Das Elbmonster (German Edition)
DDR-Verhältnissen offiziell sowieso unerwünscht, und nach der Wende behielt er seine entsprechenden Kenntnisse und Fähigkeiten bewusst für sich.
Das sollten wir uns bitte gut merken, also fest einprägen, denn es könnte für das Verständnis der äußerst mysteriösen Vorgänge im Meißenischen noch sehr bedeutsam sein!
Während der sozialistischen Ära wurde unser zwielichtiger „Wundertäter“ von der hiesigen Volkshochschule und besonders durch die Kreisorganisation der URANIA unter der Leitung von Heinz Honcu recht kulant unterstützt, sowohl hinsichtlich der Lehrgänge wie auch bei einschlägigen Vorträgen. Nach der gesellschaftlichen Umwälzung von 1989/90 war es die BARMER, Deutschlands größte Krankenkasse, die ihn sehr entgegenkommend förderte und ebenso vertrauensvoll gewähren ließ. Und er kam all seinen Verpflichtungen vorbildlich nach, enttäuschte wohl niemanden. Man konnte sich hundertprozentig auf ihn verlassen. Abel vermittelte seinem Publikum nur jene Inhalte und Methoden, deren positive Wirkung er über mannigfache Versuche am eigenen Leibe verspürte. So blieben ihm Effekthascherei durch irgendwelchen esoterischen Hokuspokus oder absichtliche Mogelpackungen erspart. Das entspräche ohnehin nicht seinem Naturell. Gleichwohl war es ihm möglich, insgesamt Hunderte von Interessenten in den Grundlagen des Hatha-Yogas auszubilden.
Die Frage nach der jeweiligen Dauer der verschiedenen Kurse dürfte sich mittlerweile sicherlich erübrigen, zumal er deren Zeitspanne stets nach eigenem Ermessen festlegen konnte. Ergo währte kein einziger länger als maximal zwölf Wochen. Danach waren die meisten Teilnehmer in der Lage, in ihrer Privatsphäre eigenständig weiterzumachen.
Der langen Rede kurzer Sinn: Falls mein brüderlicher Weggefährte und Herzensfreund, dessen Loyalität sich mir gegenüber mehr als ein halbes Jahrhundert hervorragend bewährte, wider Erwarten doch auf irgendeine Weise mit der mysteriösen Todesserie in unseren heimatlichen Gefilden zu tun haben könnte, so bin ich nach wie vor felsenfest davon überzeugt, dass es hierzu keinen dreizehnten Fall geben würde. Wirklich nicht?
Aber was treibt er überhaupt momentan auf der erwähnten Brache, wo er sich höchstwahrscheinlich noch befinden müsste, denn es ist ja bislang keine Stunde verflossen, seitdem wir ihn gemeinsam dorthin begleiteten?
Oha, ein höchst seltsames Ritual! Es weckt bestimmt abermals unsere Neugierde, die wir auch nicht länger auf die Folter spannen sollten. Beobachten wir also recht aufmerksam das makabre Geschehen und vertrauen dabei ruhig einmal unseren Augen, auch wenn einiges von dem, was wir nunmehr zu sehen bekommen, manchem noch so unglaublich erscheinen mag!
Die zwölf Gegenstände, unterschiedlich in Form und Farbe, sind nichts anderes als Bumerange, jene knie- oder sichelförmig gekrümmten Wurfhölzer, die einst den australischen Ureinwohnern (Aborigines) als Jagdwaffen dienten. Eine Sonderform des Gerätes war die „Kehrtwiederkeule“, welche infolge ihrer Gestalt als Luftschraubensegment zum Werfer zurückflog, sofern sie ihr Ziel verfehlte. In moderner Nachbildung wird sie als Sportgerät benutzt. Dies wiederum verfügt über eine höchst eigenwillige Aerodynamik, denn es fliegt nur dann in beabsichtigter Weise, wenn Bauart und Wurftechnik genau aufeinander abgestimmt sind. Seine spezielle Beschaffenheit sorgt dafür, dass es sich während des Fluges permanent zu einer Seite neigt. Beim Rechtshänder ist es die linke, beim Linkshänder die rechte Flanke. Erst die ständige Seitendrift ermöglicht die geschlossene Kreisform, die der Bumerang vollziehen kann und im Idealfall beim Werfer endet. Wichtig ist, ihn flach und in einer bestimmten Neigung abzuwerfen.
Natürlich muss der Akteur hinreichend geschickt mit dem exotischen Sportgerät umgehen können, damit es jederzeit in gewünschter Weise seine Bahn zieht. Das erfordert oftmals immens viel Übung. Daran mangelt es Abel nun wahrlich nicht, zumal er sich diesem außergewöhnlichen Hobby seit eh und je mit großer Leidenschaft widmet. Inzwischen sind es mehr als zwanzig Jahre, in denen er beinahe wöchentlich trainiert. So hat er darin sukzessive eine Perfektion erreicht, die einem Außenstehenden vermutlich als völlig schleierhaft begegnen muss. Mehr noch: Falls es in dieser überaus bizarren Disziplin so etwas wie nationale, europäische oder sogar globale Meisterschaften gäbe, würde unser janusköpfiger
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