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Das Ende Der Ausreden

Titel: Das Ende Der Ausreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Roser
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nun das Ego breit, ein außerordentlich kraftvolles, mächtiges System. Es kennt jeden Trick, damit alles so bleibt, wie es ist. Im Ego-System haben sich starke Partner gefunden, allesamt gut gerüstete Kampfgefährten, die zu verhindern wissen, dass sich etwas ändert. Da wäre die selektive Wahrnehmung, meine individuell gefärbte und hier und da stark beschlagene Brille, mit der ich die Welt sehe, sie interpretiere und bewerte. Da sind die eingeschliffenen Routinen, die sich einfach richtig anfühlen. Im Laufe der Zeit haben sich ein für mich typisches Verhaltensrepertoire, automatisierte Gewohnheiten und berechenbare Reaktionen entwickelt, die sich immer wieder bewähren. Dann sind da meine gelernten Gefühle und das schlechte Gewissen, das mich zurück auf den richtigen Weg lotst, wenn ich doch einmal dabei sein sollte, ein wenig abzuweichen. Mit von der Partie sind außerdem eine Fülle von Überzeugungen, die mir sagen, wie ich mich verhalten, was ich tun und was ich lassen sollte, meine ganz persönlichen Verhaltensvorschriften. Diese sind längst zu » Man sollte/darf nicht/muss!« generalisiert und bilden meine Selbstverständlichkeiten, meine Lieblingsargumente, mit denen ich besonders gerne ins Rechthaben gehe. Dazu mein spezifischer Modus, mit dem ich auf andere Menschen reagiere und mit ihnen in Beziehung trete. Ich rege mich leicht über bestimmte Themen und Verhaltensweisen anderer auf, biete Spiele an und lasse mir andere aufdrängen.
    Schließlich kommt dazu der jeweilige Stil, wie sich das Ego in Szene setzt, die für mich typische Art, mich nach außen darzustellen.

Kleines Karo oder groß geblümt: Unser Ego inszeniert sich
    Ein ganz wichtiges Element unserer Eigendarstellung ist, wie wir uns kleiden.
    Nehmen wir zwei Extreme: eine Frau, die es bunt und barock mag, und eine, die Grau zur persönlichen Modefarbe erklärt hat. Auf der einen Seite leuchtende Farben, auf der anderen Dezentsein als Markenzeichen.
    Eine Frau, die auffälligen Schmuck trägt, Kreolen groß wie Kontinente, flatternde Schals und laute Schuhe – das sieht man doch gleich, dass die eitel ist. Wie sie sich in den Hüften wiegt und jeden zum Spiegel und zum Zuschauer macht, klar.
    Diejenige aber, die immer korrekt gewandet ist, das Blau immer dunkel genug, um gediegen zu sein und nur nicht in die Nähe von Italien, von Azur oder gar Türkis zu geraten, der Ohrstecker könnte als Sehtest fungieren, und der Stoff des Wintermantels verschwimmt in den Grau- und Brauntönen mit der vorsichtig höflichen Sprechweise – die ist natürlich nicht eitel. Oder doch!? Diese Selbstdarstellung präsentiert doch scheinbar das Gegenteil. Aber: diese Eitelkeit heißt »Ich bin nicht eitel!«. Und sie schaut nicht ohne Herablassung auf jene, die sich schmückt, statt sich zu verbergen.
    Es geht beiden um das Gleiche: In welcher Kleidung, welcher Verpackung und Verkleidung fühle ich mich sicher?
    Wovor? Vor den Blicken der anderen. Vor meinen Fantasien, was die anderen sehen, wenn sie mich betrachten. Davor, dass ich anders scheine, als ich meine zu sein.
    Der eine fühlt sich sicher, wenn er so rauchig unsichtbar bleibt, wie es nur ein Anzug in Anthrazit bewirken kann, und der andere empfindet sich nur dann auf der richtigen Seite, wenn er eine deutliche Kontur macht, ein unübersehbares modisches Statement. Eine Frau, die mit einem Wagenrad von Hut ihren Auftritt hat, braucht dafür nicht mehr Mut als die Frau, die mit einem beigen Rollkragenpullover und schwarzer Flanellhose in den Raum kommt. Man könnte meinen, die eine hätte vorher überlegt, womit sie garantiert auffällt, und die andere hätte gegrübelt, wie sie verhindern kann, dass zu viel Aufmerksamkeit auf sie fällt. Vermutlich hat weder die eine noch die andere diese Gedanken bewegt. Denn es ist längst habituell, längst Gewohnheit. Mut wäre für die erste, zu einer Vernissage in kleinem Karo zu gehen, und für die andere, einen Pashmina in Pink überzuwerfen. Da würde das Ego beider Damen jaulen, da liefe ja nun wirklich was verkehrt.
    Zum Ego-Inszenierungsprogramm gehören natürlich auch alle anderen Statussymbole. Welches Auto ich fahre und welches ich niemals(!) fahren würde, wo ich meinen Urlaub verbringe, wie ich mich einrichte. Alles ist Teil der Verlautbarung »So bin ich!« (und nicht anders!!).

Das Ego: Ein gut gerüsteter Gegner
    Wenn wir in unserem Leben etwas ändern wollen, für die Auseinandersetzung mit dem Ego aber schlecht vorbereitet sind, werden

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