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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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sein.«
    »Wunder? Das nennen Sie ein Wunder? Ich bin in einem Schulbus und bringe vor einem Haufen Fremder in einer pestverseuchten Stadt ein Kind zur Welt.«
    »Genau. In einer Stadt, in der auf Schritt und Tritt der Tod lauert, haben Sie und Ihr Mann es geschafft, alle Hindernisse zu überwinden und zu überleben. Und jetzt bringen Sie einen neuen Lichtfunken in diese Welt der Dunkelheit. Ist das etwa kein Wunder?«
    David sah auf. »Der Mann hat recht. Okay, noch einmal …«
    Über einen der Sitze im hinteren Teil des Busses gebeugt, sah Sheridan Ernstmeyer, wie der Arzt das Kind der Italienerin zur Welt brachte, und ihr Ärger wurde immer größer.
     
     
    Areal des ehemaligen World Trade Center,
Manhattan, New York
7:42 Uhr
     
    Das Grundstück war gesäubert, der Tatort war gereinigt worden. Jedes noch so kleine Trümmerteil war untersucht worden, wobei von Familienfotos über persönliche Gegenstände bis hin zu winzigen DNS-Spuren die verschiedensten
Dinge zutage kamen, mit deren Hilfe man die Passagiere in den Flugzeugen und die Menschen in den Büros identifizieren konnte. Alles außer den praktisch unzerstörbaren Black Boxes der beiden Flugzeuge, die die Gespräche der Piloten während der letzten Minuten aufgezeichnet hatten.
    Tonnen von Stahl waren verschifft und durch funkelnde neue Bauteile ersetzt worden, die sich über dem ausgebaggerten Friedhof von Ground Zero erhoben. Schafft das Alte raus, schafft das Neue rein …
    Patrick schob sich durch eine Lücke im Aluminiumzaun und betrat die Baustelle. Es war das erste Mal, dass er an diesen Ort zurückkehrte, wo seine Frau und seine Tochter zusammen mit dreitausend anderen unschuldigen Menschen bei lebendigem Leib verbrannt waren.
    Zitternd und von seinen Gefühlen fast überwältigt, trat er an den Rand der riesigen Grube, in der sich das Fundament dessen befand, was schon bald ein neues, gewaltiges Gebäude sein würde. Grauer Nebel wurde vom Hudson herübergeweht und versperrte teilweise die Sicht auf die Gebäude, die sich auf der anderen Seite des Bauplatzes befanden.
    Er spürte eine inzwischen vertraute Präsenz und wandte sich nach links. Der Sensenmann stand neben ihm am Rand der Grube und starrte in die Tiefe.
    »Warum hast du mich hierhergeführt?«
    Der Todesengel hob seine Sense in die Höhe. Eine dichte Schicht wirbelnder brauner Wolken verbarg den Himmel – genau wie es am Tag des Verrats gewesen war.
    Ein plötzliches, heftiges Schwindelgefühl. Patrick sank auf ein Knie, während eine Woge zischender Energie
durch sein Gehirn und seine Arme und Beine fuhr. Es war, als hätte er ein Stromkabel berührt.
    Desorientiert und verwirrt riss er die Augen auf und schnappte nach Luft.
    Der Himmel ist ein Mahlstrom aus wirbelnden dunklen Sturmwolken. Der Regen, der auf jeden unbedeckten Zentimeter seiner Haut trommelt, ist eiskalt wie Tropfen aus einem gefrorenen See und heftig wie der Monsun. Er steht auf einer hohen hölzernen Vorrichtung, fünfzehn Meter über einem einst mächtigen Zedernwald, der nach dem Werk der Äxte nur noch aus Baumstümpfen und Setzlingen besteht. Das Tal unter ihm ist überflutet. Die Flut steigt.
    Menschen nähern sich der hölzernen Vorrichtung. Es sind Tausende. Sie tragen ihre Kinder und ihre Habseligkeiten auf den Armen. Sie sind verzweifelt und wütend und verängstigt. Sie stehen bis zu den Knien im Wasser und schreien in einer nahöstlichen Sprache zu ihm hinauf.
    Eine neue Entdeckung lenkt ihn ab: Er hat wieder einen linken Arm. Doch es ist nicht sein Arm. Er mustert seine linke Hand, dann seine rechte … Beide sind wettergegerbt, knotig und arthritisch, sein Fleisch ist sephardisch gebräunt. Er tastet sein hageres Gesicht ab. Es ist ledrig und von vielen Falten durchzogen. Er greift nach einer Strähne seines zottigen weißen Haares und streicht durch seinen dichten weißen Bart. Sein fast schon ausgemergelter Körper steckt in feuchten Kleidern, die einen schweren Tiergeruch ausströmen.
    Was geschieht mit mir? Ist das eine neue Halluzination? Ich bin ein alter Mann …
    Wieder ziehen die Rufe der Menge seine Aufmerksamkeit auf sich. Er geht an den Rand der hölzernen Vorrichtung, und plötzlich wird ihm klar, dass er auf einem gewaltigen Schiffsdeck steht.

    Ein Donnerschlag erschüttert Himmel und Erde. Der Boden erzittert, und dann öffnet sich die Flanke eines Berges. Geschmolzenes Gestein spritzt aus dem Spalt, und das Magma lässt die überflutete Landschaft kochen.
    Die Menge schreit auf.

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