Das Elbmonster (German Edition)
deutsche Pädagoge Salzmann sprach („Die Sympathie ... “). Das ist meines Erachtens eine geradezu phänomenale Grundlage für bleibende Erfolge in einem solchen Beruf.
Auch innerhalb unserer Dorfgemeinschaft erfuhr die erhabene Madonna generell höchste Anerkennung. Man begegnete ihr in jeder Hinsicht mit gebührendem, partiell schon fast an Unterwürfigkeit grenzendem Respekt, wenn auch überwiegend mit spürbarer Distanz, kam sie doch aus einer anderen Welt, falls nicht gar von einem fremden Stern. Sie war für uns die sichtbare Verkörperung von weiblicher Grazie, bewundernswerter Intelligenz und ehrsamer Redlichkeit in einem, eine Art Personifikation von denkbar menschlich Gutem und Schönem, eine phänomenale, nahezu himmlische Erscheinung. Ihrem überwältigenden Charme konnte sich keiner entziehen. Die grenzenlos bezaubernde Lady verfügte offenbar über die edelsten und vielfältigsten Waffen einer Frau, die sie auch redlich nutzte.
Zwischenruf: Ich vertrete seit Langem und heute mehr denn je die Auffassung, dass auch femininer Liebreiz stets relativ bleibt. Mit anderen Worten: Evastöchter, deren Trumpf sich einzig und allein auf ihr faszinierendes Aussehen beschränkt, waren und sind für mich wohl selten die attraktivsten, soll heißen, der Kopf (Verstand, Charakter) ist mir wichtiger als der Busen oder sonstige Äußerlichkeiten (denn sobald man sie etwas näher kennenlernt …). Das dürfte umgekehrt nicht wesentlich anders sein: Männer, die nur ihre Muskeln trainieren, führen ein armseliges Leben.
Gleichwohl soll hier keinesfalls bestritten werden, dass Schönheit stets eine besondere Wirkung in uns auslöst. Wie sonst wäre beispielsweise zu erklären, dass sich nicht wenige junge Frauen mittels ihrer speziellen Verlockung buchstäblich nach oben „schlafen“, statt sich durch Talent und Fleiß hochzuarbeiten. Dies gilt offenkundig für die Film- und Fernsehbranche, aber beileibe nicht nur dort. Na ja, wenn’s denn Spaß macht und sogar hilft.
Und nun wieder avanti!
Lediglich der Religionsunterricht wurde nicht von unserem abgöttisch verehrten Idol erteilt. Eigens dafür kam ab März 1947 einmal pro Woche ein junger Priester von der übergeordneten Gemeinde zur Bildungsstätte nach Kispuszta, um wiederum sämtliche Schüler gleichzeitig in Glaubenslehre zu unterweisen.
Dabei erinnere ich mich heute noch recht bildhaft an seinen ersten Auftritt, der sich wie folgt zutrug:
Bevor wir Kinder ausnahmslos seinen verlockenden Worten inbrünstig zu lauschten vermochten, bewunderten die meisten von uns wohl besonders auffallend seine Tonsur, eine kreisrund geschorene Stelle auf dem Hinterkopf des Geistlichen, deren Sinn zumindest einigen Pennälern, darunter auch mir, bis dato völlig unbekannt war und demzufolge überaus rätselhaft erschien. Natürlich bemerkte er sofort unsere spezielle Neugierde, denn wir sahen ja fast wie gebannt auf den im Durchmesser etwa sieben oder acht Zentimeter großen Fleck, wo sich normalerweise ein Wirbel befindet, zumal sein Haupt ansonsten von einer opulenten Haarpracht geschmückt war. Folglich erklärte er sogleich die eigentümliche Bewandtnis des damals noch üblichen Tonsurierens, indem er uns halbwegs plausibel veranschaulichte, dass es sich um ein traditionelles Standeszeichen für katholische Mönche und eben auch Kleriker wie ihn handle, ähnlich einem Ehrendkodex.
Schon drei Tage später überraschte uns allesamt ein argloser Frechling mittels einer kahl geschorenen Stelle auf seinem kindlichen Nischel, wenngleich eher im Zickzack als schön kreisförmig ausgeführt. Anscheinend wollte er nicht bloß Aufsehen erregen, sondern obendrein möglichst auch noch zur Kaste der Erlauchten gehören. Stattdessen erntete er fortan nur Hohn und Spott von uns Mitschülern. Der über alle Maßen blamierte Junge war garantiert heilfroh, nachdem die kahle Stelle wieder zusehends von seiner bewusst verunzierten Birne verschwand. Die Blamage ward damit freilich nicht gelöscht (ja, so läuft das manchmal, ein passendes Missgeschick, und du hast zeitlebens die Lacher auf deiner Seite).
Im Vergleich dazu bildete die stets sauber geschorene Tonsur des Kaplans einen nachhaltigen Blickfang. Zudem verliebte er sich bald in die ungemein betörende Lehrerin, so unsere einstige Auffassung, was danach bei den üblichen Dorfgesprächen regelrecht zum Dauerbrenner wurde, weil es buchstäblich jeden interessierte.
Die einschlägige Beobachtung entsprach jedoch nicht
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