Das Elbmonster (German Edition)
eine spezielle Kategorie politischer Witze)!
Beigebend sei mir noch erlaubt, mit erquicklichem Behagen zu verkünden, dass wir uns wenigstens vom berüchtigten Tarnkappenverein „Horch und guck!“ (Staatssicherheitsdienst) nicht für seine erbärmlichen Obliegenheiten einfangen ließen. Ansonsten hätten wir uns vielleicht schon des Öfteren irgendwo verkrochen, gegebenenfalls sogar in einem Erdloch, vermutlich weniger aus Angst, wie beispielshalber Saddam Hussein, sondern infolge unbändiger Scham und Reue. Davon blieben wir gottlob verschont.
Indessen ist nicht zu leugnen, dass vereinzelt auch sehr achtbare Leute unversehens in das ominöse Räderwerk des heimtückischen Spitzeldienstes hineingeraten sind. Ehe sie sich versahen, waren sie bedauernswürdige Denunzianten.
Wir sollten Nachsicht üben und ihnen verzeihen! Ohnedies wird nur derjenige anderen niemals vergeben können, der sich selbst rundherum fehlerfrei wähnt.
Ehrenvoll wäre es ja, man hätte Abel und mir solch frevelhafte Instinkte einfach nicht zugetraut. Doch verbürgt ist das keineswegs, obwohl wir mittlerweile die „Stasiakten“ kennen, welche erstaunlicherweise auch über uns angelegt worden sind. Anscheinend witterten die fanatisierten Häscher allen Ernstes überall Feinde. Ergo kein Wunder, wenn sie selbst überzeugte Sozialisten argwöhnisch beäugten. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Wie es schließlich endete, ist uns allen hinlänglich vertraut.
So macht jede Generation ihre eigene Erfahrung. Wir haben mit der beabsichtigten Verwirklichung eines uralten Menschheitstraumes infolge von teils riesigen Missständen im Lande und vereinzelt sogar verbrecherischen Praktiken durch einige Machthaber letztlich zu Recht Schiffbruch erlitten. Dabei hatten Abel und ich noch enormes Glück, einigermaßen glimpflich davonzukommen, trotz „Systemnähe“ nicht unbedingt lebenslänglich verdammt zu sein. Das hoffe ich jedenfalls!
Ob unsere Nachfahren einiges von dem, was wir überwiegend ehrlich wollten, jedoch aufgrund mancherlei Widrigkeiten nicht vollbrachten, jemals besser ausfechten werden, steht vorerst noch in den Sternen.
Bei alledem liegt es mir fern, etwas zu beschönigen oder mich der eigenen Verantwortung zu entziehen. Für unser bekundetes Denken und Tun sollten wir sehr wohl allenthalben geradestehen. Des Weiteren geht es mir nicht darum, etwa das Gesamtsystem verteidigen zu wollen oder es selbstherrlich zu ächten, denn ich war ihm viel zu sehr zugetan, als dass ich angemessen objektiv sein könnte. Im Nachhinein lässt sich sowieso nichts mehr ändern (auch wenn wir zwingend gehalten sind, vernünftige Lehren abzuleiten). Und meinen Lesern gegenüber will ich nur aufrichtig sein. Sonst gar nichts. Am Ende wird ohnehin jeder nach seinem Ermessen urteilen.
Aber eines empört mich durchaus, nämlich der merkwürdige Standpunkt einzelner Mitbürger, wonach buchstäblich alles schlecht geredet wird, was in der ehemaligen DDR war und wie es sich vollzog, unsere aktuellen sozialen Verhältnisse hingegen als das Nonplusultra (Beste, Optimale) gepriesen werden, nahezu mit einem Glorienschein versehen.
Allein so war und ist es nicht. Das konkrete Leben verläuft anders, als es sich manche engstirnige oder böswillige Schwarz-Weiß-Maler zuweilen in ihren vernebelten Hirnen vorstellen oder unter Umständen auch wünschen.
Ihr mutwilligen (?) Brunnenvergifter, schaut doch endlich genauer hin, und ihr werden vielleicht eines Besseren belehrt!
Ein gewisses Verständnis habe ich dagegen für Personen, die ihren gewaltigen Zorn auf das einstige System nicht bändigen, ihren ureigenen Hass auf bestimmte Leute von damals einfach nicht mindern oder gar löschen können, weil ihnen furchtbar Schlimmes zugefügt worden ist, wie etwa der renommierten Autorin Freya Klier. Selbst kenne ich sie leider nicht, urteile also nur nach ihren Publikationen und sonstigen Verlautbarungen. Sie traut offensichtlich auch keinem früheren Linientreuen zu, dass er sich jemals ändern könne.
Dabei soll sich einstmals kein geringerer als Winston Churchill, ein bekennender Antikommunist, nach anscheinend kritischer Wertung seiner eigenen Lebensreise mit Blick auf das sinnträchtige Denken und Tun eines Menschen dergestalt geäußert haben: „Wer in seiner Jugend kein Kommunist war, hat kein Herz; wer in seinem Alter noch Kommunist ist, hat keinen Verstand.“ Machen wir uns kühn einen Reim darauf!
Doch egal, wie dieser auch immer ausfallen
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