Das Elbmonster (German Edition)
perspektivisch nicht zu gefährden.
Freilich ist nicht zu übersehen, dass seither besonders profitgierige Vertreter des Kapitals überall Morgenluft wittern und keinerlei moralische Skrupel haben, ihre räuberischen Interessen erdumspannend durchzusetzen. Zudem wähnen sich deren Ideologen schon als „ewige Sieger“. Doch wer mit den großen historischen Abläufen der Menschheitsentwicklung einigermaßen vertraut ist, weiß natürlich, dass es keine unendlichen Machtstrukturen gibt. Alles unterliegt ständigen Veränderungen, mitunter auch sprunghaften. Die Zukunft ist offen.
Zum Kuckuck noch mal, jetzt bin ich aber wieder ausschweifend gewesen! Andererseits soll und muss ich solcherart gedankliche Seitensprünge einfügen, um besagter Order weitestgehend nachzukommen. Sonst droht mir furchtbares Unheil, das ich selbstredend partout abwenden möchte, falls ich dazu überhaupt noch in der Lage bin. Darüber sind wir ja schon einigermaßen im Bilde.
Ich fühle mich inzwischen ohnehin reichlich gemartert, zermürbt und erschöpft, weil der unerbittliche Termindruck meine Seele belastet und meinen Verstand trübt. Demzufolge schwindet zusehends meine Fähigkeit, mich auf das Wichtigste zu konzentrieren. Obendrein bemerke ich mit ansteigender Sorge, wie mir die Spezifik eigens der soeben grob beleuchteten Themen langsam, aber sicher aufs Gemüt drückt, denn es ist unverkennbar, dass ich mittlerweile grantiger, verhärmter und daher unausstehlicher bin. Und sobald ich mich selbst nicht mehr richtig leiden kann, wird es echt problematisch mit meiner Verträglichkeit, da ich ansonsten eher zum sonnigen Typ neige, glaube ich wenigstens.
Offen gesagt: Ich könnte mich ganz bestimmt mit vielen Berufen anfreunden, aber Politiker möchte ich nicht sein. Im Übrigen meine ich nach wie vor, dass man eine derart verantwortliche Profession niemandem auf Lebenszeit übertragen sollte.
Verflixt und zugenäht, jetzt verbleiben mir tatsächlich nur noch einige Tage bis zum ultimativen Schlusspunkt unter meiner Kriminalgeschichte. Wie seltsam es auch klingen mag, es ist schon so: Hätte ich mehr Zeit, würde ich mich kürzer fassen. Ergo, wo war ich „alter Holzmichl“ diesbezüglich stehen geblieben? Ach ja, bei Abels intensiver Hinwendung zum indischen Yogasystem und seiner „göttlichen Zwölf“, die er unter keinen Umständen freiwillig überschreitet, sofern er selbst Einfluss darauf hat.
Nachdem er sich in seiner Freizeit über Jahre hinweg durch ein zielstrebiges Studium von einschlägigen Quellen mit der reizvollen Materie gründlich vertraut gemacht hatte, drängte es ihn zunehmend, sein neu erworbenes Wissen und Können der Öffentlichkeit zu vermitteln, damit weitere Interessenten davon profitieren. So ergab sich, dass er bald darauf entsprechende Kurse in Meißen sowie in den Nachbarstädten Coswig, Großenhain und Riesa leiten durfte. Deren Inhalt beschränkte sich jedoch auf Hatha-Yoga. Es ist die niedere Stufe der sanskritischen Lehre, die sich vornehmlich bestimmten Körperübungen und Atemtechniken widmet, was in kleinen Schritten sowohl Konzentration als auch Entspannung bewirkt und ebenso allmählich das Körperbewusstsein verbessert. Das sind unerlässliche Voraussetzungen, um später auf mentalem Gebiet entsprechende Erfolge zu haben. Diese blieben Abel freilich nicht verborgen, denn als emsiger Autodidakt wollte er keineswegs darauf verzichten, auch in die höhere Form, nämlich in die Geheimnisse des Raja-Yoga einzudringen, um den „Königsweg der Selbstverwirklichung“ zu erfahren. Dafür benötigte er allerdings Originalliteratur, denn die Ursprünge jenes ganzheitlichen Systems von physischem, geistigem und seelischem Training stehen mit spiritistischen Handlungen und esoterischem Firlefanz, wie sie in westlichen Ländern, vornweg USA, oftmals von skrupellosen Schwindlern und Quacksalbern praktiziert werden, um Leichtgläubige zu täuschen und abzuzocken, in keinerlei Beziehung.
Obwohl sich Abel im Laufe der Zeit relativ umfassend und tiefgründig mit dem faszinierenden Gegenstand auseinandersetzte und entsprechend sachkundig machte, verzichtete er während seiner Öffentlichkeitsarbeit konsequent auf jedwede Demonstration von speziellen Meditationsverfahren, welche anscheinend den Geist besonders nachhaltig schulen und die Psyche entspannen, sofern man sie durch ein langwieriges Training hinreichend beherrscht und auch weiterhin regelmäßig übt. Derartiges war unter
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