Das Ende Der Ausreden
etwas hätten, eine Dienstleistung zu reklamieren, mit der wir unzufrieden sind, kein Trinkgeld hinzulegen, wenn wir uns über den Kellner geärgert haben. Immer wieder einmal sitzen wir im Theater/Kino/Konzert oder Ballett, und dann sagen wir zu Recht: Wieso machen wir das nur so selten? Oder wir haben endlich einen alten Freund wiedergetroffen, tauchen ein in die wohltuende Vertrautheit und wundern uns, wieso wir dazu so lange gebraucht haben.
Aufschieben tut uns nicht gut
Wir wissen aus alltäglicher Erfahrung, wie gut es tut, Dinge endlich anzugehen, die wir vor uns herschieben. Aufräumen ist ein gutes Beispiel. Wer macht das schon besonders gerne? Aber die Erleichterung eines geordneten Raumes, in dem das Schöne wieder wirken und die Energie wieder fließen kann, ohne dass unser Blick stolpert und unsere Aufmerksamkeit aufgehalten wird, ist körperlich spürbar.
Wie Blei lagern sich die unerledigten Aufgaben auf unser Gemüt. Aufschieben tut uns definitiv nicht gut. Aber im jeweiligen Moment, in dem wir uns entscheiden, uns nicht anzustrengen, nicht aufzuraffen, die unsortierten Unterlagen ein weiteres Mal in die Schublade zu geben oder eine Entscheidung noch einmal zu vertagen – das ist immer eine verführerische Erleichterung. Obwohl es uns besser täte, die kleine Kraft doch aufzubringen und nicht dem Dieb der Zeit, wie man Aufschiebeverhalten auch nennt, nachzugeben. Eat the frog first ist ein sehr guter Ratschlag. Statt den ganzen Tag unterschwellig daran zu denken, dass man noch die Spülmaschine ausräumen, die Garage kehren oder diesen unerfreulichen Anruf tätigen müsste – sollte man diese Dinge zuerst erledigen.
Sich anzustrengen tut gut – und macht stolz
Dinge zu tun, bei denen wir uns überwinden und anstrengen müssen, stärkt dagegen unser Selbstwertgefühl. Wir können uns auf uns selbst verlassen. Wir sind den Berg hinaufgestiegen, haben uns etwas getraut, haben den Sport nicht ausfallen lassen, haben uns nicht selbst betrogen.
Stolz entsteht nicht aus dem, was uns zufliegt oder was man uns schenkt. Stolz und Selbstvertrauen wachsen aus Dingen, für die wir uns wirklich ins Zeug legen, aus Erfolgen, die wir uns im wahrsten Sinn des Wortes erarbeitet haben. Man kann gar nicht überschätzen, was das Vermeiden von Anstrengung mit uns macht: Je weniger wir uns anstrengen, desto weniger trauen wir uns zu, je weniger wir uns zutrauen, desto weniger strengen wir uns an – und immer so weiter.
Ausreden schwächen uns
Lassen wir die Ausreden außer Acht, mit denen wir höflich sind und Konflikte vermeiden, die niemand braucht. Die Ausreden aber, mit denen wir Probleme leugnen oder nicht angehen, Schwierigkeiten vor uns herschieben, Konflikte nicht lösen: die schaden uns. Je länger wir in Situationen bleiben, unter denen wir leiden, desto nachhaltiger. Während wir entschieden erklären, dass wir in solchen Jobs oder Beziehungen verharren müssen, registrieren wir zugleich, dass wir nicht aufrichtig zu uns selbst sind.
Ganz praktisch: Prüfen Sie einmal, warum Sie meinen, in Bereichen Ihres Lebens, mit denen Sie leicht oder massiv unzufrieden sind, nichts (anders) machen können. Was genau führen Sie ins Feld? Sind etwa Sie selbst der Hauptgrund, dass Sie dem Drama nicht entkommen können? Was für eine Kernbotschaft geben Sie sich damit? Jedenfalls nicht die, dass Sie auf sich setzen können und die beste aller möglichen Entscheidungen für sich selbst treffen. Sie sagen vielmehr: Ich kann nicht dafür sorgen, dass es mir gut oder wenigstens besser geht. Diese Nachricht muss Ihnen Angst machen, macht Sie anfällig für überhöhte Erwartungen an andere. Das kann auf Dauer Ihr Selbstvertrauen unterhöhlen und die nächste Opferstory vorbereiten.
Tun Sie sich das nicht an! Überlegen Sie lieber: Welche Gedanken können Sie denken, die Ihnen Mut machen? Welche ersten Schritte können Sie sich abringen, die die Situation verändern? Was können Sie wagen, welche Angst oder Empörung können Sie überwinden, damit Sie zu sich selbst stehen?
Was uns widerstrebt, kann genau das Richtige sein
Wenn unser Blutdruck zu niedrig ist und wir uns müde und kraftlos fühlen, empfinden wir die Aufforderung, Sport zu treiben, als Zumutung. Dennoch würde genau das helfen.
Ich kann mich sehr gut an einen jungen Klienten erinnern, der völlig überdreht durch monatelange absurde Überlastung in einer beruflichen Mission impossible vor mir saß. Wir sprachen darüber, was er tun könnte, um Kraft
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