Das Elbmonster (German Edition)
endet in den obersten Staatsgremien. Auch weiß man, dass Politik äußerst selten Dankbarkeit erfährt. Wenn dir in solchen Höhen ein Fehler unterläuft, darfst du kaum auf Nachsicht hoffen, es sei denn, du triffst auf Leute, die sich ihrer eigenen Unzulänglichkeit bewusst sind. Aber wo gibt es diese? Nahezu jeder Einzelne glaubt doch, er sei der Klügste, selbst wenn er vor Dummheit glänzt. So ist das Leben. Das lässt sich anscheinend nicht ändern. Dennoch wäre es dringend geboten, selbst exponierten Persönlichkeiten (sowohl Staatslenkern wie auch Managern) konkrete Grenzen zu setzen, ihren Handlungsspielraum deutlich zu markieren, damit sie nicht allein nach eigenem Belieben schalten und walten und demzufolge mitunter verheerenden Schaden verursachen. Wir erleben es ja gerade in jüngster Zeit allesamt mit gewissem Schrecken (Finanz- und Wirtschaftskrise).
Gleichwohl ist der gesamte bisherige Entwicklungsweg der Menschheit seinem Wesen nach nichts anderes als die Geschichte von Herren und Knechten. Und welche Rolle ist uns dabei heute zugedacht?
Goethe bekannte sich dereinst zu folgender Lebensweisheit (zitiert aus dem zweiten der Koptischen Lieder):
Du musst steigen oder sinken.
Du musst herrschen und gewinnen,
Oder dienen und verlieren.
Leiden oder triumphieren, Amboss oder Hammer sein.
Hat sich inzwischen etwas Grundsätzliches daran geändert? Auch hierauf bereite sich ein jeder seinen eigenen Reim! Wahrscheinlich lassen sich die meisten von uns arg leichtgläubig und zuweilen sogar fast willenlos vom unwägbaren Strom der Zeit treiben, nicht ahnend, geschweige denn wissend, wohin die Reise geht.
Selbstredend bilde ich dabei keine Ausnahme, denn ich wähne mich weder klüger noch besser als die anderen. Es ist bloß ein lautes Nachdenken, mehr nicht.
Alles wie gehabt, der Homo sapiens bleibt vornehmlich ein Herdentier, zumal wir uns oft glücklich schätzen, tunlichst bei jeder Gelegenheit in großer Gemeinschaft mit unseren Zeitgenossen mitzuschwimmen. Chorgeist ist gefragt. Das halten wir für angemessen, und je mehr am grandiosen Schauspiel der Sorglosen aktiv teilnehmen, desto sicherer fühlen wir uns. Sein Ausgang ist vollkommen unerheblich.
Indessen braucht es doch nur ein wenig Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen. Und handeln sollst du so, als hinge von dir und deinem Tun das Schicksal deines Volkes, deines Vaterlandes, ja der Menschheit überhaupt ab, würde der berühmte deutsche Philosoph Immanuel Kant (1724 bis 1804) sinngemäß hinzufügen, falls er noch lebte. Nachfolgende Generationen werden über unser Tun und Lassen urteilen, sofern sie dazu noch in der Lage sind.
Am 21. Dezember 2012 sollte die Welt grundlegend verändert werden, prophezeiten angeblich die Maya, jene mittelamerikanischen Völker indianischer Abstammung, deren überragendes Kulturniveau aus vorkolumbianischer Zeit uns heute noch aufhorchen lässt und nicht selten in erhabenes Staunen versetzt. Die Erfüllung jener mutmaßlichen Voraussage lässt auf sich warten. Wird sie niemals eintreten?
Nun bin ich bei Weitem kein Freund von Untergangsstimmungen oder gar Panikmache, weil ich fest daran glaube, dass die Menschen stets Mittel und Wege finden, anstehende Probleme zu lösen, was freilich leider oftmals mit heftigen Rückschlägen und nachhaltigen Verlusten einhergeht. Das ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass bei unseren Entscheidungen ethische Normen verschiedentlich auf der Strecke bleiben und die möglichen Fernwirkungen einzelner Maßnahmen sowieso. Ohnehin sind mir langfristige Vorhersagen von irgendwelchen Leuten ziemlich fragwürdig. Exemplarisch sei hier nur auf Nostradamus verwiesen (1503 bis 1566). Was hat doch dieser spitzbübische Astronom und Arzt mit seinen bedenklichen Zukunftsvisionen die Gutgläubigen jahrhundertelang gefoppt und genarrt! Wahrhaftig, ein tolldreister Franzose, der Prototyp des genialen Scharlatans. Meine Hochachtung!
Und wie es scheint, bilden seine waghalsigen Prophezeiungen für manch Arglose auch jetzt und künftig einen nahezu unerschöpflichen Fundus. Dazu meine ich allerdings, dass wesentlich mehr in seine Schriften hineininterpretiert wird, als wirklich darin steht. Aber das ist ja häufig so. Selbst unser Dichterfürst hat nur einen Bruchteil von all dem persönlich erdacht, was ihm durch unzählige Verehrer im Nachhinein respektvoll zugebilligt wurde und immer noch wird.
Trotzdem: Wer kann ihm das Wasser reichen? Goethe
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