Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
wahrlich quälte, folgte ich der Etikette, wusch mich zunächst, aß und trank. Währenddessen saß Tibana still beim Feuer und wartete geduldig, bis ich fertig war. Dann wies sie stumm auf den Lehnstuhl ihr gegenüber und zündete sich ein Pfeifchen an. Ich nahm Platz und betrachtete ihr runzliges Gesicht im Schein des Feuers. Dem Alter war es nicht gelungen, die Spuren ihrer einstigen Schönheit zu verwischen und in ihren leuchtend blauen Augen blitzten noch immer der Glanz und das Feuer der Jugend. Ihr Haar war schneeweiß und fiel ihr in langen, duftigen Strähnen über die Schultern. Sie war in ein seidiges, lindgrünes Gewand gekleidet und obwohl sie sich beim Gehen auf einen Stab stützte, war ihre Gestalt nicht weniger grazil als vor Jahren. Wie alt mochte sie sein? Ihr müsst wissen, dass die Zeit im Feenreich ganz anders vergeht als im Menschenland. Überhaupt ist sie bei uns von viel geringerer Bedeutung als hier!
‚So, so. Es gibt also doch noch Sonntagskinder, die fest an uns glauben!‘, begann sie das Gespräch und paffte einige lustige Rauchkringel in die Luft. ‚Wie freue ich mich, dass du Farzanahs Bann entronnen bist.‘
Da sie so offensichtlich von euch wusste, zögerte ich nicht, ihr haarklein zu berichten, wie sich alles zugetragen hat.
‚Diese Menschenkinder waren sehr mutig! Ich glaube, du hast gute Freunde gefunden und gute Freunde sind mehr wert als alle Schätze der Welt. Wir werden ihre Hilfe brauchen!‘, sagte sie nachdenklich. ‚Während du weg warst, hat sich hier leider nichts zum Guten gewandelt. Farzanah hat nicht nur die Zwerge und Kobolde auf ihre Seite gezogen, auch die Trolle, Gnome und die Dryaden haben sich ihr unterworfen. Das Heer der Dunkelelfen wächst mit jedem Tag.‘
‚Wie ist das nur möglich?‘, fragte ich. ‚Auf dem Weg hierher wollte ich beim Volk der Taurih rasten, aber sie begegneten mir abweisend, fast möchte ich sagen feindlich. Und nicht nur das, ich glaube auch, dass sie ihre Wohngebiete vernachlässigen.‘
‚Mein lieber Junge!‘, sagte Tibana mit einem Ernst in der Stimme, der mich das Schlimmste erwarten ließ. „Ich weiß nicht genau, wie sie es getan hat, aber Farzanah hat das Elfenlicht von Arwarah verzaubert! Glücklicherweise ist ihr ursprünglicher Plan, den Lichtkristall zu zerstören, gescheitert, doch anstelle des segenreichen, reinen Lichtes strahlt nun ein alles verderbendes, bösartiges, schwarzes Gift in die Herzen der Lichtelfen von ganz Arwarah. Wer damit in Berührung kommt, wird bösartig und schließt sich der dunklen Fee bedingungslos an!‘
‚Das Licht verhext?! Beim allmächtigen Feenzauber, wie konnte ihr das gelingen? Es steht seit Elfengedenken im königlichen Rittersaal und wird praktisch ständig bewacht!‘
‚Bis jetzt fehlte mir jede Gelegenheit, einen Zeugen zu befragen. Doch soweit ich weiß, spielte die Hinterlist der Zwerge eine große Rolle dabei. Sie haben ihr geholfen, Zutritt zu erlangen. Farzanahs böser Zauber hat den Rest erledigt. Er war so stark, dass er selbst die edlen Elfenritter lähmte, die sich zum Schutz Arindals in der Halle versammelt hatten. Wer in den Bann des dunklen Zaubers geriet, verlor die Kontrolle über seinen klaren Verstand.‘
‚Und was bezweckt sie damit?‘
‚Sie will das Reich der Lichtelfen auslöschen und ihre dunkle Herrschaft über das gesamte Elfenland ausbreiten!‘
‚Und König Arindal? Weißt du etwas über ihn?‘
‚Nur so viel, dass Farzanah ihn nicht getötet hat. Offenbar bereitet es ihr Vergnügen, ihn leiden zu sehen und darum hat sie ihn bisher vom schwarzen Zauber ausgeschlossen. Nun ist er gezwungen, dem Verfall seines Landes hilflos zuzusehen. Ich nehme an, dass sie ihn in ihr Reich Darwylaân verschleppt hat, damit sie sich täglich an seinem Unglück weiden kann.‘
‚Woher hast du nur all diese Informationen? Und vor allem, wie konntest du dich vor ihrem Zauber schützen?‘
‚Diese beiden Fragen kann ich dir mit einem Mal beantworten, mein Sohn! Durch die magische Kraft meiner Quelle. In all den Jahren, in denen ich hier lebe, hat sich mein Geist mit dem Geist der Quelle verbunden. Ihre Reinheit und ihre Kraft haben mich vor dem bösen Zauber bewahrt. Die Herrin der Quellen ist sehr weise und gütig! In den frühen Morgenstunden, wenn der Nebel vom Wasser aufsteigt, besucht sie mich und manchmal vermag ich durch sie Bilder in der geglätteten Oberfläche zu sehen.‘
‚Ach, daher wusstest du, dass ich komme!‘
‚Jawohl! Entfernung oder
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