011. Indessen bin ich mir einigermaßen sicher, wenn er noch lebte und die Chance bekäme, berufsbezogene und private Aktivitäten erneut von der Pike auf zu starten, machte er gemäß seiner Erfahrung manches vollkommen anders. Doch so ergeht es letztlich vielen Menschen (mir übrigens auch).
Vielleicht erinnern wir uns noch an die ziemlich brenzlige Situation, als es darum ging, entsprechende Übertragungsrechte dem privaten Bezahlfernsehen zuzuordnen?
Weil solcherart Begehrlichkeiten immer wieder aufflackern (die Liberalen lechzen ja regelrecht danach, wichtige Einrichtungen des öffentlichen Lebens zu entstaatlichen), verweise ich bewusst auf das erwähnte Vorkommnis. Es geschah zu jener Zeit, als in Meißen infolge der mysteriösen Todesfälle bereits viele Menschen von Angst und Schrecken geplagt waren, konkret im Jahre 2001. Schon unmittelbar darauf schrieb ich einen Artikel, der sich entschieden gegen solche Machenschaften richtete, obwohl es stark übertrieben wäre, mich zu den Enthusiasten speziell des Fußballs zu zählen.
Nein, stundenlange Fernsehübertragungen mit ausschließlich sportlichem Gegenstand sind wirklich nicht mein Verlangen. Stattdessen bin ich lieber selbst auf irgendeine Weise körperlich aktiv, weil ich durch jahrzehntelange Praktiken mit Freuden verspüre, dass ein solches Verhalten meiner Gesundheit bekömmlicher ist. Aber das entspricht wohlweislich eben meinem Denken und Tun (und gewiss finden sich bundesweit viele Gleichgesinnte).
Millionen Deutsche sehen und praktizieren es jedoch anders. Warum auch nicht? Es ist ihr gutes Recht, ihre Freizeit nach eigenem Ermessen zu gestalten. Und niemandem steht es zu, das kritisch zu verwerfen, was auch höchst anmaßend wäre. Umso mehr empört es mich nach wie vor, wenn Leute, wie seinerzeit die Kirchgruppe, sich eigenmächtig über die elementaren Wünsche unzähliger Menschen brutal hinwegsetzen und diese obendrein noch finanziell schröpfen wollen, damit ja ihre unersättliche Gier nach Reichtum die nötige Huldigung erfährt.
Freilich könnte man ihnen sowie all jenen, die ausschließlich materiell orientiert sind, eine überdenkenswerte Äußerung von John Chrisham gezielt entgegenhalten. Sie lautet: „Wer nur nach Geld und Macht strebt, führt ein trauriges Dasein.“ Doch es ist kaum anzunehmen, dass sie eine derartige ethische Warnung auch nur im Geringsten berührt.
Andererseits wissen wir selbstverständlich aus diversen Quellen, dass einer, der besonders erfolgreich ist und entsprechend über Moneten sowie Einfluss verfügt, für den üblichen Neid nicht zu sorgen braucht. Werten wir das schlichtweg als Ausdruck unserer fortwährenden Unvollkommenheit!
Dies wiederum drängt mich
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