Das Elfenportal
ergab keinen Sinn, aber so stand es in sämtlichen Büchern. Der Trick war, sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Und ihnen zuvorzukommen. Er befühlte den Kricketschläger und ging zum Fenster.
Über den Rasen huschten Gestalten!
Er ließ den Vorhang fallen und machte, dass er aus dem Schlafzimmer kam. Die Chancen standen gut, dass sie bis jetzt noch nicht im Haus waren, und das war sein Vorteil. Kurz fragte er sich, ob es ihm gelingen würde, die Flinte zusammenzusetzen, bevor sie hereinkamen. In der Schublade unterm Tisch lag eine volle Schachtel Patronen.
Er erreichte die Küche schnell. Ein menschenähnlicher Umriss war an der Hintertür zu sehen, ganz zerhackt durch das gefrostete Glas. Der Humanoide klopfte scharf. Fogarty ging hinüber und schob die fünf Riegel zurück, mit denen die Tür gesichert war. Dann nahm er den Schlüssel vom Haken, machte das Vorhängeschloss auf und öffnete die Tür.
Als der Humanoide eintrat, zog Fogarty ihm eins mit dem Kricketschläger über.
Fogarty hatte wesentlich imposantere Erscheinungen kennengelernt als den Burschen im Umhang und purpurnen Wams. Groß war er auch nicht gerade. Aber kaum war er durch die Tür getreten, da war klar, dass er hier das Sagen hatte.
»Was ist hier los?«, fragte er.
Fogarty sagte nichts, teils weil der Arm um seinen Hals ihm die Luft abschnitt, teils weil er sich ein wenig schämte. Diese Witzfiguren waren keine Außerirdischen. Sie sahen auch nicht aus wie Men in Black oder wie das FBI. Ihre Kleidung war zu bunt, zu auffällig. Außerdem kam ihm der Mann in Purpur irgendwie bekannt vor.
»Ohne Zweifel ein Missverständnis, Majestät«, sagte der Mann, den Fogarty zuvor mit dem Kricketschläger erwischt hatte. Sein Arm war inzwischen in eine enge, starre weiße Bandage gehüllt, die einer seiner Begleiter ihm aufgesprüht hatte.
»Warum versuchen Sie diesen Mann zu erwürgen?« Das war an den Soldaten gerichtet, dessen Arm um Fogartys Kehle lag. Dass es sich um einen Soldaten handelte, schloss Fogarty aus den kurz geschorenen Haaren und einer Haltung, als hätte der Mann einen Zeigestock verschluckt. Sie sahen alle gleich aus, ganz egal, woher sie kamen, und Gott allein wusste, woher der hier stammte. Wenn das, was er da trug, eine Uniform war, dann eine, die Fogarty noch nie gesehen hatte.
»Gefährdung der Allgemeinheit, Herr!«, sagte der Soldat und versuchte Haltung anzunehmen. Die unvermittelte Bewegung kostete Fogarty beinahe die Luftröhre.
»Sie oder er?«, fragte der Mann in Purpur. »Vielleicht lassen Sie ihn besser wieder los.«
»Jawohl, Majestät!«, sagte der Soldat. Er ließ Fogarty los, trat einen Schritt zurück, stampfte mit dem Fuß auf und stand wieder still, alles in einer einzigen Bewegung.
Fogarty massierte sich den Hals. Das war das zweite Mal, dass sie diesen Purpurburschen Majestät genannt hatten. Hatte er hier irgendeine Art von König vor sich? Und warum kam er ihm so bekannt vor? Fogarty blinzelte. »Mein Gott«, sagte er. »Sie sind Pyrgus’ Vater!«
Alle Anwesenden erstarrten und rissen die Augen auf. Man hätte meinen können, Fogarty habe eine Bombe fallen lassen. Der Mann in dem Purpurwams fasste sich als Erster. »Ich bin Apatura Iris, der Purpurkaiser«, sagte er. »Was wissen Sie über meinen Sohn?«
Sie waren ihn also suchen gekommen. Pyrgus hatte die ganze Zeit gesagt, dass sie kommen würden – oder es wenigstens versuchen würden. Nicht dass es ihn daran gehindert hatte, seine Probleme selbst zu lösen. So einen Sohn konnte man sich nur wünschen. »Sie kommen zu spät«, sagte Fogarty, »er ist schon wieder zurück.«
Der Purpurkaiser wechselte einen Blick mit dem dünnen Mann, den Fogarty angegriffen hatte. »Schon wieder zurück?«
Fogarty nickte. »Ja.« Er sah von einem zum anderen. Das waren fünf Mann in seiner Küche und draußen waren bestimmt noch mehr. »Was ist los?«, fragte er den Purpurkaiser. »Was stimmt denn nicht?«
Apatura warf einen Blick auf die demontierte Schrotflinte auf dem Tisch. »Ist das eine Waffe?«, fragte er.
Fogarty nickte. »Ja.«
» Ihre Waffe?«
»Ja.«
»Können Sie sie wieder zusammensetzen?«
Fogarty sah ihn vorsichtig an. »Kann ich.« Er ging zum Tisch und setzte sich hin, ohne die Augen von dem Purpurkaiser zu lassen. Seine Hände suchten nach den Teilen und begannen sie zusammenzubauen.
»Das ist Torhüter Tithonus«, sagte der Kaiser und nickte zu dem dünnen Mann hinüber.
Fogarty warf einen Blick auf dessen Arm. »Tut mir
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