Das Ende Der Ausreden
schön, wenn uns jemand sagt , dass er uns liebt. Um uns aber wirklich sicher zu sein, dass das stimmt, orientieren wir uns an dem, was er tut.
Genauso können wir an der Art, wie wir unser Leben ganz praktisch gestalten, an dem, was wir tun , ablesen, wie liebevoll wir denn tatsächlich mit uns selbst umgehen. Mit einer nur kleinen Drehung der Perspektive können Sie die Liste von oben also noch einmal betrachten und sich fragen: Woran merke ich, dass ich mir selbst am Herzen liege?
• Lebe ich so, wie es für mich gut ist?
• Kann ich mich auf mich selbst verlassen, weil ich halte, was ich mir verspreche?
• Stehe ich zu mir und für mich ein?
• Glaube ich an mich?
• Kann ich meine Stärken und meine Schattenseiten annehmen?
• Kann ich mir selbst verzeihen?
• Überwinde ich mich für mein Wohlergehen?
• Nehme ich mir Zeit für mich?
• Gebe ich mir selbst den nötigen Schubs oder Tritt?
Wenn es Ihnen so geht wie den meisten, dann können Sie nicht jede dieser Fragen locker bejahen. Den Blick so zu wenden, kann unbequem sein. Noch prekärer ist die Überlegung: Warum sollte jemand uns das geben, was wir uns selbst vorenthalten?
Suchen wir uns aber nicht genau deshalb unsere Partner, damit sie den einen oder anderen Mangel an Selbstliebe ausgleichen? Klar. Und klar ist auch: Sie können das nicht leisten. Ein Defizit in diesem Bereich lässt sich nicht dauerhaft von außen auffüllen. Wir überfordern uns gegenseitig mit der Erwartung, eine Partnerschaft solle alte Wunden heilen, mit denen wir selbst noch nicht versöhnt sind. Andere können uns nicht abnehmen, was unsere ureigenste Aufgabe ist. Partner und Freunde unterstützen uns, aber nur wir selbst können im Inneren, im tiefsten Inneren, zu uns Ja sagen.
Entscheiden wir uns: Für das, was uns stärkt, und gegen das, was uns schwächt
Eine der für mich wichtigsten Unterscheidungen ist folgende: Es ist nicht allein entscheidend, wie und ob es uns gut geht, sondern vielmehr ob wir das tun, was uns guttut. Das Erste haben wir nur eingeschränkt, das andere komplett in der Hand. Wir haben in allen Situationen stets die Wahl, etwas zu tun, zu denken, zu fühlen, was uns stärkt oder was uns schadet und schwächt. Tun, was uns guttut, bedeutet, die Wahl zugunsten dessen zu treffen, was uns stärkt.
Nicht jeder Tag ist ein Sonn- oder Glückstag, und die Welt singt uns nicht jeden Tag ein freundliches Lied. Manchmal bringt die Post unerfreuliche Briefe, die Familie stellt absurde Forderungen und Halswirbelsäule/Narbe/Knie tun wieder weh. Vielleicht haben wir sogar ernste gesundheitliche Beeinträchtigungen, die nicht mehr verschwinden, sondern mit denen wir leben müssen. Das können wir nur bedingt beeinflussen. Doch wir können steuern, wie wir den Wechselfällen des Lebens begegnen und was wir ihnen entgegensetzen. Wie wir uns dazu stellen, dass es mal gutes und mal katastrophales Wetter gibt.
Wir haben es in der Hand, wie wir mit uns selbst umgehen. Tun wir denn nicht automatisch, was uns guttut? Müssen wir darauf überhaupt achten? Angesichts unseres alltäglichen Verhaltens kann man daran fundierten Zweifel anmelden. Dass es viele Sachen gibt, die uns Spaß machen, die uns leider aber – mindestens mittelfristig – nicht besonders guttun wie Kartoffelchips, Nutella und zu enge Schuhe, das gehört zu den Gemeinheiten des Lebens.
Lassen wir das mal beiseite. Wir tun zweifelsohne viele Sachen, die unserem Wohlbefinden dienen. Wir gehen ins Kino, spielen mit unseren Kindern, lümmeln auf der Couch, entspannen in der Hängematte oder Badewanne, gehen in den Garten oder fahren Fahrrad, treffen Freunde, essen und schwatzen mit ihnen. Machen schöne Urlaube und leisten uns hin und wieder eine Massage. Das alles tut uns gut.
Es gibt drei Fragen, die wir gleichwohl prüfen können:
• Machen wir diese Dinge oft genug?
• Gibt es noch andere wichtige Dinge, die uns – vielleicht erst auf den zweiten Blick – guttun?
• Und: Tun wir andererseits nicht zu viele Dinge, die uns nicht guttun?
Der liebevolle Umgang mit uns selbst beginnt mit der Art und Weise, wie wir mit unseren grundlegenden Bedürfnissen verfahren.
Wir sind uns selbst anvertraut
Als wir Kinder waren, haben unsere Eltern darauf geachtet, dass unsere Grundbedürfnisse erfüllt wurden: Sie haben dafür gesorgt, dass wir ordentlich essen, haben uns in den Schlaf gesungen und später auch bei Protest ins Bett geschickt, uns witterungsgemäß angezogen und eingecremt,
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