Das Ende Der Ausreden
zu tanken und wieder schlafen zu können. Ich schlug ihm vor, einen Yogalehrer zu kontaktieren, der ihm helfen würde, Tiefenentspannung zu erlernen. Der Blick, mit dem der junge Mann, der so meditative Sportarten wie Rugby und Fechten bevorzugt, mich anschaute, war zum Rahmen schön. Yoga wäre genau das Richtige für ihn gewesen, aber er konnte sich nicht dazu durchringen.
Tun, was uns guttut, bedeutet
• uns für das zu entscheiden, was uns stärkt
• auf das zu verzichten, was uns nicht guttut und damit: schlechte Angewohnheiten zu lassen
• als Erstes das zu erledigen, wozu wir keine Lust haben, was aber getan sein will
• unser Selbstvertrauen dadurch zu stärken, dass wir Dinge tun, die uns schwerfallen, von denen wir aber wissen, dass sie gut für uns sind
• uns nur vorzunehmen, was wir auch wirklich tun werden
• Probleme und Konflikte, die uns beeinträchtigen, anzugehen oder unsere Auffassung dazu so zu ändern, dass wir nicht mehr leiden
• uns selbst statt Ausreden die Wahrheit zuzumuten
21 Genießen können wir nie zu viel
Sich überwinden, anstrengen, mutig sein, Pläne umsetzen … dass uns das alles guttut, kann man einsehen. Aber gibt es auch noch etwas, das direkt und ohne Umwege, einfach so guttut und glücklich macht?? Gibt es. Und wir sollten es so oft wie möglich tun. Nämlich: genießen.
Wir alle haben eine Kraftquelle in uns, die wir jederzeit und egal, wo wir uns befinden, nutzen können. Sie funktioniert wie eine innere Tankstelle für Wohlbefinden. Wir können sie anzapfen, wann immer uns danach ist. Das geht innerhalb von Sekunden, ganz leicht:
Denken Sie einmal an eine Situation, in der Sie wirklich glücklich waren. Erinnern Sie sich so konkret, lebendig und plastisch wie möglich und spüren Sie mit allen Sinnen hinein. Wenn Sie eine Szene aus dem letzten Urlaub vor Augen haben und gedanklich an eine kleine Bucht gegangen sind und dort wieder aufs Meer schauen, bringen Sie jetzt Farbe und Ton ins Bild, spüren Sie den Sand zwischen Ihren Zehen, Sonne und Wind, vielleicht prickelt Ihre Haut, riechen Sie, was es da gibt zwischen Seeluft, Sonnenlotion, Melone, alles was dazugehört.
Vielleicht stehen Sie auch an einem Fenster in einer Altbauwohnung in Berlin und schauen auf die Brandmauer gegenüber, und da hat jemand in großen blauen Buchstaben daraufgesprüht »Wann heiratest du mich endlich?«. Und Sie wissen, das ist für Sie.
Oder Ihnen ist sofort in den Kopf gekommen, wie Sie nach einer Diät das erste Mal wieder eine Jeans in Größe 38 anprobiert haben. Bisschen Luftanhalten ist noch erforderlich, aber: Der Reißverschluss geht zu! Oder Sie erinnern sich an den Moment, an denen man Ihnen Ihr Kind zum ersten Mal auf den Bauch gelegt hat.
Kleine, größere und sehr große Glücksmomente liegen in Ihrem Gedächtnis und warten darauf, dass Sie sich ihrer erinnern. Man nennt sie auch Moments of excellence . Da liegen alltägliche (Vanillepudding!), außerordentliche, lebensentscheidende und weltbewegende solcher Momente, kleine, zarte und solche voller emotionaler Wucht. Über einem Meer von Wolken, die den Vierwaldstätter See verschluckt haben, stehen und die Gipfel im Abendlicht sehen. An der Ziellinie beim Marathon applaudieren. Den verwuschelten Kopf Ihres Mannes, wenn er aufwacht, streicheln. In einem Schwarm zitronengelber Fische schnorcheln und vor Begeisterung richtig viel Wasser schlucken.
Was passiert, wenn Sie daran denken und alle Ihre Sinne hinzunehmen? In Ihr Gesicht schleicht sich ein Lächeln, Ihre Züge werden sanft, Ihre Augen bleiben geschlossen. Und Sie sind – so lange, wie Sie sich der Erinnerung hingeben – erneut glücklich, hier und jetzt.
Dass das so funktioniert, wird Sie vermutlich nicht besonders wundern, das kennen Sie schon den größten Teil Ihres Lebens. Dennoch ist es lohnend, sich klarzumachen, dass Sie jedes Mal, wenn Sie das tun, sich ein positives Gefühl selbst machen . Durch einen Gedanken, eine Erinnerung, eine Vorstellung, eine angenehme Empfindung. Ist doch faszinierend, dass das geht, wo doch weder der Strand noch die Jeans oder das Baby gerade hier sind … Es geht natürlich auch umgekehrt – wenn Sie an eine traurige, erschütternde, bedrohliche, enttäuschende Szene denken, dann sind auch die dazugehörigen Gefühle sofort da. Auch wenn Sie sich vorstellen, wie Sie mit dem, was Sie vorhaben, wahrscheinlich grandios scheitern werden, stellen sich passende Empfindungen ein. Das bedeutet: Sie können
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