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Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
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beharrte Astor. »Zwingen Sie mich bitte nicht, Gewalt anzuwenden.«
     »Ja, ich habe dich jünger und stärker gemacht, als ich bin.« Der Alte warf den Kopf in den Nacken und sah Astor direkt in die Augen. »Aber ich bin ein Mensch, und du kannst dich mir nicht in den Weg stellen.«
     Er schob Astors Hände von sich und ging auf die Mauer zu, bemüht, sich möglichst gerade zu halten. Astor sah ihm hinterher, wagte nicht, sich von der Stelle zu rühren, seine Gedanken verwirrten sich, verhedderten sich, wurden zu einer amorphen Masse, und aus dieser Masse vermochte sich der eine, gesuchte und nötige Gedanke nicht herauszukristallisieren, der allein ihm das Recht gegeben hätte; den Allen aufzuhalten. Doch Astor fühlte mit seiner ganzen Existenz, daß er dieses Recht besaß, nur die Begründung entglitt ihm, und schon hatte der Alte die letzte Baumreihe erreicht, blickte sich um und sagte laut »Leb wohl, Astor Elamit!«
     Da erinnerte sich Astor.
     »Halt!« rief er und rannte zu dem Alten. »Ich kann Sie nicht an meiner Stelle gehen lassen. Ich habe doch meinen Stor.«
     Der Alte sah ihn verwundert an.
     »Jetzt verstehe ich, weshalb ich ihn hier nicht traf«, fuhr Astor fort. »Das ist hier die Welt der Menschen, und er ist nur ein Bioroboter. Das heißt, er ist dort, auf dem Studiogelände, und ich werde dorthin zurückkehren, um ihn zu finden. Denn er ist das einzige, was ich habe.«
     »Nein«, erwiderte der Alte. »Dein Stor gehört dir nicht. Er ist auch mein, genau wie die Kindheit, an die du dich erinnerst, die Gesetze der Physik, die du anwendest, genau wie die Notwendigkeit, Rika zu sehen. Er gehört dir nicht.«
     »Richtig. Sie haben alles erfunden. Sogar Stor. Ihnen gehorchend, spielte ich den Wirklichen Schriftsteller und schuf lebende Menschen. Aber mein war der Schmerz um ihn. Der Schmerz gehört nicht dem, der schafft, sondern dem, der verliert.«
     »Du kennst nur den Nachhall jenes Schmerzes, den ich litt, wenn ich an dich dachte.«
     »Zum Teufel mit ihm, wenn er nicht mein ist! Nehmen Sie altes für sich! Alles! Zum Feilschen bleibt keine Zeit. Aber das, was sein wird, die wenigen Minuten, die bis zur Explosion bleiben, die sind mein, denn wenn Sie dorthin gehen, was werden Sie für Stor tun?«
     »Nichts«, erwiderte der Alte ruhig.
     »Aber ich werde es tun! Alles, was ich kann. Ich werde ihn finden.«
     »Du wirst ihn nicht finden, weil er gar nicht existiert. Der Unterschied zwischen dir und ihm liegt darin, daß du ein materialisierter Held bist, er aber nicht. Ihn gibt es nur auf dem Papier und in deiner Vorstellung.«
     »Ach so«, sagte Astor nachdenklich. »Die letzte Matrjoschka war leer. Innen war nichts. Aber wie soll man in dieser Welt, wie überhaupt in irgendeiner Welt leben, wenn innen nichts ist?«
     »Mein Junge, es ist noch keine Stunde vergangen, seit du ein richtiger Mensch wurdest. Aber alles, was du seitdem erlebt hast, ist schon dein. Und alles, was sein wird, wenn ich gegangen bin, wird auch dein eigen sein. Ich hinterlasse dir meinen Namen und mein Recht, das Studio des Verbandes zu benutzen. Noch hast du keinen eigenen Stor. Aber du kannst ihn schaffen.«
     Astor schwieg erschüttert.
     »Wenn du diesen deinen Stor jedoch retten willst, dann präg dir ein: Szenische Bioroboter können die Grenze nicht überschreiten, um in die Welt der Menschen zu gelangen. Die Kyberkorrektoren, die das gesamte Material, das im Studio eintrifft, überprüfen, lassen einen solchen Befehl nicht durchgehen. Selbst wenn sie ihn durch irgendein Versehen passieren ließen, so könnte kein Bioroboter einen solchen Befehl empfangen und ihm nachkommen. So sind sie programmiert.«
     »Und ich?« murmelte Astor verwirrt.
     »Erinnere dich, wohin du gingst. Du wolltest nicht in die Welt der Menschen, sondern in die Welt der erfundenen Helden. Du solltest dich nicht mit deinem Schöpfer, sondern mit deinem Geschöpf treffen. Hätten Menschen den Text meiner letzten Sendung kontrolliert, sie hätten meinen Trick wohl durchschaut. Die Kyber konnte ich anführen. Merk dir diesen einzigen Ausweg, ich fand ihn nur, weil ich die Abgrenzungszone des Studios seinerzeit selbst projektiert und geschaffen habe. Für einen Menschen ist es sinnlos, diese Grenze zu überschreiten. Die Aufsichtskyber verhindern eine Begegnung mit den Biorobotern. Präg dir diese einzige Variante ein. Die Fokussierung kannst du stören, denn ich habe dir alles Wissen gegeben, über das ich selbst verfügte

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