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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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speziell dank seiner außerunterrichtlichen Maßnahmen. Das erstreckte sich von regelmäßigen FDJ-Nachmittagen (Organisation „Freie Deutsche Jugend“ in der DDR) mit politischen Schulungen, jedoch auch körperlichen Aktivitäten (Sport und Spiele sowie Wanderungen), bis hin zu einem für uns ungemein bewegenden Höhepunkt, als wir unter seiner Regie im August 1951 zu den Weltfestspielen der Jugend und Studenten mit nach Berlin fahren durften.
    Besonders eindringlich und ebenso anhaltend wirkten seine theoretischen Unterweisungen während unserer nachmittäglichen Zusammenkünfte in einer Gruppe von interessierten Schülern. Er sprach mit leidenschaftlicher Hingabe über Völkerverständigung, Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand für alle und der gleichen mehr, darunter extra gedankenreich über die geschichtliche Rolle der Arbeiterklasse sowie deren theoretische Begründung durch Karl Marx und Friedrich Engels. Und das, obwohl oder vielleicht gerade, weil erst fünf Jahre nach dem Ende des schrecklichsten Krieges aller Zeiten vergangen waren, dessen grausame Wunden sich noch überall täglich offenbarten. Nie wieder sollte ein derart barbarisches Gemetzel durch profitgierige Monopolverbände und deren willfährigen Lakaien ausgelöst werden.
     
    Welcher junge Mensch von dreizehn oder vierzehn Jahren hätte sich davon nicht entflammen lassen, gar, wenn er persönlich schon viel Schlimmes durchmachte? Abel und ich waren jedenfalls beseelt vom Glauben an der realen Chance, eine neue und bessere Welt aufzubauen und dabei selbst aktiv mitzuwirken. Konkrete Vorstellungen hatten wir allerdings nicht. Aber die Idee verlieh uns Flügel.
     
    Mit der christlichen Lehre, deren Grundzüge uns bis dahin halbwegs vertraut waren und die uns auch eine überwiegend verlässliche Orientierung gaben, hatte die neue Art jungfräulichen Denkens indessen nicht viel gemein (sofern wir von der urwüchsigen Sehnsucht der Menschen nach allgemeinem Wohlbefinden einmal absehen).
    Deshalb verspüre ich mich jetzt dringend veranlasst, nochmals ausdrücklich zu betonen, dass es mir absolut fernliegt, religiöse Gefühle und Bekenntnisse von Gläubigen zu verletzten. Damit würde ich ja meinen eigenen Erzeugern posthum sehr wehtun. Schließlich haben sie mir das Höchste geschenkt, was ich besitze, nämlich mein Leben, dazu Liebe und Geborgenheit, jedoch auch eine gute Portion kritischer Toleranz: „Junge, habe stets Mut, dich deines Verstandes zu bedienen! Du kannst irren. Aber hülle dich nicht in Schweigen, wenn du es für nötig hältst, dich über bestimmte Sachverhalte zu äußern!“, war mehrfach ihre gütige Empfehlung.
     
    Sonach will ich den verehrten Lesern ohne Vorbehalt anvertrauen, dass meine Eltern ausnehmend glücklich gewesen wären, hätte sich ihr mittlerer Sohnemann für ein Studium der Theologie entschieden. Dies gilt natürlich erst recht für Abel. Sie dachten bereits gezielt an eine sechsjährige Ausbildung am Katholischen Priesterseminar in Erfurt. Vorher hätten wir freilich ein Gymnasium oder die Volkshochschule besuchen müssen, um das dafür erforderliche Abitur zu erwerben. Doch es kam anders. Wir fühlten uns einfach nicht dazu berufen, schon wegen des orthodoxen Gelübdes zur ehelichen Keuschheit nicht, das bei katholischen Würdenträgern von ihrer stockkonservativen Oberhoheit immer noch vorausgesetzt wird. Also beschritten wir einen völlig anderen, weltanschaulich teils sogar entgegengesetzten Pfad. Schließlich haben wir uns der Sache über Jahrzehnte hinweg beinahe mit Haut und Haaren verschrieben, wenngleich stets nur in unteren Rängen mitwirkend. Höhere Stufen einer angepassten Karriere blieben uns versagt. Glücklicherweise? Mag sein. So ist das manchmal im Leben: Was dich heute befremdet oder gar verdrießlich stimmt, kann dir bisweilen schon morgen zum Vorteil gereichen.
    Das wiederum hatte spezielle Ursachen. Der maßgebliche Grund dafür könnte gewesen sein, dass unser ältester Bruder kurz vor Kriegsende in amerikanische Gefangenschaft geriet und sich nach seiner Entlassung für immer in Westdeutschland sesshaft machte, weil er dort sofort eine passende Anstellung erhielt, sich obendrein bald von einer liebeshungrigen Maid bezirzen ließ und mit ihr eine Familie gründete. Möglicherweise ward sie zuerst von ihm heiß umworben? Okay! Er war jedenfalls zwei Jahre früher in Germanien als wir. Den Rest können wir uns sicherlich denken, wenn nicht, bitte Radio Jerewan fragen (zu DDR-Zeiten

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