Das Elbmonster (German Edition)
einstiger Aufsichtsratsvorsitzender Joachim Funk, die sich während der Übernahme des Konzerns durch den britischen Mobilfunkanbieter Vodafone wahrlich nicht mit Ruhm bekleckerten. Für sie und einige andere flossen dabei sage und schreibe einhundertelf Millionen Mark an Anerkennungsprämie und Pensionsabfindungen. Irgendwelche moralische Skrupel hatten sie bei ihren dubiosen Winkelzügen offenbar nicht. Warum auch? Es verlief doch anscheinend alles völlig legal, ergo im Rahmen geltender Gesetze. Also gab es für sie auch keine stichhaltigen Gründe, sich gegenüber der empörten Öffentlichkeit zu rechtfertigen oder wegen des arg ramponierten Ansehens gar noch zu rehabilitieren.
Ja, das ist bereits Schnee von gestern! Doch unterdessen rückten andere Figuren mit gleicher Gesinnung ins Blickfeld.
Sicher, um deren ohnehin fragwürdiges Renommee brauchen wir uns nicht zu sorgen. Das erledigen entsprechend dotierte Anwälte, falls es denn sein muss. Und überhaupt, ihr Aufgebrachten, was soll euer Unverständnis denn bewirken? Bloß keinen „Sozialneid“ aufkeimen lassen, wir leben schließlich unter kapitalistischen Verhältnissen!
Ist das wirklich nur Missgunst unsererseits? Oder vielleicht doch mehr Gerechtigkeitsempfinden und ein Funken Hoffnung? Ich vermag jedenfalls wegen solcher Typen, die sich an keinerlei ethische Normen halten, weder in Trauer zu versinken noch in Freudentränen auszubrechen, wenn sie plötzlich ein unwägbares Dilemma ereilt. Allein das ist die Wahrheit. Demzufolge werde ich sie auch unverblümt verkünden, solange ich nichts vom Gegenteil erfahre.
Unseres inzwischen erneut reichlich strapazierten Gemütes wegen dürfte es nun wieder an der Zeit sein, wenigstens vorübergehend einen anderen Gegenstand anzusteuern, damit wir schon bald die nötige Linderung im Herzen verspüren und insgesamt Wohlgefallen erfahren.
Welches Thema käme uns dafür jetzt sicherlich am besten gelegen? Für mich (als selbst ernannten Vertreter des männlichen Geschlechts) besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass es nur die unerschöpfliche, ewig bezaubernde Welt holdseliger Weiblichkeit sein kann.
Der nachstehend beiläufige Einblick erfolgt selbstredend aus der (einseitigen) Sicht eines zwar älteren, aber keineswegs „leicht besoffenen Herrn“, wie Kurt Tucholsky in einem anderen Zusammenhang seinen politischen Standpunkt durch eine kleine literarische Köstlichkeit vortrefflich ausdrückte.
Schauen wir also hinein ins üppige Menschenleben, denn wo immer wir es packen, kann es interessant sein!
Oh himmlischer Vater, ich ahne just, du willst mich gar nicht erst in Versuchung kommen lassen, weil dir aus mancherlei Kenntnis hinlänglich vertraut ist, dass ich ihr kaum zu widerstehen vermag. Dennoch bitte ich dich abermals inständig, deine überwiegend strengen Zügel mir gegenüber wiederum so ganz nebenbei ein wenig zu lockern, damit ich endlich zum einschlägigen Schwätzchen komme, das ich nun mit den aufgeschlossenen Bücherfreunden gerne führen möchte. Dabei werde ich bestimmt nicht übersehen oder gar völlig vergessen, dass es bei Weitem kein Hauptauftrag ist, den ich gegenwärtig zu erfüllen habe. Versprochen, es wird nicht ausufern! Na wunderbar, herzlichen Dank schon vornweg für dein erneut großzügiges Entgegenkommen, ehrwürdiger Weltenlenker!
Jetzt muss ich mich aber sputen! Beginnen wir deshalb gleich mit einer vergnüglichen Episode! Was genau ist passiert, um mein Verhalten in einer Sache so durchgreifend zu beeinflussten? Der kuriose Tatbestand:
Allein wegen seines überwiegend penetranten Geruchs hätte ich nie im Leben freiwillig Fisch gegessen. Die reinste Torheit, wie ich seit Langem weiß, doch es war eben so. Wahrscheinlich ist mein seltsames Gebaren teilweise auch dadurch verursacht worden, dass niedere Wirbeltiere aus unterschiedlichen Gründen während meiner gesamten Kindheit kein einziges Mal auf dem elterlichen Speisezettel standen. Derlei Nahrungsmittel verschmähten wir nachgerade wie einst die vorgeschichtlichen Neandertaler. Und auf meine Person bezogen, blieb es dann auch über mehrere Jahrzehnte hinweg dabei. Gleichwohl erfuhr diese Unvernunft, welche ich zu meinem Leidwesen viel zu lange streng behütete, eines schönen Tages ihr jähes Ende, ausgelöst durch ein höchst amüsantes Erlebnis, das sich wie folgt zutrug:
Vor ungefähr sechs Jahren besuchte ich gemeinsam mit meiner lieben Frau und einem befreundeten Ehepaar eine Gaststätte,
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