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Das Ende Der Ausreden

Titel: Das Ende Der Ausreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Roser
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ehe wir in die Sonne gingen. Sie waren zärtlich und haben uns Grenzen gesetzt. So gut sie konnten, haben sie uns geliebt.
    Irgendwann geht ihre Fürsorgepflicht an uns selbst über. Oft nehmen wir diese nicht besonders gut wahr. Aus welchen Gründen auch immer wir das so halten, wie wir es halten, welche Ausreden wir dafür auch bemühen – der Effekt trifft dennoch immer uns selbst.
    Nehmen wir an, morgen früh würden Sie aufwachen und hätten eine nicht gleich lebensgefährliche, aber doch beeinträchtigende Erkrankung. Und Ihr Arzt würde Ihnen freundlich erläutern, dass dieser Krankheit meist eine längere Phase von Belastung oder unausgewogenem Leben vorausgeht, und fragen, ob Sie dazu eine Idee hätten. Die meisten Menschen wüssten jetzt aus dem Stand, was das bei ihnen gewesen sein könnte. Wir wissen nämlich, wo wir unvernünftig sind und so tun, als ob unser Körper ein unverwundbares System sei, das alles, alles wegstecken kann – Mängel in der Ernährung, leichtfertiger Umgang mit Alkohol und Zigaretten, Zeiten mit viel Stress und zu wenig Ausgleich.
    Wie die Kinder, die glauben, unsichtbar zu sein, wenn sie die Augen schließen, erlauben wir uns dennoch oft über Jahre Gewohnheiten, die mindestens nicht besonders gesund, wenn nicht sogar fahrlässig sind. Aber wir gehen davon aus, dass schon nichts passieren wird. Krankheiten, gesundheitliche oder psychische Krisen – das haben immer die anderen. Wir machen so weiter mit den üblichen Ausreden, mit denen wir unser Verhalten gutreden. Wenn man einmal addiert, wie viel Vernachlässigung und schlechte Angewohnheiten wir ignorieren, wie wir kleine und mittlere Ungereimtheiten unserer Lebensführung routiniert bagatellisieren oder schönreden, dann gehen wir mit einem hohen Gut erstaunlich leichtsinnig um.
    Wie wichtig ist uns unsere Gesundheit denn wirklich? Viele Menschen stellen sich diese Frage erst, wenn Symptome (Knie knirscht, Blutdruck ist grenzwertig, Puste wird kürzer) oder eine beunruhigende Diagnose sie dazu zwingen. Und dann geht plötzlich viel von dem, was vorher wegargumentiert wurde. Dürfen wir nur dann liebevoll mit uns umgehen, wenn es sein muss?
    Ist es aber andererseits denn nicht viel besser, an Krankheiten erst dann zu denken, wenn sie akut werden? Wenn wir in Kategorien von unnötiger Besorgtheit sprechen, ganz bestimmt. Optimismus ist gesund, das Leben zu genießen, erst recht. Und natürlich spielen Naivität, Gottvertrauen oder Chuzpe und ganz normale Bequemlichkeit ganz sicher eine Rolle dabei, wenn wir unvernünftig mit uns selbst verfahren.
    Dennoch: Liebe ist anders.
    Wenn Sie zu einem ayurvedischen oder einem anderen ganzheitlich arbeitenden Arzt gehen, dann wird er Sie, völlig unabhängig davon, aus welchem Grund Sie ihn konsultieren, fragen: Wie ist Ihr Schlaf? Wie ist Ihre Verdauung? Wie viel arbeiten Sie? Wie viel bewegen Sie sich? Ganzheitliche Medizin nimmt die physiologischen Grundbedürfnisse sorgsam in den Blick, die wir im Alltag oft meinen, schadlos vernachlässigen zu können. Wir gehen mit Stresssymptomen zum Arzt und hoffen, dass er uns etwas verschreibt, womit es uns dann besser geht – ohne dass wir selbst an Lebensgewohnheiten rühren müssten. Eine Medizin, die uns in die Verantwortung für unser eigenes Leben setzt, kann eine solche Erwartung bestenfalls freundlich enttäuschen.
    Damit ist die Basis beschrieben: Sorgen Sie dafür, dass Sie gut, genug und erholsam schlafen? Ernähren Sie sich gesund? Stellen Sie eine Balance zwischen Anspannung und Entspannung her und bewegen Sie sich ausreichend an der frischen Luft?
    Ihre Gesundheit interessiert sich nicht für Ihre Argumente, weshalb Sie ungesund leben. Es könnte gut sein, dass wir nur ein Leben haben. Nämlich dieses. Und nur diesen Körper, der sich nur auf Sie verlassen kann.

Sich zu überwinden tut gut
    Tun, was uns guttut, heißt leider nicht unbedingt, dass es sofort Spaß macht. Früh aufzustehen, fällt mir zum Beispiel immer schwer, aber kaum etwas macht mich so selig wie ein ganz junger Morgenhimmel. Und wenn ich kleine Spatzen in noch dunstigen Zweigen oder am Fluss im Dämmerlicht einen in diesem überirdischen Blau aufblitzenden Eisvogel fotografieren konnte, dann bin ich froh, mich aufgerafft zu haben.
    Zu vielem müssen wir uns überwinden, damit es uns guttun kann. Zum Spazierengehen, wenn es regnet, obwohl es das Beste gegen die Kopfschmerzen wäre, dazu, ein heikles Thema anzusprechen, den Finger zu heben, wenn wir gerne

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