Das Elbmonster (German Edition)
wo es auch Forelle gab. Unsere noch knospig wirkende Silvia (sie ist bedeutend jünger als wir und ohnehin grazil) bestellte sich eine und verzehrte das Prachtexemplar genießerisch seufzend mit einer derartigen Wollust, dass ich schon verheißungsvoll hoffte, sie befände sich unmittelbar vor einem äußerst erquickenden Orgasmus. Seitdem esse ich auch Fisch!
Das ist zweifellos eine pure Nebensächlichkeit (die selbstverständlich auch mein langjähriger Freund Bernd, Silvias Gatte, vollkommen locker sieht), und dennoch könnte jenes lustige Ereignis für uns Mannsbilder in gewisser Hinsicht kennzeichnend sein. Wer oder was hat denn schließlich einen größeren Einfluss auf uns als die schönen Evastöchter? Ach, ihr fortwährend rätselhaften Frauen! Welcher Mann wird auch jemals ganz verstehen? Keiner! Dessen bin ich mir absolut sicher. Anderenfalls wäre das auch ungemein bedauerlich, denn damit ginge uns ein wesentlicher Lebensreiz verloren. Möge also unsere Unvollkommenheit auch diesbezüglich für immer bewahrt bleiben! Wir sollten uns glücklich preisen, dass es sie überhaupt gibt. Selbst die Liebe, das Allerhöchste während unseres irdischen Aufenthaltes, hat ihren eigenen Rhythmus, der fortwährend unberechenbar bleibt. Gut so!
Freilich ist auch mir einigermaßen klar, dass in den naturbedingten, sicher aber mehr sozial verursachten Unterschieden zwischen den Charakteren beider Geschlechter oftmals Konfliktpotenziale enthalten sind, deren Austragung mitunter geradezu dramatisch erfolgt und manchmal sogar katastrophal endet. Zuweilen ist das der individuell schmerzhaft vernehmbare Ausdruck dessen, dass wir nicht hinreichend begriffen und geübt haben, mit Nichtigkeiten unseres ohnedies kurzen irdischen Aufenthaltes großzügiger umzugehen. Das wiederum fordert meistens einen jeweils angemessenen Tribut, der unsere Psyche nachhaltig belastet.
Ab und zu suchen wir und finden auch erstaunlicherweise an jener Stelle Probleme, wo bei genauerem Hinsehen und Nachdenken gar keine sind. Das ist nicht wesentlich anders als in der großen Politik. Auch dort wird sporadisch eine pure Kleinigkeit regelrecht zur nationalen Tragödie emporgestachelt, wirklich Bedeutsames hingegen vernachlässigt. Auf die Partnerschaft berufen heißt das, wir erzeugen gelegentlich eine zwiespältige Situation, indem wir Belangloses leichtfertig hochschaukeln und demzufolge einen besonders nahestehenden Menschen sowie uns selbst unnötigen Seelenqualen aussetzen. Schade drum, denn ehe man sich auf seinem persönlichen Schicksalsweg vielleicht irgendwann gewissenhaft umschaut, ist fast schon alles wieder vorbei.
Bereits das Kind weiß, dass die Zeit vergeht. Doch erst im Alter spürt man beinahe stündlich, dass sie regelrecht davoneilt. Und wer sich dann gegebenenfalls innerlich tief betroffen die Frage stellt „War’s das?“, dem bleibt sowieso kaum eine Chance für Reue, geschweige denn für eventuelle Korrekturen. Dafür ist die Frist größtenteils abgelaufen, und für etwaige Wiedergutmachungen wird es schlechthin zu spät sein.
Das hingegen sollte nicht als Lamento aufgefasst werden, weil sich dem aufmerksamen Beobachter auch die nachstehende Erkenntnis offenbart:
Wer sein Leben ständig danach abklopft, ob ihm möglicherweise etwas Wichtiges entgangen sei, wird niemals wirklich zufrieden sein. Die unentwegte Suche nach scheinbaren und vereinzelt auch tatsächlichen Vorteilen lässt häufig Gleichwertiges vorbeirauschen, ohne es überhaupt richtig wahrzunehmen oder gar bewusst zu schätzen.
Ich kenne und praktiziere ein besseres Verhaltensmotto, das ich hier gern wiederhole:
Erfreue dich möglichst täglich an dem, was du hast und kannst, statt fortwährend nebulösen Träumen nachzujagen!
Es ist schon ziemlich wundersam, immer mehr Leuten zu begegnen, die sich nicht scheuen, ihre eigenen Wurzeln herauszureißen, nur um nachzusehen, ob sie denn auch uneingeschränkt echt sind und reichlich sprießen, damit ja nichts von dem versäumt wird, was ihnen Natur und Gesellschaft zu bieten vermögen. Besessen vom Ziel der Selbsterfüllung, lassen sie nichts aus, was ihren schier unersättlichen Lebenshunger nach entzückenden Vergnügungen zu stillen verspricht. Sie kommen einfach nicht zur Besinnung, denn gemäß ihrem eigensüchtigen Glücksanspruch suchen sie andauernd nach dem vermeintlich nie versiegenden Freudenbecher fortwährender Wonnetrunkenheit auf Erden. Aber sie finden ihn nicht. Weil sie trotzdem
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