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Das Ende Der Ausreden

Titel: Das Ende Der Ausreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Roser
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wir sind Sportler, wir sind gute Staatsbürger, wir sind anders. In manchen Familien fällt umgekehrt die Abwesenheit solcher Empfehlungen auf. Was auch nicht zufällig ist.
    Viele Sätze sind Erziehungsmaximen und Gebrauchsanweisungen für das Leben: So musst du es, so sollst du es, so darf man es nicht machen. Es gibt Klassiker, die manchmal eine ganze Tradition bündig zusammenfassen wie das berühmte »Solange du deine Füße unter meinem Tisch hast …!«, Sprichworte als Zeitzeugen pädagogischer Auffassungen und als Erfolgsrezepte: »Mit dem Hut in der Hand kommst du durch das ganze Land« oder »Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige«.
    Manchmal ist es verblüffend, wie sehr diese Verhaltensmaximen der Eltern später zu verhaltensleitenden, keinen Widerspruch duldenden Sätzen für ihre mittlerweile längst erwachsenen Kinder geworden sind. Ich kenne keine ordentlicheren Menschen als die beiden, die »Lerne Ordnung, liebe sie, sie erspart dir Zeit und Müh’« früher ungezählte Male gehört haben. Da funktioniert Erziehung also doch erstaunlich gut.
    »Morgenstund’ hat Gold im Mund«, »Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul« – es gibt eine unglaubliche Fülle möglicher Ratschläge fürs Leben, das fünfbändige »Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten« von Lutz Röhrich enthält immerhin rund fünfzehntausend. Interessant ist, welche Auswahl unsere Eltern für wichtig gehalten und uns regelmäßig warnend, belehrend, ermutigend, spottend oder tröstend vorgetragen haben. Und welche sehr spezifisch mit ihnen selbst und ihrer Beziehung zu uns als Kindern zu tun hatten. Zwei Geschwister können völlig unterschiedliche Sätze erinnern, gehört und wichtig genommen haben.

Ermahnungen und Überzeugungen: Das Drehbuch unseres Lebens
    Die für unser Thema spannenden Sätze sind die, die wir als Kinder auf uns bezogen haben, von denen wir das Gefühl hatten oder wussten: Die meinen uns persönlich, hier steckt ein Briefchen, nur für uns bestimmt, drin.
    Aus dem Zusammenhang gerissen, besagt oder enthüllt ein solcher Kindheitssatz nicht viel. Entscheidend ist, in welchem Kontext wir uns einen individuellen Reim auf ihn gemacht haben. Wenn es also gelingt, ihn in Bezug zu anderen Schlüsselerfahrungen zu setzen, kann er zu sprechen beginnen. Das gilt sowohl für die Zitate als auch für jene Sätze, die die Eltern individuell an die Kinder gerichtet haben. Und die ihre Spuren hinterlassen haben. Ich glaube mittlerweile, dass man aus den Sätzen, die sich uns am eindringlichsten eingebrannt haben, eine Art Lebens-Drehbuch schreiben kann, zumindest in groben Zügen. Einige wesentliche Überschriften geben sie allemal her.
    Wenn wir unser Ego etwas besser verstehen und ausleuchten möchten, haben wir hier eine kleine Pforte: Versuchen Sie sich doch einmal daran zu erinnern, welche Aussagen Sie damals von Ihrer Mutter und Ihrem Vater besonders häufig, mitunter bis zum Überdruss, gehört haben. Wenn Sie nicht bei beiden oder überhaupt nicht bei den Eltern aufgewachsen sind, dann eben von den relevanten Personen Ihres frühen Umfeldes. Schreiben Sie die Sätze auf und lassen Sie sie dann auf sich wirken.
    Im ersten Schritt stellt man oft fest, dass man diese aus dem trüben Teich der Erinnerung schließlich doch nach oben gefischten Sätze selbst häufig verwendet. Oft zur nicht allzu großen Freude der eigenen Partner oder Kinder. So wie man selbst damals diese Sätze vielleicht auch nur mäßig toll fand. Sich darüber klar zu werden, dass man mittlerweile die gleichen Sprüche verwendet, ist für manche, gelinde gesagt, irritierend.
    Im zweiten Schritt geht es bei der Betrachtung dieser Sätze vor allem um die Frage, welche Lebensthemen sie auf welche Weise ansprechen. Was sagen sie über mich aus? Was legen sie mir nahe, was verbieten sie mir, wovor machen sie mir Angst, was versprechen sie mir? Welche Bedingungen werden hier für mich formuliert? Kann ich den roten Faden sehen? Wie sind meine Empfindungen dazu? Erfreuen sie mich, bin ich dankbar, empören sie mich, machen sie mich stolz, bin ich froh, dass ich sie – nicht mehr – befolge, spüre ich, wie sehr ich gegen sie anleben musste?
    Ich bin zufällig auf dieses Phänomen gestoßen, als ich in meinen Seminaren nach einem Weg gesucht habe, auf die ja oft nicht präsenten Selbstverständlichkeiten zu kommen. Ich war verblüfft zu entdecken, dass bestimmte Persönlichkeitstypen verwandte Spruch-Historien teilen. Und dass es

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