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Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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schwerfälligen, doch zielsicheren Bewegungen. Seine einfache Mentalität ließ ihm nur den Beruf eines Dieners offen, doch er bediente die schwere Flugmaschine mit versierter Feinfühligkeit. Er ließ die Maschine zum halbrunden Startplatz rollen, wo drei Meter hohe perforierte Betonmauern die Abgase ansaugten. Am Mast der automatischen Flugüberwachung leuchtete das orangene Signal auf, und sie starteten senkrecht in die Höhe. Innerhalb weniger Sekunden schmolzen der Palmenhain und die weiß und grau getünchten Mauern des Instituts zu einem winzigen Punkt in der gelbgrauen Unendlichkeit der Wüste zusammen. Die Maschine hielt Westkurs und hätte sie in kurzer Zeit zu ihrem Heim auf den Puterskainseln gebracht – wäre da nicht tausend Meter unter dem glatten Meeresspiegel ein kranker Mann gewesen, ein kranker Mann, von dessen Existenz sie bisher noch nichts wußten.
    »Nun, Gerund, was ist während meiner Abwesenheit in der Welt passiert?« fragte Cyro.
    »Nichts Aufregendes. Die Dualisten wollen jeden Planeten der Föderation registrieren. Und die wissenschaftliche Welt ist über Pamliras neues Werk ›Paraevolution‹ völlig aus dem Häuschen.«
    »Dann muß ich es unbedingt lesen«, meinte Cyro mit mildem Interesse. »Was für eine Theorie hat er diesmal aufgestellt?«
    »Sie gehört zu den Dingen, die sich nicht mit wenigen Worten erläutern lassen«, sagte Gerund. »Pamlira behauptet, daß die Evolution auf größere Bewußtheit hinarbeitet. Pflanzen sind weniger bewußt als Tiere, Tiere weniger bewußt als Menschen, und der Mensch ist später in Erscheinung getreten als Pflanzen und Tiere. Pflanzen, Tiere, Menschen sind nach seiner Theorie nur die ersten Sprossen einer langen Leiter. Pamlira weist anhand eines Wustes von Zahlenmaterial und den Erkenntnissen der Schulpsychologie nach, daß der Mensch noch weit von völliger Bewußtheit entfernt ist. Er schläft, er vergißt, er ist sich der Vorgänge in seinem Körper nicht bewußt…«
    »Deshalb existieren wir Ärzte«, warf Cyro ein.
    »Genau. Wie Pamlira selbst sagt, sind nur wenige Menschen, wie sie sich zum Beispiel in unserem Orden der Medizin zusammengetan haben, in der Lage, bis zu einem gewissen Grad bewußt an den somatischen Aktivitäten teilzunehmen.«
    Sie lächelte ein neutrales Lächeln. »Und wie geht er von da aus weiter?«
    »Er postuliert, daß der nächste Schritt der Evolution ein Bewußtseinszustand jeder einzelnen Zelle sein werde, und daß die Natur möglicherweise bereits im Begriff sei, dieses Stadium zu verwirklichen. Die Zeit sei offenbar reif für das neue Wesen.«
    Sie hob die Brauen. »Schon? Ich hatte gedacht, es sei noch ein paar Millionen Jahre zu früh! Sind denn schon alle Mutationen durchgespielt?«
    »Pamlira braucht die Hälfte seines Werkes für die Erklärung, warum die neue Art fällig ist«, sagte Gerund. »Nach seiner Ansicht unterliegt die Evolution dem gleichen Beschleunigungsprozeß wie der wissenschaftliche Fortschritt. Je mehr Protoplasma für Veränderungen verfügbar ist, desto eher treten die Veränderungen in Erscheinung. Und auf dreißigtausend Planeten existiert eine Menge Protoplasma.«
    Cyro schwieg. Mit leichter Enttäuschung bemerkte Gerund, daß sie ihn nicht über seine persönliche Meinung über Pamliras Buch fragte, obwohl seine Worte deutlich gemacht hatten, daß er es gelesen hatte. Vielleicht dachte sie, daß seine Meinung als industrieller Ökologe unerheblich sei.
    Schließlich sagte sie: »Wie diese überbewußte neue Gattung auch immer beschaffen sein mag, der Mensch würde ihr kaum Gelegenheit geben, ihre Überlegenheit auszuspielen. Er würde sie nicht einmal überleben lassen. Sie würde ausgelöscht, bevor sie Gelegenheit hätte, sich zu vermehren. Man wird kaum erwarten dürfen, daß wir neuen Anwärtern auf unseren bequemen Platz im Kosmos mit Gastfreundschaft begegnen würden.«
    »Pamlira sagt«, erwiderte Gerund, »daß Natur und Evolution einen Weg finden werden, wenn sie den Menschen für überflüssig und überholt halten. Die neue Spezies würde Abwehrmittel erhalten, die sie gegen die frühere Gattung unverwundbar macht.«
    »Wie?« fragte sie indigniert, als hätte er etwas Dummes gesagt. »Die Evolution ist ein vollständig neutraler, ein blinder Prozeß.«
    »Darüber macht sich Pamlira auch Gedanken«, sagte Gerund. Er sah sofort, daß sie die Antwort dumm und oberflächlich fand. Das war sie auch; er hatte sich ihrer nur bedient, weil er selbst unsicher war, was

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