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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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sich keineswegs um ein kriminelles Superhirn, sondern um eine phänomenale Begabung, die im abendländischen Kulturkreis bisher einmalig ist und hoffentlich auch niemals wieder auftreten wird.
    Wie sich in diesem Zusammenhang später herausstellt, sollen fernab auf indischem Boden in den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts mehrere ähnliche Fälle bemerkt worden sein. Außerhalb jenes Subkontinents fanden sie aber seinerzeit nur wenig Beachtung, zumal die Berichte darüber sehr widersprüchlich und deshalb kaum überzeugend waren. So gerieten sie bald wieder in Vergessenheit. Auch im fernen Australien könnte dereinst Vergleichbares vorgefallen sein. Doch das bleibt ebenfalls unberücksichtigt, denn Genaueres weiß man nicht darüber.
     
    Angesichts der ungeheuerlichen Vorkommnisse in Meißen, deren Ursache immer noch nicht gefunden ist, wird buchstäblich alles durchstöbert, was irgendwie von Bedeutung sein könnte, um endlich einen verwertbaren Hinweis zu erhaschen, der die Bevollmächtigten abermals aus der Sackgasse führt, in die sie erneut geraten sind. Damit bekämen sie auch wieder ein Fünkchen Hoffnung, der außergewöhnlichen Aufgabe letztlich doch gewachsen zu sein. Ihre Zuversicht auf baldigen Erfolg in der beauftragten Sache tendiert nämlich mittlerweile merkbar gegen null. Einige sind schon dem Verzweifeln nahe, denn ihre Nerven liegen blank, zumal sie praktisch Tag und Nacht arbeiten. Deshalb werden jene Beamten, die am meisten angeschlagen wirken, durch frische, unverbrauchte Kräfte ausgewechselt. Doch alle Mühen sind bislang nahezu vergebens, und es ist bereits fast Ende Januar 2001.
    Die Zahl der mysteriösen Todesfälle stieg währenddem auf sieben, quasi jetzt im Schnitt schon rund aller drei Wochen einer. Offenbar verringert sich der Abstand zwischen den rätselhaften Ereignissen zusehends. Der unsäglich bestialische Exitus erfasste immer noch ausschließlich Männer verschiedenen Alters und sozialer Zuordnung. Demzufolge bleibt Ort des Grauens im Blickpunkt der Öffentlichkeit, und seine Bewohner leben mehr denn je in panischer Angst und lähmender Ohnmacht. Es scheint ein böser Fluch auf der Stadt zu liegen. Darum werden die Ermittlungen durch Polizei und Staatsanwaltschaft zum wiederholten Male aktiviert, unterstützt von einer Vielzahl anderer Fachleute aus allen Himmelsrichtungen.
     
    Indessen hüllt sich der dubiose Mann nach wie vor in eisiges Schweigen, wahrt streng seine Anonymität. Noch ist er sich darin ziemlich sicher, dass es keine zweite Person gibt, die auch nur im Geringsten mit seinem absonderlichen Verhalten vertraut wäre. Gleichwohl bedrängt ihn zunehmend eine dumpfe Befürchtung, sein bester Freund, mit dem er seit mehr als fünfzig Jahren manche Höhen und Tiefen des Lebens gemeinsam durchschritt, könne inzwischen einen leisen Verdacht gegen ihn schöpfen. Dessen jüngsten Äußerungen bezüglich der möglichen Hintergründe des Meißner Horrors waren nämlich ihm gegenüber von ungewohntem Argwohn begleitet. Dem Anschein nach empfand er es jedenfalls so. Vielleicht ahnt sein Freund im tiefsten Unterbewusstsein einen gewissen Bezug zum Phantom, mehr aber bestimmt nicht, denn auf die eine oder andere Weise sind ja alle Einheimischen davon betroffen, ohne Näheres zu wissen.
     
    Der „große Unbekannte“ ist den Meißnern durchaus als namhafter Wohltäter innig vertraut. Die überwiegende Mehrheit der hiesigen Bewohner fühlt sich mit ihm schon seit Längerem wärmstens verbunden und verehrt ihn sehr dankbar. Freilich gibt es auch Widersacher, deren Missgunst die ihnen gemäße und damit eventuell aufrichtigste Art der Anerkennung ausdrückt. Mitunter gönnt eben unsere Scheelsucht nicht einmal dem Teufel die Hitze in der Hölle, geschweige denn besondere Wertschätzung einem Menschen gegenüber, der ohnehin Geld in Hülle und Fülle zu haben scheint. Glücklicherweise bilden solchergestalt Charaktere wenigstens hierzulande eine seltene Ausnahme. Oder? Sozialneid ist nämlich ein ausgemacht übler Geselle, vielleicht sogar das abscheulichste aller Laster.
     
    Immerhin spendete unser hoch geschätzter Helfer erst unlängst, wenige Tage vor Weihnachten 2000, der Stadt eine Summe von 125.000 Mark zur Finanzierung eines Projektes, das seiner Meinung nach dringend notwendig wäre.
    Nachdrücklich forderte er von den verantwortlichen Nehmern, das Geld dürfe nur zweckgebunden für die baldige Gründung sowie den Unterhalt eines gemeinnützigen

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