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Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
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Glück. Für den Anfang mußten wir nun klären, ob man den Glückspegel des Menschen auf hundert Prozent bringen kann und wie das zu bewerkstelligen ist.

    3

    Ich sitze in der Testkammer und ersticke fast an der Leere, die meine Seele und mein Bewußtsein füllt. Nichts auf der Welt könnte mir Glück bringen, und auch ich kann es niemandem schenken.
     »So kann ich nicht länger leben! Hört ihr?«
     »Ich höre es, Saschka«, sagte Edik. Er weinte fast.
     »Fangen wir an!« kommandierte Karminski. »Rosafarbenes! Eine Tüte.«
     Sergej griff hastig nach einer Tüte, stopfte sie in das pneumatische Rohr, drückte auf einen Knopf, und die Tüte flog in die Testkammer. Dann drückte er auf einen anderen Knopf. Eine scharfe Messerklinge schlitzte die Tüte auf.
     Ich lächelte kaum merklich. Es lohnte sich doch noch, zu leben.
     Nun fingen sie an, mich mit Glück vollzupumpen:
     Man hörte nur noch: »Zwei Tüten grünes!«
     »Null-Komma-ein Prozent.«
     »Ausgezeichnet! Fünfzehnmal graubraun-himbeerfarbenes!«
     »Null zwei.«
     »Wunderbar! Braunes! Dunkelblaues! Gesprenkeltes! Violettes! Noch zwei! Noch mal achtzehn! Herrlich! Ein Wunder!«
     »Null. Null eins. Es fällt. Nur noch null vier.«
     Die Ärmsten. Sie waren in Fahrt gekommen. Das Glück zu erforschen ist keine leichte Aufgabe. Alles hastete hin und her. Bald mußte eine neue Papierrolle in den Selbstschreiber eingelegt werden, bald endete der Film im Schleifenoszillographen. Die Magnettrommeln des Computers füllten sich mit Daten. Plötzlich schlugen die Zeiger wie rasend über den Skalenrand. Eine blitzartige Umschaltung mußte vorgenommen werden.
     »Prima, alter Junge«, sagte Edik. »Du heizt ihnen tüchtig ein!«
     Grosset wurde wieder fröhlicher. Kaum ließen sie mir hellblaues Glück zukommen, da schloß ich Edik wieder ins Herz. Er spürte das und freute sich. Ich glaube, er wünschte jetzt dieses ganze Experiment zum Teufel. Er saß da, las mechanisch die Werte ab, stellte ein Diagramm auf und war heilfroh, daß das Schlimmste, Unangenehmste – der Verrat an dem Freund, wenn auch nur für wenige Minuten und im Namen der Wissenschaft – hinter ihm lag.
     Ich gewann sie alle zurück. Auch Marina. Wie glücklich war ich, daß es Marina gab. All das Gute, das uns vor langer, langer Zeit verbunden hatte, stand wieder vor meinen Augen. Jene rein sachlichen, einfachen, verständlichen und gewöhnlichen Beziehungen zwischen uns waren ja erst später entstanden.
     Reicht euer Glück nur 'rüber! Ich kann es gebrauchen. Schneide die Tüten auf, Sergej, immer zu, lerne mit dem Glück umzugehen!
     Ich gewann alles zurück. Auch Inga und Sergej und meine Multivox.
     Mir wurde froh ums Herz. Meine Kollegen aber kamen nicht von der Stelle, sie kamen einfach nicht von der Stelle!
     »Vielleicht sollten wir aufhören?« meinte Sergej. »Dabei kommt ja doch nichts raus.«
     »Das kann nicht sein!« sagte Karminski aufgeregt. »Wieviel?«
     »Fünfundzwanzig«, erwiderte Edik.
     »Ist was mit der Apparatur?«
     »Unsinn!« brummte Semigailo. »Die Apparatur arbeitet wie ein Uhrwerk.«
     »Ist er vielleicht ein Faß ohne Boden? Gebt mal her, ich spreche selbst mit ihm.«
     Karminski packte den Telefonhörer und brüllte: »Sascha, mein Lieber! Was willst du denn haben? Sag es! Eine Jacht? Berühmtheit? Na, nimm's dir doch, nimm es! Mein Gott, das Experiment ist in Gefahr… Aha, endlich klappt es!«
     Ich hatte mein Herz für Nina geöffnet.
     »Welche Farbe hatte die Tüte?« brüllte Karminski. »Habt ihr's festgehalten?«
     »Gar keine.« Sergej zuckte mit den Schultern. »Er hat keine bekommen.«
     »Woher dann das Aufflackern? Um fünfzehn Prozent! Habt ihr was verwechselt?«
     »Wir haben ihm überhaupt kein Glück geschickt!« erwiderte Sergej gekränkt.
     »Merkwürdig. Erkläre uns, was passiert ist, Sascha! Bring's wenigstens auf neunzig Prozent! Ich gebe dir alles, was du willst. Wer ist der Tür am nächsten? Flitzt mal zum Lager 'rüber und laßt euch noch ein paar Kisten geben!«
     »Nicht nötig, Vitali Petrowitsch.«
     »Wieso nicht nötig?« fragte Karminski verdutzt.
     »Es hat keinen Sinn«, erläuterte Edik.
     »Eure ganzen Experimente hängen mir zum Halse 'raus«, sagte ich. »Steckt doch Semigailo in die Testkammer. Sein Glückspegel liegt sowieso über der Norm. Mit dem könnt ihr experimentieren.«
     »Aber Sascha! Bist du verrückt geworden? Wir haben den Plan!«
     »Schluß! Ich nehme diese

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