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Das Elixier der Unsterblichkeit

Das Elixier der Unsterblichkeit

Titel: Das Elixier der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Gleichmann
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Ländern Kriege führte. Er hielt Costa und Benvindo aber weiterhin für zu wertvoll, um unter dem Fallbeil zu landen. Also beschloss er, den Arzt und die Mätresse zu opfern und ihnen einen hohen Preis für ihren Verrat abzuverlangen. Die Leute sollten sehen, welche Folgen ein Treubruch am König unweigerlich nach sich ziehen würde.
    Alfonso Henriques berief seinen Rat ein und verlangte nachdrücklich, dass auch Costa und Benvindo sich einfinden sollten. Dann ließ er sechs bewaffnete Soldaten Antunes und das maurische Mädchen zum Verhör holen. Die Temperatur am Hof stieg.
    Die junge Mätresse kleidete sich schlicht, wie es unter ehrbaren arabischen Frauen Sitte war. Sie fand sich vor dem König ein, verneigte sich tief und erkannte am strengen Ausdruck seines Gesichts, dass er nicht gnädig gestimmt war. Als sie die Anklage hörte, stand sie wie versteinert, weinte nur und schluchzte, der Atem stockte ihr, und sie konnte kein vernünftiges Wort herausbringen.
    Alfonso Henriques schloss daraus, dass die junge Frau – ihr Name war Fatima – schweigend ihre Schuld eingestanden habe, sonst hätte sie die Anklagen erbittert von sich gewiesen. Ob sie sich von dem Arzt hatte verleiten lassen oder selbst die Initiative zu der Affäre ergriffen hatte, spielte keine Rolle. Sie war schuldig und würde verurteilt werden.
    Als Freund harter Strafen ließ Alfonso Henriques sie lebendig, ohne Essen und Trinken, in einem kleinen Seitengang des Palasts einmauern. Es heißt, man habe noch Jahrhunderte später in mondhellen Nächten Fatimas Schluchzen und Weinen durch die dicke Wand hören können.
    Der Arzt Antunes mühte sich, einen guten Eindruck zu machen. Er trat selbstsicher auf und wies jede Schuld von sich. Er könne nicht begreifen, wie irgendjemand auf der Welt imstande sei, seine Freundlichkeit gegenüber einer jungen Frau, die ihn wegen leichter gesundheitlicher Probleme um medizinischen Rat gefragt habe, falsch auszulegen.
    »Diese böswilligen Gerüchte, die gewisse Leute über mich in Umlauf bringen, sind absurde und infame Erfindungen«, erklärte er. »Es handelt sich um eine Verschwörung in der Absicht, meinen Namen in den Schmutz zu ziehen. Die Denunzianten müssen für ihre Lügen bestraft werden. Euer Gnaden, Ihr seid der hervorragendste Mann in Portugal. In Eurer Weisheit wisst Ihr sehr wohl, dass Ihr Euch nicht auf Leute verlassen könnt, die falsche Gerüchte verbreiten.«
    Alfonso Henriques hörte ihm mit gerunzelter Stirn zu. Er hegte keine Illusionen, jeder Zug in Antunes’ heimtückischem Gesicht verriet ihm, dass der Arzt log. Bevor das Urteil gesprochen wurde, ergriff er das Wort. Er wandte sich seinem Rat zu und heftete die Blicke auf die Brüder Costa und Benvindo.
    »Wenn ein Untertan sich unehrerbietig verhält, wenn er lügt, stiehlt, begierige Blicke auf eine Mätresse des Königs wirft oder gar Unzucht mit ihr treibt, sind das nicht Zeichen von Dummheit. Es sind Zeichen von Verrat, und die Strafe für dieses Verbrechen ist der Tod.«
    Er wartete einen Moment auf eventuellen Widerspruch. Aber niemand sagte etwas, alle schwiegen. Daraufhin befahl er, dass der Hof und der Rat am nächsten Morgen vollzählig der Folterséance beiwohnen sollten, denn er erwarte ein unvergessliches und unterhaltendes Erlebnis.
    Die blutbespritzte Folterkammer im Keller des Palasts war dunkel und feuchtkalt, mit kleinen Fensteröffnungen und wuchtigen Gewölben. Die Luft war gesättigt von muffigen Gerüchen, und die Atmosphäre war beklemmend. In einer Ecke flackerte ein Feuer. Darum hatten sich die Mitglieder des Rates versammelt, einige in Ritterkleidung, andere in kostbaren Gewändern, die sie als Adlige auswiesen. Sie schienen in einer ernsthaften Diskussion begriffen und flüsterten erregt miteinander. Die Hofdamen, anlässlich des Ernstes der Stunde zurückhaltend gekleidet, lehnten mit vor Angst schwachen Knien an den Wänden.
    Der Henker, ein kräftiger Mann mit bleichem Gesicht und strähnigem schwarzem Haar, erinnerte Baruch an einen Ochsen. Er war stark und plump und etwas einfältig, durch seine schwarze Kleidung wirkte er aber auch gefährlich.
    Auf einem hohen Stuhl neben der Tür saß Alfonso Henriques. Mit kühl berechnendem Blick sah er sich in der Folterkammer um. Er schien zufrieden. Offenbar konnte ihm an diesem Morgen nichts größere Genugtuung verschaffen als das Blut, die Schreie und der Tod des Antunes. Zu seinen Füßen lag ein knurrender großer Wachhund. Auf der linken Seite, hinter

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